5330/AB XX.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 5641/J - NR/1999 betreffend Bericht der
Bundesregierung betreffend den Abbau der Benachteiligungen von Frauen (III - 150 d. B.), die die
Abgeordneten Elfriede Madl und Kollegen am 20. Jänner 1999 an mich richteten, wird wie folgt
beantwortet:
Ad 1.:
Die Studie „Schülerinnen an höheren technischen Lehranstalten“ (eine Studie unter dem Titel
„Berufsorientierung von Mädchen“ gibt es nicht), die mit dem Thema Berufsorientierung von
Mädchen in Zusammenhang steht, bildete die Grundlage u. a. für folgende Maßnahmen:
• AKTIONSPLAN 2000, 99 Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung im Bereich von
Schule und Erwachsenenbildung, begonnen im Mai 1997.
• Aktion „MiT- Mädchen/Frauen in die Technik“, die 1998 angelaufen ist und an der sich 20
technische mittlere und höhere Schulen in Form von besonderen Aktivitäten (wie technische
Schnupperprogramme für Mädchen, Rhetorik - Kurs für Mädchen, Elternabend, Mädchen
Infostand am Tag der Offenen Tür, Diskussion mit Technik - Absolventinnen) beteiligen.
• Evaluierung der Aktion „MiT“ zwecks weiterer Maßnahmen.
. Aktion „Geschlechter - Kultur macht Schule“ (gemeinsam mit dem Österreichischen
Kulturservice). 1998/99 unter dem Schwerpunkt: Geschlechtssensible Berufsorientierung -
Erweiterung der Perspektiven von Mädchen und Burschen. Schüler/innen haben bei
Gesprächsrunden die Möglichkeit, Fachfrauen/Fachmänner in untypischen Arbeitsbereichen
kennen zu lernen.
• „Die Technikerin“: ein 3 ½ - tägiges Berufsorientierungsangebot für Schüler/innen der 11. bis
13. Schulstufe. (Hat bereits zweimal stattgefunden und ist für 1999 wieder fix geplant.)
• Herausgabe von Informationsmaterialien für Lehrkräfte (TIMSS und COMPED. Studien zur
mathematisch
- naturwissenschaftlichen und computerbezogenen Bildung. Konsequenzen in
geschlechtsspezifischer Hinsicht. Broschüre A5, 59 Seiten, BMUK 1998) und Schüler/innen
(Frauen gehen neue Wege. 25 Fragen und Antworten zum Thema Fachhochschul - Studien.
Broschüre A6, 43 Seiten. Herausgegeben vom BMUK und BMWV, Wien 1998).
. Video "MUT - Mädchen und Technik".
Ad 2.:
. Herausgabe von Informationsmaterialien für Lehrkräfte wie „Sprünge in die Zukunft“
(Anregungen für den Unterricht zur Berufsorientierung von Mädchen in der 7. und 8.
Schulstufe. Broschüre A4, 163 Seiten, BMUK 1997) oder Mitherausgabe der Broschüre
„Mädchen können mehr“ (Tipps zur Ausbildungs - und Berufswahl. Hrsg. vom AMS, BM für
Frauenangelegenheiten, BMAGS, BMUK, 1997).
. Weiters werden seit Jahren Vereine und Initiativen in ganz Österreich unterstützt, die Kurse in
den Bereichen Handwerk, Technik und neue Informationstechnologien anbieten. Insbesondere
1998 wurde ein solcher Schwerpunkt gesetzt. (Dieser Schwerpunkt wird im Jahr 1999
fortgesetzt.)
Ad 3.:
Eine Verstärkung des Kursangebotes für Mädchen zu Handwerk, Technik und neue
Informationstechnologien ist von den budgetären Möglichkeiten abhängig. Kurse dieser Art müssen
in Hinkunft auch auf der Grundlage der Schulautonomie und der seit Herbst 1998 bestehenden
verbindlichen Übung "Berufsorientierung" vermehrt von den Schulen selbst angeboten werden.
Ad 4.:
Die seitens meines Ressorts herausgegebenen Informationsmaterialien zu den genannten Themen
sind als Angebote zu verstehen; die Lehrkräfte werden nicht zur Verwendung dieser Materialien
verpflichtet. Die seit Jahren anhaltende starke Nachfrage sowie zahlreiche Rückmeldungen zeigen
jedoch, dass diese Broschüren direkt oder indirekt im Unterricht Verwendung finden.
Mit dem Schuljahr 1998/99 wurde die verbindliche Übung „Berufsorientierung“ an den
Hauptschulen und AHS (BGBl. Nr. 60. und 61 vom 26. Februar 98) eingeführt; die Befassung mit
dieser Thematik ist somit verpflichtend geworden. Der Lehrplan dazu sieht außerdem auch vor,
dass sich Schüler/innen mit der Problematik der geschlechtsspezifischen Konzentration auf
bestimmte Ausbildungswege und den daraus resultierenden Konsequenzen, mit dem eigenen
Rollenverständnis und der persönlichen Lebens - und Berufsplanung sowie mit dem Thema der
Doppelbelastung
von berufstätigen Frauen auseinander setzen sollen. Die Methoden - und
Gestaltungsfreiheit der Lehrer/innen bzw. der derzeitige Charakter der Lehrpläne (Rahmenlehr-
pläne) erlaubt den Einsatz solcher Materialien auch in anderen Unterrichtsgegenständen. Aus
Anlass der Einführung der verbindlichen Übung „Berufsorientierung“ wurde auch die Aktion
„Geschlechter - Kultur macht Schule“ unter dem Schwerpunkt „Geschlechtssensible Berufs -
orientierung - Erweiterung der Perspektiven von Mädchen und Burschen“ fortgesetzt. (siehe auch
Frage 1)
Ad 5.:
Ein wesentlicher Beitrag zur Berufsorientierung von Mädchen ist sicherlich die oben bereits
genannte Einführung der verbindlichen Übung Berufsorientierung.
Der entsprechende Lehrplan umfasst u. a. zwei Schwerpunkte, die sich mit der gegebenen Thematik
besonders befassen:
- durch Auseinandersetzung mit der Problematik der geschlechtsspezifischen Konzentration auf
bestimmte Ausbildungswege und des nach Geschlechtern geteilten Arbeitsmarkts die daraus
resultierenden Konsequenzen für die weitere Lebens - und Berufslaufbahn einschätzen lernen
• Stärkung des Selbstwertgefühls, insbesondere von Mädchen, hinsichtlich der Eignung für ein
breites Ausbildungs - und Berufsspektrum
• Doppelbelastung von berufstätigen Frauen und Lösungsansätze
• Partnerschalt und Aufgabenteilung in Familie, Ehe und Lebensgemeinschaften
. Rollenverständnis (biologische Rolle, soziale Rolle, Berufsrolle) von Mädchen und Frauen,
Knaben und Männern
• gesetzliche Grundlagen, z. B. Ehegesetz, Gleichbehandlungsgesetz
• Bezahlung, Aufstiegsmöglichkeiten, Wiedereinstiegsproblematik, Teilzeitbeschäftigung,
Weiterbildungschancen
- Erwartungshaltungen und Beeinflussungen von außen wahrnehmen, ergründen und in ihrer
Wirkung einschätzen lernen
• äußere Einflüsse auf die Entwicklung des Berufswunsches
• geschlechtsspezifische Vorurteile (Rollenbilder, geschlechtsspezifische Arbeitsteilung etc.)
• Lebens - und Berufsbiografien
• Statistiken und Datenmaterial zu beruflichen Positionen, Einkommenshöhen, Arbeitsplatz - und
Ausbildungsangebot etc.
Die verbindliche Übung Berufsorientierung ist im Rahmen der Autonomie festzulegen oder nach
Maßgabe der subsidiären Stundentafel durchzuführen. Die Übung kann integrativ geführt werden,
zusätzliche Kosten sind nicht entstanden
Ad 6 u. 9.:
Zur Beantwortung dieser Frage müsste der genaue Umfang der Evaluation festgelegt und
entsprechende Kostenvoranschläge eingeholt werden, was in diesem Zeitraum jedoch nicht möglich
ist. Jegliche Schätzung wäre nicht seriös, daher kann diese Frage nicht beantwortet werden.
Ad 7. u. 8.:
Die Lehrerausbildung an der Berufspädagogischen Akademie inkludiert im Bereich der
humanwissenschaftlichen Unterrichtsgegenstände pädagogische Konzepte zum Umgang mit Gewalt
an den Schulen. Die Programme der Pädagogischen Institute bieten ebenfalls eine Reihe von
Lehrerfortbildungsveranstaltungen zu diesem Themenbereich an. Besonders die an den
berufsbildenden Schulen tätigen Bildungsberater setzen sich in den Aus - und Fortbildungs -
veranstaltungen immer wieder mit dem Themenbereich Gewalt auseinander. Darüber hinaus
arbeiten die Schulen durch die Beratungsinstitutionen der Schulverwaltung (Schulservice,
Schulpsychologen) und je nach Bedarf durch andere außerschulische Beratungs - und
Informationsstellen (Kriseninterventionszentrum, Drogenberatungsstellen etc.) zusammen.
Für die an den berufsbildenden Schulen tätigen Bildungsberater sind entsprechende
Fortbildungsveranstaltungen vorgesehen. So ist, z. B. für November 1999 ein Schwerpunktseminar
zum Thema „Konstruktive Konfliktlösung - Meditation" geplant.
Die Beteiligung an internationalen Projekten wie, z. B. „Friedenserziehung und Konfliktbewälti -
gung". Die Bildungsberater an berufsbildenden Schulen werden auch auf das im Rahmen dieses
Projektes veröffentlichte „Handbuch für Konfliktlösungsarbeit an Schulen" hingewiesen.
Schülerzentrierte Lernformen und projektorientierte Unterrichtsgestaltung fördern das Miteinander
und stellen somit einen Beitrag zu einem gewaltfreien Schulklima dar.
Im Rahmen der dafür geeigneten Unterrichtsgegenstände (z. B. Politische Bildung, Geschichte,
Deutsch, Lebende Fremdsprache) sowie im Unterrichtsprinzip Medienerziehung oder in Projekten
wird ebenfalls das Thema Gewalt altersadäquat behandelt.
Allenfalls werden der jeweiligen Situation entsprechend persönliche Lösungsansätze zusammen mit
den Betroffenen (Täter und Opfer) sowie Bildungsberatern, Eltern, Schulpsychologen etc. erarbeitet
und entsprechend
umgesetzt.
Ad 10. u. 11.:
Übersicht über die im Jahr 1995 und 1996 geförderten Vereine, die auch schulische
Präventionsarbeit leisten:
1995:
|
- Verein TANIAR, Wien |
S 25.000,-- |
|
- Frauen Forum Leibeserziehung, Krems |
S 30.000,-- |
|
- Verein DREHUNGEN, Wien |
S 40.000,-- |
|
- Verein SELBST - LAUT, Wien |
S 40.000,-- |
|
- AG auton. Österr. Frauenhäuser, Wien |
S 40.000,-- |
|
- Verein Frauen gegen sexuellen Missbrauch, Graz |
S 40.000,-- |
|
- Autonomes Frauenzentrum, Linz |
S 40.000,-- |
|
- Verein Frauen gegen Vergewaltigung, Innsbruck |
S 40.000,-- |
|
- Verein Notruf u. Beratung für vergewaltigte Frauen und |
S 40.000,-- |
|
Mädchen, Wien |
|
|
- Verein Frauen - Notruf, Salzburg |
S 30.000,-- |
|
- Frauen gegen sex. Ausbeutung, Wien |
S 26.000,-- |
|
Gesamt: |
S 391.000,-- |
1996:
|
- Verein TAMAR - Beratungsstelle, Wien |
S 25.000,-- |
|
- Frauenforum Salzkammergut, Ebensee |
S 20.000,-- |
|
- Verein Frauen gegen Vergewaltigung, Innsbruck |
S 30.000,-- |
|
- Verein Notruf u. Beratung für vergewaltigte Frauen und Mädchen, Wien |
S 30.000,-- |
|
- Autonomes Frauenzentrum, Linz |
S 30.000,-- |
|
- Verein Frauen gegen sexuellen Missbrauch, Graz |
S 30.000,-- |
|
- Verein SELBST - LAUT Wien |
S 20.000,-- |
|
- Verein Frauen gegen sex. Ausbeutung, Wien |
S 20.000,-- |
|
- AG autonome österr. Frauenhäuser, Wien |
S 20.000,-- |
|
- Verein FRAUENNOTRUF SALZBURG |
S 30.000,-- |
|
- Mädchenzentrum Klagenfurt (Schulprojekt zu Gewalt) |
S 20.000,-- |
|
Gesamt: |
S 275.000,-- |
*) Von der Vervielfältigung der der Anfragebeantwortung angeschlossenen
Broschüren wurde gemäß § 23 Abs. 2 GOG Abstand genommen.
Die gesamte Anfragebeantwortung liegt jedoch in der Parlaments -
direktion zur Einsichtnahme auf.