556/AB

 

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 539/J-NR/1996 betreffend Schulsportunterricht, die die Abgeordneten Dr. Udo Grollitsch und KollegInnen am 30.  April 1996 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

1.       Wie haben sich die Sparpakete und die damit verbundenen Einschränkungen bei den unverbindlichen Übungen auf den Schulsportunterricht ausgewirkt?

Antwort:

 

Es erfolgte keine generelle Kürzung der unverbindlichen Übungen im Bereich Sport, sondern im Rahmen der schulautonomen Entscheidungsmöglichkeiten wurden gezielt Schwerpunkte gesetzt.  Der Schulsportunterricht hat keine qualitative Verschlechterung erfahren.  Es wurden neue Kooperationsformen erprobt, mit denen die notwendigen Angebote zur sportlichen Betätigung der SchülerInnen gesichert wurden.  Durch die Zusammenarbeit von Schule und außerschulischen Arbeiten kann sogar die dauerhafte Verankerung des sportlichen Einsatzes über die Schule hinaus verstärkt werden.

 

2.       Wie haben sich die Sparpakete auf die Entwicklung der Schul­sportveranstaltungen ausgewirkt?

 

a.       Wie hoch war die Zahl der Skikurswochen und Schulsportwochen in Österreich im Jahre 1995?

 

b.       Wie hoch war die Zahl der Skikurswochen und Schulsportwochen in Österreich in den Jahren 1993 und 1994?

 

Antwort:

Schulveranstaltungen mit leibeserziehlichem Schwerpunkt werden ebenfalls nicht jährlich, sondern in Abständen erhoben.  Für das Schuljahr 1992/93 wurde eine umfangreiche Auswertung zu Sport­wochen erstellt, und auch Vergleichswerte zu den letzten zehn Jahren wurden berücksichtigt. (Beilage 1)

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Anzahl der leibes­erziehlichen Schulveranstaltungen bis 1992/93 noch immer im Steigen begriffen war, aber der Anteil der Sommersportwochen zunimmt.  Dies ist nicht negativ zu beurteilen, wenn man davon ausgeht, daß die Bedürfnisse der einzelnen Schulen für die Aus­wahl maßgeblich sein sollen.  Mit der Schulveranstaltungen­verordnung 1995 ist die Verantwortung der Schulen für die Aus­wahl der Schulveranstaltungen bedeutend ausgebaut worden.  Von dieser Maßnahme kann auch eine höhere Identifikation der Schulpartner mit der Zielsetzung von Schulsportveranstaltungen erwartet werden.  Eine generelle Verschlechterung des Angebotes ist daher nicht zu erwarten.

 

3.       Teilen Sie die einleitend erwähnten Sorgen bezüglich des körperlichen Zustandes von Österreichs Schuljugend?

Antwort:

 

Der körperliche Zustand der österreichischen Schuljugend erfor­dert zielstrebige Verbesserungsmaßnahmen.  Vor allem das stun­denlange Stillsitzen stellt den Hauptgrund für eine Zunahme der Beeinträchtigungen des Bewegungs- und Stützapparates dar.

 

Später kommen auch Kreislaufprobleme dazu.  Das Ansteigen der Auffälligkeiten von rund 5% bei Schulanfängern und mehr als 20% bei Schulabgängern zeigt das Problem in aller Deutlichkeit.  Deshalb werden seitens des Bundesministeriums für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten verstärkt Maßnahmen angeboten, um dem Bewegungsmangel vorzubeugen.  Mit der Aktion "Bewegte Schule" werden in der Volksschule und in den Sekundarstufen I und II verschiedene Ansätze verfolgt, um gegensteuernd zu wirken: "Gesund & Munter" will die tägliche Bewegungszeit in den Volksschulen, "Klug & Fit" eine größere Beachtung der Grundlagen (Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Geschicklichkeit) und der Erhaltung des muskulären Gleichgewicht "Gemeinsam & Aktiv" ist der Beginn einer verstärkten Kooperation mit außer­schulischen Einrichtungen zur Absicherung einer ausreichenden Bewegungszeit.

 

 

4.       Befürchten Sie auch eine negative Auswirkung der Sparpakete auf das Schulsportangebot und in der Folge auf die körper­liche Entwicklung der Schuljugend?

 

Antwort:

 

Es ist wichtig, flankierende Maßnahmen gegen die Abnahme der Bewegungsmöglichkeiten zu finden, damit sich der Gesundheits­zustand der Jugendlichen nicht verschlechtert.  Wesentlich ist aber auch, daß der erziehliche Einfluß zum Bewegen bei außer­schulischen Partnern nicht unbedingt gegeben ist.  Daher müssen die flankierenden Maßnahmen auch darauf abzielen, daß die Kooperationspartner sich mit den Zielen des Bewegungsunter­richtes identifizieren.  Hier wäre als Beispiel anzufahren, daß eine (ausschließliche) Motivation zum Leistungssport nicht für alle Menschen in Frage kommen darf.  Durch verstärkte den Unter­richt ergänzende Angebote in Kooperation von Schulen, Eltern und Vereinen können die Standards erhalten werden.  Es ist Ziel­setzung des Ressorts, die Arbeit privater Initiativen in jeder Hinsicht zu unterstützen.

 

5.       Ist daran gedacht, einem Vorschlag des freiheitlichen Sport­konzeptes folgend, das Neigungsgruppenturnen durch Beizie­hung von Vereinstrainern und Zusammenführung von Schul- und Vereinssport zu forcieren?

 

a.       Wenn ja, wo gibt es diesbezügliche Kooperationen?

 

b.       Wird dabei sichergestellt, daß nicht die Dachverbände, son­dern die Fachverbände Trainer nominieren?

 

Antwort:

Schule und Vereinssport enger zusammenzuführen, ist Anliegen der jüngsten Entwicklung.  Immer schon wurden Experten zu Unver­bindlichen Übungen aus Leibesübungen zugezogen, insbesondere, wenn es sich um Inhalte handelte, für die die LehrerInnen nicht ausreichend befähigt sind.  Das kann eine spezielle Wettkampf­vorbereitung genauso betreffen wie eine Sportart, die zum Aus­bildungszeitpunkt der LehrerInnen wenig Rolle gespielt hat (etwa: Mountainbiking).  Kooperationen gibt es sowohl mit Fach­verbänden als auch mit Dachverbänden.

 

6.       Ist der mehrseits geforderte und durch das Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten projektierte Versuch eines Schulkurzturnen als Vorbereitung der "täglichen Turnstunde" angelaufen?

 

a.       Wenn ja, mit welchen Ergebnissen?

 

b.       Wenn nein, warum nicht?

 

Antwort:

Die tägliche Bewegungszeit soll in der Grundschule sowohl in.­den Lerneinheiten ("Bewegtes Lernen" etwa durch Lesen im Stehen oder auf dem Bauch liegend, Bewegungsunterbrechungen etc.) als auch in den Pausen (Pausenflächengestaltung, Bewegung als Pauseninhalt, Bewegungsgeräte zur Anregung) ermöglicht werden.  Daneben.soll es ein gezieltes Angebot an Entwicklungsreizen im Unterrichtsgegenstand Leibesübungen geben.  Bereits seit

mehreren Jahren besteht ein Kanon von Übungen, die das "Kurz­turnen" der frühen Jahre ersetzt haben.  Diese Übungen sind den Lehrern in Broschüren vorgestellt worden und für die Klassen als Plakate verfügbar.  Im kommenden Schuljahr werden diese Plakate ergänzt und erneuert.  Die Akzeptanz in den Volksschulen ist sehr groß; an eine Ausweitung in weitere Schulformen ist gedacht.

 

7.       Sehen Sie, wie die Freiheitlichen, ein Ersparnispotential im Bereich des Schulsports?

Antwort:

 

Eine Vielzahl von bereits erwähnten Maßnahmen soll helfen, den Gesundheitszustand der Jugendlichen durch ausreichende Bewegung zu verbessern.  Dabei wird jeweils der effizienteste Weg gesucht werden.