5604/AB XX.GP

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Partik - Pablé und Kollegen haben am 11. März

1999 unter der Zahl 5898/J an mich eine schriftliche parlamentarische Anfrage

betreffend ‚Österreichs Mitgliedschaft bei der IOM (Internationalen Organisation für

Migration)“ gerichtet.

 

Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:

 

Zu Frage 1:

 

66 weitere Staaten sind Mitglied bei der Internationalen Organisation.(Alphabetische

Auflistung der Mitgliedstaaten siehe Beilage)

 

Zu Frage 2:

 

IOM ist spezialisiert auf Transportorganisation, freiwillige Rückkehr und

Reintegrationskonzepte, Bekämpfung von Schlepperei, Frauen und Menschenhandel

durch internationalen und überregionalen Erfahrungsaustausch

 

Alle Staaten können auf das know how von IOM zurückgreifen, es existiert ein

Erfahrungsaustausch, der von IOM in Form von Seminaren/Workshops zu

spezifischen Themen organisiert wird. Außerdem verfügt IOM über ein Netzwerk von

Büros auf der ganzen Welt.

 

Österreich hat im Speziellen einen Standortvorteil durch das IOM - Büro in Wien und

hat dadurch einen direkten Zugang zu Leistungen.

 

Weiters bietet IOM konkurrenzlos die kostengünstigste Transportabwicklung (bis

50% Flugermäßigung)

Zu Frage 3

 

1998:

Österreichs Mitgliedsbeitrag zum administrativen Teil des Budgets: SFR 385.388,--

Österreichs Mitgliedsbeirag zum operationellen Teil des Budgets: US$ 157.300,--

 

1999:

Österreichs Mitgliedsbeitrag zum administrativen Teil des Budgets: SFR 389.793,--

Österreichs Mitgliedsbeitrag zum operationellen Teil des Budgets: US$ 173.00,--

 

Zu Frage 4

 

1996 konnten 1221 Personen, 1997 konnten 1333 Personen und 1998 konnten 1655

Personen organisiert befördert werden.

 

Zu Frage 5

 

Im operationellen Bereich organisiert IOM - Wien hauptsächlich die Auswanderung

von Asylwerbern und Kriegsvertriebenen aus Österreich und die Transitwanderung

von Migranten aus den Nachbarländern durch Österreich.

Aufgabe von IOM - Wien ist insbesonders

 

- die Ausreise zum kostengünstigsten Flugtransport vorzubereiten,

   (- Documentation check - Hilfe bei der Beschaffung der erforderlichen Dokumente

 

- Medical check

 

- Buchung des Flugtickets

 

- Embarcation services - Sammlung der Personen, Übergabe der Dokumente

 

- Unterstützung beim airport - check - in)

 

- bei Transitbewegungen den Grenzübertritt nach und von Österreich mit dem

  Bundesministerium für Inneres zu koordinieren und Sammelvisa zu besorgen;

 

  (da es sich im Jahr um ca. 4.000 bis 5.000 Durchreisen handelt, ergibt sich für

  das Bundesministerium für Inneres und die nachgeordneten Dienststellen durch

  die Organisation und Begleitung der Transitgruppe eine wesentliche

   administrative Erleichterung. Darüber hinaus kann ein illegaler Aufenthalt

   transitierender Migranten vermieden werden.)

- die Identifikation der betreffenden Personen durchzuführen und die Aus— und

  Durchreise zu betreuen sowie

- die Ankunft im Niederlassungsland vorzubereiten.

 

Für eine bessere Integration der Flüchtlinge im Niederlassungsland führt IOM - Wien

Sprachkurse und landeskundige Orientierungskurse durch. Das betrifft einerseits

Asylwerber und Kriegsvertriebene, die in die USA, nach Kanada und Australien

auswandern, die hauptsächlich Englischunterricht erhalten, andererseits bosnische

de - facto Flüchtlinge, die Deutschunterricht zur besseren Eingliederung in Österreich

erhielten.

 

Zu Frage 6

 

Über die Kostenersparnis werden keine Aufzeichnungen geführt . Tatsache ist, dass

die Zielgruppe der freiwilligen Rückkehrer illegal aufhältige Personen bzw.

Asylwerber ohne Aussichten auf Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft sind und

sich dadurch für den Bund Kosteneinsparungen für nicht fortgeführte Verfahren wie

allfällige Abschiebung bzw. Schubhaft ergeben.

So kann das System entlastet und dennoch der Zweck fremden polizeilicher

Maßnahmen erreicht werden.

 

33 Personen kehrten im Jahr 1997, 55 Personen im Jahr 1998,13 Personen bis 31.

März 1999 freiwillig aus Österreich in ihre Heimatstaaten zurück.

 

Zu Frage 7

 

IOM bietet Staaten sowie internationalen und anderen Organisationen ein Forum für

den Austausch von Ansichten und Erfahrungen, fördert die Zusammenarbeit und die

Koordination von Maßnahmen im Hinblick auf internationale Migrationstragen

einschließlich Untersuchungen über solche Fragen zur Erarbeitung praktischer

Lösungen wie z. B. „Trafficking in women", Menschenhandel und illegale Migration.

 

Dort wo Abstimmung erforderlich oder gemeinsames Vorgehen notwendig ist,

werden Grundlagen geschaffen.

 

Die Ost - und Zentraleuropäischen Staaten werden geschult, um deren Systeme auf

europäische Standards auszurichten.

 

Die zentralen Foren für den internationalen Erfahrungsaustausch sind der Rat und

das Exekutivkomitee von IOM.

Das Exekutivkomitee setzt sich aus den Vertretern von neun Mitgliedstaaten

zusammen und überprüft die Umsetzung des Programms wie die Gebarung.

 

Der Rat setzt sich aus Vertretern der Mitgliedstaaten zusammen, bestimmt die Linie,

die Arbeitsschwerpunkte und die Strategie der Umsetzung.

 

Zu Frage 8 und 9

 

Von einer detaillierten Anführung der bisher auf staatenübergreifender Basis durch

die Mitgliedschaft bei der IOM geförderten Maßnahmen, der bis jetzt erörterten

,,Spezialfragen" und der diesbezüglich erarbeiteten praktischen Lösungen muss aus

Gründen des damit verbundenen unverhältnismäßig hohen Verwaltungsaufwandes

Abstand genommen werden.

 

Exemplarisch dürfen folgende Maßnahmen genannt werden:

 

1990 -       Organisation der Repatriierung von infolge der Invasion Kuwaits durch

                  den Irak im Persischen Golf gestrandeten Migranten auf Basis des UN -

                  Beschlusses.

 

1993 -        Organisation und Unterstützung der Rückkehr von Vertriebenen aufgrund

                  des Bürgerkrieges in Mozambique nach dem Friedensabkommen

 

1995 -        Evakuierungsaktion von gefährdeten Gruppen aus Tschetschenien in

                  sichere nahegelegene Regionen.

 

1996 -        operationelle und logistische Durchführung der freiwilligen Rückkehr

                  bosnischer Kriegsflüchtlinge nach der Unterzeichnung des Friedensab-

                  kommens von Dayton: IOM führt ein Programm „Rückführung

                  qualifizierter Arbeitskräfte“ nach Bosnien - Herzegowina durch.

 

1990/91 -   Reintegrationsprogramm Chile: Sonderprogramm der IOM zur Rückkehr

                   von Chilenen aus Österreich und deren Reintegration in Chile.

 

1994/95 -    Sonderprogramme: Evakuierung und Behandlung von Schwerverletzten

                   aus Sarajewo.

 

1996 -         Durchführung einer Konferenz zur Bekämpfung des Frauenhandel

                    zusammen mit der Europäischen Union und dem Bundesministerium für

                    Inneres in Wien.

 

1990/96 -    Mitwirkung am ,,Comprehensive Plan of Action“ des UNHCR, dem

                    „Resettlement Program“ für vietnamesische Flüchtlinge aus

                    Erstasylländern Ost - u. Südostasiens im Rahmen eines burden sharing

                    (Solidarausgleiches).

Zu Frage 10

 

An dem vom österreichischen Bundesministerium für Inneres initiierten und in

Zusammenarbeit mit der IOM durchgeführten Trainingskurs „Freiwillige

Rückkehrprogramme“ in Wr. Neustadt, vom 20. - 22. Februar 1997, nahmen Vertreter

Belgiens, Deutschlands, Finnlands, den Niederlanden, Norwegens, Österreichs,

Polens, Portugals, Schwedens, der Schweiz, der Slowakei, Sloweniens, Spaniens,

der Tschechischen Republik und Ungarns sowie Vertreter der IOM, insgesamt 47

Personen, teil.

 

Im Hinblick auf die Planung und Initiierung neuer Rückkehrprogramme in den

Mitgliedstaaten der Europäischen Union, in Norwegen, in der Schweiz und in den

Staaten Zentral- und Osteuropas, in denen bislang keine derartigen, in

Zusammenarbeit mit der IOM durchgeführten Rückkehrprogramme bestanden,

wurden die bestehenden Verfahren und Programme einer Betrachtung unterzogen,

besonders aber über die Erfahrungen mit den in den letzten Jahren durchgeführten

Rückkehraktionen für bosnische Kriegsvertriebene, andererseits aber auch die

Intensivierung der staatenübergreifenden Zusammenarbeit und Rückkehrprojekte im

Zusammenhang mit illegaler Zuwanderung und rückkehrwilligen abgewiesenen

Asylwerbern beraten.

 

Ergebnis des Seminars waren konkrete Pläne für

-die Beratung rückkehrwilliger Bosnier aus Österreich,

-für die Schaffung von Rückkehrmotivation,

-für die Gewährung von Rückkehrhilfen