5920/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Jung, Ofner, Bauer und Kollegen haben am 10. Mai
1999 unter der Nr. 6231/J - NR/1999 eine schriftliche parlamentarische Anfrage betreffend
die österreichische Botschaft in Belgrad an mich gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
zu Fragen 1 und 2:
Die Staatengemeinschaft hat auf das offene Ausbrechen der Krise im Kosovo Ende Fe -
bruar 1998 unmittelbar reagiert und sich in vielfältiger Form um eine friedliche Lösung des
Konfliktes bemüht. Österreich war als EU - Troika - Mitglied im Frühjahr, insbesondere aber
als EU - Präsidentschaft im zweiten Halbjahr 1998, wesentlich an diesen Bemühungen be -
teiligt (Beschlüsse der EU, Teilnahme an Kontaktgruppe, Aufbau der „Kosovo Diplomatic
Observer Mission“ ab Juli 1998 u.a.). Als Ausdruck der Anerkennung der Aktivitäten
Österreichs vor Ort wurde der österreichische Botschafter in Belgrad, Dr. Wolfgang
Petritsch, am 5. Oktober 1998 zum EU - Sonderbeauftragten für den Kosovo ernannt, der
im weiteren wesentlich an den Bemühungen um eine friedliche Konfliktbeilegung mitge -
wirkt und die EU bei den Verhandlungen in Rambouillet und Paris im Februar und März
1999 vertreten hat.
Österreich hat seine Aktivitäten zur Beilegung im Rahmen der EU fortgesetzt und verfolgt
daneben weiterhin nationale Initiativen zugunsten einer Entspannung der Situation in der
Region, wie z.B. der Besuch des montenegrinischen Präsidenten Djukanovic in Österreich
am 13. Mai 1999; ständige Kontakte zu jugoslawischen Vertretern und zur serbischen
Opposition; Veranstaltung des Forums
„Das andere Jugoslawien“ am 18. Juni in Wien, wo
über meine Initivative als Signal der internationalen Unterstützung für die oppositionellen
Kräfte in der BR Jugoslawien demokratische Vertreter zur Diskussion über eine Demokra -
tisierung Jugoslawiens zusammentrafen; ständige Kontakte zu Kosovo - albanischen Ver -
tretern u.a.
Die NATO hat seit Sommer 1998 wiederholt militärische Aktionen gegen die Bundesrepu -
blik Jugoslawien für den Fall angedroht, daß Präsident Milosevic den Forderungen der
internationalen Gemeinschaft zur Lösung der Kosovo - Krise nicht nachkommen sollte. Zur
politischen Unterstützung dieser Drohungen und aus grundlegenden Sicherheitsüberle -
gungen wurde daher der Personalstand der Botschaften verschiedener westlicher Länder
im Oktober 1998 und im Februar 1999 teilweise reduziert, manche Botschaften wurden
vorübergehend evakuiert. In die Koordinierung dieser Evakuierungsmaßnahmen der EU -
Botschaften war Österreich als EU - Präsidentschaft bzw. Troikamitglied führend eingebun -
den und hat in beiden Fällen Familienangehörige des Botschaftspersonals evakuiert, die
Mitarbeiterzahl auf das für den Dienstbetrieb unbedingt notwendige Ausmaß reduziert und
die Alarmpläne für den Fall einer weiteren Eskalation des Konfliktes in Zusammenarbeit
mit dem Militärattaché fortlaufend dem realen Bedrohungsszenario angepaßt.
Aus allgemeinen Sicherheitsüberlegungen wurde die österreichische Botschaft, ebenso
wie andere EU - Vertretungen, am 24.3.1999 vorübergehend geschlossen. Die bis dahin in
Belgrad verbliebenen Botschaftsmitarbeiter trafen am 24.3. nach dem Beginn der NATO -
Luftschläge in Österreich ein.
Die Schließung der überwiegenden Mehrheit der Botschaften in Belgrad, darunter auch
jene des bündnisfreien EU - Mitgliedes Finnland, beweist, daß auch in anderen Ländern
ähnliche Überlegungen angestellt wurden. Die Beiziehung des finnischen Präsidenten
Martti Ahtisaari zu den Vermittlungsbemühungen der G - 8 hat im übrigen gezeigt, daß die
Schließung der finnischen Botschaft in Belgrad eine Einbindung dieses Landes in die in -
ternationalen Bemühungen zur Lösung
der Krise nicht behindert hat.
zu Frage 3:
Österreich bat - wie alle anderen neutralen EU - Staaten - alle Entscheidungen der EU zur
Lösung des Jugoslawienkonfliktes mitgetragen. Daher ist es auch durch die Ernennung
von Bot. Petritsch zum EU - Sondergesandten zu keinem Interessenkonflikt gekommen.
zu Frage 4:
Anläßlich der Drohungen der NATO im Oktober 1998 und im Februar 1999 wurden bereits
im Vorjahr entsprechende organisatorische Vorbereitungen für eine Botschaftsevakuie -
rung gesetzt. Die vorübergehende Schließung der Botschaft im März 1999 war daher lan -
ge und gewissenhaft vorbereitet, es ist zu keinen Versäumnissen gekommen, und es fand
kein „fluchtartiges Verlassen" statt.
zu 4.1: Nein
zu 4.2: Nein
zu 4.3: Nein
zu 4.4: Nein; unabhängig davon besteht aus Sicherheitsgründen keine Zugangsmög -
lichkeit von der Garage in das Botschaftsgebäude;
zu 4.5: Nein.
zu den Fragen 5 bis 7:
Alle sicherheitsrelevanten Teile der Kommunikationseinrichtung sind in Wien eingetroffen.