5948/AB XX.GP
In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 6247/J betreffend
Maßnahmen und Vorbereitungen zum Jahr - 2000 - Problem, welche die Abgeordneten
Van der Bellen, Freundinnen und Freunde am 12.5.1999 an mich richteten, stelle ich fest:
Antwort zu Punkt 1 der Anfrage:
Wie schon in der Beantwortung der parlamentarischen Anfragen Nr. 922/J und Nr. 6114/J
dargestellt, sind die IT - Anwendungen des Bundesministeriums für wirtschaftliche
Angelegenheiten vom Jahr - 2000 - Problem zum Teil betroffen.
Die Applikationen werden nach dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit
mit Sorgfalt und der erforderlichen Nachhaltigkeit getestet, sodaß nach aktueller Kenntnis
höchste Verfügbarkeit für die von der IT - Abteilung selbst erstellte Software garantiert
werden kann. Diese Verfügbarkeit muß selbstverständlich im Zusammenhang mit
Herstellergarantien für die eingesetzten Betriebssysteme gesehen werden. Laufende
Aktualisierungen werden daher notwendig sein.
Im Bereich des Einsatzes von Standardsoftware bleibt die IT - Abteilung in
Zusammenarbeit mit den Herstellern dem Problem laufend auf der Spur und aktualisiert
die eingesetzte Software nach Verfügbarkeit und Freigabe durch den Hersteller.
Da ein gesamtheitlicher Systemtest nicht möglich ist, müssen wichtige Komponenten in
eigenen Testumgebungen geprüft werden. Zudem müssen die Aussagen der Hersteller mit
einem Datum (Zeitstempel) versehen werden, da von diesen ebenfalls laufend Tests
durchgeführt werden.
Im Bereich der Infrastruktur wurden alle erkennbaren Gefährdungspotentiale erschlossen
und entsprechende Vorsorge getroffen. Die Tests verlaufen analog zu den Tests in den
eingesetzten IT - Anwendungen.
Für die Kopierer und Faxgeräte wurden von den jeweiligen Handelsfirmen Bestätigungen
über die Jahr - 2000 - Fähigkeit eingeholt. Ein Faxgerät wurde aufgrund einer Mitteilung der
Herstellerfirma selbst getestet.
Antwort zu Punkt 2 der Anfrage:
Die eingesetzten Applikationen werden laufend nach den neuesten Erkenntnissen und
Updates der Hersteller überprüft. Die Checklisten werden entsprechend adaptiert.
Da sich das Wissen um die Y2K - Problematik dynamisch entwickelt, kann es keine
endgültigen Fertigstellungsmeldungen geben. Seitens der IT - Partner wird zugesichert,
rechtzeitig alle Probleme gelöst zu haben.
Antwort zu Punkt 3 der Anfrage:
Die entsprechenden Umstellungsarbeiten und die Jahr - 2000 - Tests werden aus dem
laufenden Budget gedeckt. Die Y2K -
Problematik wurde und wird im Rahmen der
funktionalen Zuordnung in mehreren Arbeitsgruppen bearbeitet. Eine Abgrenzung der
Kosten für Y2K ist daher nicht möglich.
Antwort zu Punkt 4 der Anfrage:
Alle erkennbaren und erkannten Risiken werden minimiert. So wird zum Beispiel die
Abfrage der Grundstücksdatenbank (GDB) via A - Online oder BTX mit Jahresende
eingestellt und auf Web - Technologie umgestellt.
Antwort zu den Punkten 5 bis 9 der Anfrage:
Im Wirkungsbereich des Bundesministeriums für wirtschaftliche Angelegenheiten sind die
Bereiche Bundeshochbau, Bundesstraßenverwaltung und Energieversorgung vom Jahr -
2000 - Problem betroffen.
1. Bundeshochbau
Bereits im Juni 1998 hat die Sektion Bundeshochbau mit den einzelnen
Herstellerfirmen der betroffenen Sparten (Regelungstechnik, Kommunikation,
Sicherheitstechnik, etc.) Kontakt zur Mängelbehebung aufgenommen.
Den Dienststellen wurde empfohlen, alle Auftragnehmer hinsichtlich des Millennium -
bug - Problems anzuschreiben und auf dahingehende Abhilfemaßnahmen zu bestehen.
Flankierend hiezu hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten in
der „Wiener Zeitung“ und in fünf weiteren einschlägigen Fachzeitschriften eine
„Öffentliche
Aufforderung“ zur Mängelbehebung einschalten lassen.
Das Wirtschaftsministerium hat seinen Dienststellen nahegelegt, Personal - und
Budgetvorsorge zu treffen und eine Rufbereitschaft zu stellen, weil der Jahreswechsel
auf ein Wochenende fällt.
Dank dem Engagement der Mitarbeiter der nachgeordneten Dienststellen wird, wo
dies notwendig scheint, für eine Präsenz vom 31.12.1999 auf 1.1.2000 vor Ort gesorgt.
Die Überstunden müssen im Rahmen der budgetierten Personalkosten untergebracht
werden.
Das Wirtschaftsministerium hat Ausfallsszenarien erstellt und für die hauptsächlich
betroffenen Bereiche Heeresspital (Wien, Graz, Innsbruck), die Versuchsanstalten und
Prüflabors der Universitäten und insbesondere für die Justizanstalten (Haftanstalten)
Ausfallsvermeidungs - und Notfallstrategien entwickelt.
Die Energiebeauftragten und die Referenten der Dienststellen schulen die
Anlagenbetreiber für Notsteuerungen und Überbrückungsmaßnahmen ein.
2. Bundesstraßenverwaltung:
Die EDV - Programme wurden einer Überprüfung unterzogen. Darüber hinaus wurden
die Ämter der Landesregierungen/Bundesstraßenverwaltung in zweimaligen Schreiben
auf die Problematik hingewiesen und entsprechende Maßnahmen angeregt.
Die Straßenverwaltungen bei den Ländern wurden angewiesen, die betreffenden
Einrichtungen in ihrem Bereich hinsichtlich der Jahr - 2000 - Problematik zu überprüfen
und die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, um ein klagloses Funktionieren des
Datums - Überganges ins Jahr
2000 zu gewährleisten.
3. Energieversorgung:
Kohle:
Kohle und Koks sind neben Erdgas der Hauptenergieträger im Stahlsektor. Der größte
Teil wird importiert und "just in time“ geliefert. Die Anpassung der internen
Lieferstruktur wurde bereits abgeschlossen, bzw. wird die Umstellung im Sommer
finalisiert.
Da der Koksbedarf der Unternehmen zum Jahreswechsel üblicherweise stark reduziert
ist und bei Lieferproblemen auf örtliche Kokslager zurückgegriffen werden kann, läßt
sich auch ein kurzfristiger Totalausfall der Versorgung verkraften.
Erdöl:
Die führenden Mineralölfirmen sind bemüht, die Versorgung reibungslos zu
gewährleisten, jedoch weitgehend durch die Handlungen Dritter beeinflußt. Aufgrund
der weltweiten Vernetzung dieses Energiesektors bleibt allerdings ein gewisses
Restrisiko bestehen.
Die Mineralölfirmen sehen grundsätzlich entsprechende Notfallpläne vor, um ein
geringes Restrisiko zu vermeiden. Der Fachverband der Erdölindustrie hat die Frage
„Jahreswende 1999/2000“ im Fachverbandsausschuß Mitte November 1998 behandelt.
Aus den Stellungnahmen war zu erkennen, daß die Mineralölfirmen in ihrem Bereich
diese Thematik bereits ausführlich bearbeitet haben.
Gas und Wärme:
Bezüglich des Importes von Erdgas wurden seitens der OMV Aktiengesellschaft
bereits Maßnahmen ergriffen, die technische Milleniumsfähigkeit im eigenen
Verantwortungsbereich zu gewährleisten. Allerdings kann ein geringes Restrisiko
nicht ausgeschlossen werden, da die oft über tausende Kilometer lange Transportkette
auch durch ost - und zentraleuropäische Länder führt.
Anläßlich des jährlich stattfindenden Schulungsseminares im Bereich Fernwärme wurde
der Y2K - Problematik ein Schwerpunkt gewidmet. In den Verbandsorganen „Gas -
Wasser - Wärme
Aktuell“ und in der Mitgliederinformation „Top - News“ wird
laufend
über diese Thematik berichtet und Informationsmaterial angeboten. In den
Unternehmen werden Projektgruppen eingesetzt, die die verschiedenen
Problembereiche und zu erwartenden Komplikationen analysieren und Lösungsansätze
erarbeiten. Im Rahmen des Fachverbandes wurde in diversen Ausschüssen über
umfangreiche Tests berichtet, die das Ziel haben, das Risiko einer Störung zu
minimieren.
Um die Konsequenzen allfälliger Lieferausfälle bei der Gasversorgung durch
ausländische Vorlieferanten zu minimieren, werden seitens des Importeurs
Koordinationsgespräche mit den Gasverteilgesellschaflen geführt.
Die Unternehmen werden dort wo notwendig, zum Datumswechsel ihre
Servicemannschaften in erhöhte Bereitschaft versetzen, um bei allfälligen Problemen
rasch einzugreifen. Weiters sind in den Unternehmen Projektgruppen gebildet worden,
die die verschiedenen Problembereiche analysieren und Lösungsansätze erarbeiten.
Die OMV Aktiengesellschaft als Hauptimporteur von Erdgas steht mit den
Gasverteilern in Verbindung, um Maßnahmen zur Risikominimierung vorzubereiten.
Elektrizität:
Die Elektrizitätsversorgungsunternehmen haben laut Information durch den Verband
der Elektrizitätswerke Österreichs (VEÖ) Kontakte mit den einschlägigen Lieferfirmen
hergestellt und führen umfangreiche Tests und Ertüchtigungsmaßnahmen durch, sodaß
das Risiko einer Störung auf einen Restwert minimiert wird.
Durch die Bildung von Projektgruppen, die dieses Thema zum Teil nach
verschiedenen Anwendungsbereichen gegliedert behandeln, sowie die Nominierung
von Projektverantwortlichen wird im Bereich der Stromversorgung alles Machbare
getan, um diese Minimierung zu gewährleisten.
Zusätzlich werden Notfallpläne mit erhöhter Personalbereitschaft zur Abdeckung des
Restrisikos vorgesehen. Auf europäischer Ebene befasst sich die Internationale Union
der Erzeuger und Verteiler elektrischer Energie (UNIPEDE/EURELECTRIC) mit dem
Y2K - Thema. Der Verband der
Elektrizitätswerke Österreichs (VEÖ) hält dorthin
ebenso wie zu den Schwesternverbänden Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke
(VDEW) und Verband Schweizerischer Elektrizitätswerke (VSE) intensiven Kontakt.
In Hinblick auf den Jahrtausendwechsel wird seitens der Union für die Koordinierung
der Erzeugung und des Transportes elektrischer Energie (UCPTE), dem Gremium zur
Wahrung des zuverlässigen Betriebs des Verbundnetzes, dem synchronen
Verbundbetrieb der Mitgliedstaaten gegenüber einer allfällig beabsichtigten
Inselbildung der Vorzug gegeben. Hier erfolgt ebenso umfangreicher
Informationsaustausch.
Antwort zu den Punkten 10 und 11 der Anfrage:
Aufgabe des Wirtschaftsressorts kann es in diesem Zusammenhang nur sein, die KMU für
das Jahr - 2000 - Problem zu sensibilisieren.
Gemeinsam mit dem WIFI hat das Wirtschaftsministerium daher folgende Aktionen
gesetzt:
Im Frühjahr 1997 wurde eine „Awareness - Broschüre“ für Unternehmen mit dem Titel
,,Zeitsprung mit Folgen“ herausgegeben, die auf einer vom Bundesministerium für
wirtschaftliche Angelegenheiten in Auftrag gegebenen Studie basiert. Gleichzeitig wurden
in Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck und Graz Seminare unter dem Titel ,,Zeitsprung mit
Folgen“ abgehalten. Im Rahmen des Projekts „Förderung, Beratung und Ausbildung“ des
WIFI wurde das Thema auf Wunsch des Unternehmers ausführlich behandelt.
Antwort zu den Punkten 12 und 13 der Anfrage:
Wegen der dynamischen Entwicklung des Y2K - Problems und seinen vielfältigen
möglichen Auswirkungen sind derzeit weder die wirtschaftliche Bedrohung noch die
erforderlichen Investitionen im Rahmen der Jahr - 2000 - Umstellung einschätzbar.