6175/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Öllinger, Freundinnen und Freunde haben
am 18. Juni 1999 unter der Nr. 6468/J an mich eine schriftliche parlamentari -
sche Anfrage betreffend Lehrlingsinitiativen der Bundesregierung gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Zu Frage 1:
Die Lehrlingsoffensive der Bundesregierung umfaßt ein breites Bündel von
Maßnahmen, wie z.B.:
• Verbesserung des Rahmenrechts für die Ausbildung von Lehrlingen
• Erhöhung der Durchlässigkeit zu anderen Bildungssystemen
• Einführung neuer Lehrberufe/Modernisierung von Berufsbildern
• Kostenentlastung für die Ausbildungsbetriebe
• Ausweitung der AMS - Aktivitäten für Jugendliche
• Informationsaktivitäten
•
Schaffung eines Auffangnetzes für Jugendliche ohne betriebliche Lehrstelle
Die konkrete Umsetzung der auf politischer Ebene beschlossenen Maßnahmen
der Lehrlingsoffensive erfolgte auf Regierungsebene durch die Mitarbeiter der
beteiligten Ressorts.
Das Bundeskanzleramt beauftragte im Rahmen seiner Koordinations -
kompetenz ein fachkundiges Unternehmen mit der Durchführung des
Projektmanagements im Rahmen der Lehrlingsoffensive und beteiligte sich
auch an Informationsmaßnahmen zur Lehrlingsoffensive. Darüber hinaus
wurde noch ein Auftrag zur Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zur
Reform der betrieblichen Berufsausbildung vergeben.
Im einzelnen wurden vom Bundeskanzleramt folgende Aufträge vergeben:
1.Vergabe des Auftrages zum Projektmanagement der Lehrlingsoffensive:
Der Rahmenvertrag wurde mit der L.S. - Beratungsgesellschaft für
europäische Integrationsfragen GmbH. zunächst für den Zeitraum 1.9.1997
bis 30.6.1998 abgeschlossen und dann bis 30.6.1999 (im reduzierten
Umfang) verlängert.
Um Wiederholungen zu vermeiden, verweise ich darüber hinaus auf die
Beantwortung der detaillierteren Frage 1 der Parlamentarischen Anfrage
6673/J, die ich mit gleichem Datum dem Parlament übermittle.
2. Beteiligung an Informationsmaßnahmen
Das Bundeskanzleramt beteiligte sich auch an den allgemeinen
Informationsmaßnahmen
zur Lehrlingsoffensive der Bundesregierung.
Die Informationsmaßnahmen teilen sich in zwei Bereiche und zwar in den
Bereich ,,Informationsunterlagen" und in den Bereich „Einschaltungen in
Printmedien (Zeitungsinserate)“.
Dabei wurde folgende Arbeitsaufteilung festgelegt:
• Die Erstellung und der Versand der Informationsunterlagen erfolgt durch das
AMS, da das AMS über die notwendigen Adressen verfügt.
• Das Bundeskanzleramt war verantwortlich
- für die graphische Linie der Informationsmaßnahmen
- für den Media - und Einschaltplan
- für die Einschaltung der Inserate in den Printmedien
a. Graphische Linie der Informationsmaßnahmen:
Mit der Konzeption der graphischen Linie wurde die Fa. Mark u.
Nevosad Wien beauftragt.
b. Erstellung des Media - und Einschaltplans, Schaltung der Inserate:
Mit der Erstellung des Media- und Einschaltplans wurde die
Werbeagentur W.P.W. beauftragt. Als Honorar wurde 3 % der
Nettokosten (exkl. Anzeigenabgabe und exkl. MWSt.) der einzelnen
Einschaltungen vereinbart.
Um das Agenturhonorar (15 % der Inseratskosten) für den Bund
lukrieren zu können, ist die Einschaltung der Inserate nicht unmittelbar
durch das Bundeskanzleramt, sondern über die W.P.W. Werbegraphik
GmbH veranlaßt worden.
c. Produktion eines Videofilmes
Mit der Produktion eines Videofilmes über die Tätigkeiten der
Lehrlingsoffensive zur Präsentation bei Unternehmungen und der
Presse wurde die Fa. Euroteam Beratungsgesellschaft für europäische
Integrationsfragen GmbH beauftragt.
3. Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zur Reform der betrieblichen
Berufsausbildung:
Die Lehrlingsoffensive war schwerpunktmäßig als Sofortprogramm
konzipiert, da die anstehenden Probleme der jugendlichen Schulabgänger,
eine qualifizierte Ausbildungsstelle zu finden, rasch gelöst werden mußten.
Neben dieser kurzfristig orientierten Aufgabenstellung ist die
Lehrlingsoffensive aber auch darauf ausgerichtet, die duale
Lehrlingsausbildung den sich rasch ändernden Rahmenbedingungen
anzupassen und dadurch den langfristigen Bestand dieser Ausbildungsform
zu sichern. Während also in der Anfangsphase notwendigerweise sofort
wirksame Maßnahmen im Vordergrund gestanden sind, geht es nunmehr
verstärkt auch darum, Konzepte für mittel - bis langfristig angelegte
Reformmaßnahmen zu erstellen und damit eine fundierte Basis für politische
Entscheidungen in diese Richtung zu schaffen.
Der betreffende Vertrag wurde für den Zeitraum 1.2.1999 bis 30.9.1999 mit
der Firma Euroteam Beratungsgesellschaft für europäische
Integrationsfragen GmbH geschlossen.
Zu Frage 2:
Vom Bundeskanzleramt wurden im Zusammenhang mit den unter Frage 1
angeführten Aufträgen Finanzmittel in folgender Höhe eingesetzt:
1. Rahmenvertrag mit der L.S. - Beratungsgesellschaft für europäische
Integrationsfragen GmbH (Projektmanagement):
Auftragssumme für die gesamte Laufzeit des Vertrages inkl. Verlängerung
bis 30.6.1999 beträgt 2,688.000,-- S exkl. Ust., davon ist noch eine
Restzahlung von 302.400,-- S exkl. USt. offen.
2. Informationsmaßnahmen:
Folgende Kosten fielen an:
a. Graphische Linie: 594.660,-- inkl. USt. im Jahr 1997,
1‚227.068,-- S im Jahr 1998
b. Media - und Einschaltplan, Schaltung der Inserate:
im Jahr 1997: 6,447.768,-- S inkl. USt. Inseratskosten,
206.245,-- S inkl. Ust. Honorar
im Jahr 1998: 5,461.682,-- S inkl. USt. Inseratskosten
174.377,-- S inkl. USt. Honorar
c.
Produktion eines Videofilmes: 31.856,--
S inkl. USt.
3. Vertrag mit der Firma Euroteam Beratungsgesellschaft für europäische
Integrationsfragen GmbH (Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zur
Reform der betrieblichen Berufsausbildung):
Die Gesamtauftragssumme beträgt 915.560 S exkl. Ust.; bisher wurde eine
Bevorschussung von 457.780 S exkl. USt. geleistet, die vertragsgemäß
innerhalb von vier Wochen nach Inkrafttreten des Vertrages zu leisten war.
Zu Frage 3:
Vorweg ist klarzustellen, daß Herr Stuhlpfarrer nicht zum Lehrlingsbeauftragten
der Bundesregierung bestellt wurde. Der im Jahr 1997 vom Bundeskanzleramt
abgeschlossene Projektmanagementvertrag wurde mit der
L.S. - Beratungsgesellschaft für europäische Integrationsfragen GmbH
abgeschlossen. Aufgrund § 3 des Rahmenvertrages war diese Gesellschaft
verpflichtet, bei der Durchführung des Auftrages Herrn Lukas Stuhlpfarrer oder
eine Person mit gleicher Qualifikation als Projektleiter einzusetzen.
Die L.S. - Beratungsgesellschaft und ihre leitenden Mitarbeiter konnten zum
Zeitpunkt der Auftragserteilung auf umfangreiche Erfahrungen im Bereich der
Jugendausbildung verweisen und waren außerdem in der Lage, unverzüglich
mit den vertragsgegenständlichen Tätigkeiten zu beginnen.
Den auftraggebenden Personen im Bundeskanzleramt waren zum Zeitpunkt
der Vertragsabschlüsse keine Beanstandungen der Leistungen der
L.S.
- Beratungsgesellschaft sowie ihrer leitenden Mitarbeiter bekannt.
Zu Frage 4:
Im Rahmen der Lehrlingsinitiative wurden eine Reihe von Maßnahmen gesetzt,
die
• den Lehrberuf insgesamt aufwerteten und
• den bis zum Start der Lehrlingsoffensive ganz deutlichen Trend, daß die
Betriebe immer weniger Lehrlinge einstellten, nicht nur stoppten, sondern
auch umkehrten.
Zwischen 1996 und 1998 ist die Gesamtzahl der Lehrlinge von 120.000 auf
125.500 gestiegen. Die Zahl der Lehranfänger in betrieblichen Lehrstellen
konnte zwischen 1996 und 1998 von 37.000 auf 39.000 erhöht werden.
Zusätzlich konnten 1998 mehr als 3.000 Jugendliche eine qualifizierte
Ausbildung in Einrichtungen des ,,Auffangnetzes“ beginnen.
In Summe lag somit die Zahl der Anfänger einer qualifizierten Berufsausbildung
im Jahr 1998 um mehr als 5.000 höher als im letzten Jahr vor Start der
Lehrlingsoffensive. Gegenüber den Prognosen, die von einem weiteren
deutlichen Rückgang der angebotenen Lehrstellen ausgegangen waren, liegt
diese positive Abweichung sogar um einiges höher.
Die positive Trendumkehr ist zweifelsfrei auf die Maßnahmen der
Lehrlingsoffensive der Bundesregierung zurückzuführen.
Die Erfolge dieser Initiative lassen sich auch daran ablesen, daß mit Ende des
Lehrjahres 1998/1999 die Zahl der lehrstellensuchenden Jugendlichen beinahe
gleich hoch lag wie die Zahl der offenen Lehrstellen. Ende Juni 1998 waren
2.116 Jugendliche als lehrstellensuchend gemeldet; gleichzeitig gab es
1.980
offene Lehrstellen.
Für den Ausbildungslehrgang 1999/2000 ist aufgrund der Maßnahmen der
Lehrlingsoffensive - trotz nach wie vor geburtenstarker Jahrgänge - zu
erwarten, daß es gelingen wird, allen lehrstellensuchenden Jugendlichen eine
Chance auf eine qualifizierte Ausbildung bieten zu können. !
Die aufgezeigten Erfolge wurden durch das Zusammenwirken der vielen im
Rahmen der Lehrlingsoffensive gesetzten Maßnahmen erzielt. Die vom
Bundeskanzleramt beauftragten Aktivitäten sind vor diesem Hintergrund zu
sehen und haben sicherlich mit zum Gesamterfolg beigetragen.