619/AB
Auf die - aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit in Kopie beigeschlossene - schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 707/J der Abgeordneten Hermann Böhacker und Genossen vom 13. Juni 1996, betreffend Verbesserung des Schuldenmanagements, beehre ich mich folgendes mitzuteilen:
Zu 1.:
Ein laufender Zinssatz zu gegebenen Marktkonditionen läßt sich nicht mit einem gewichteten durchschnittlichen Zinssatz eines Bestandes, wie zum Beispiel jenem der Finanzschuld, vergleichen.
Die laufende gewichtete Gesamtbelastung der Abgangsfinanzierung des Bundes 1996 beträgt derzeit 5,76 %. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Gesamtbelastung gemäß den bundeshaushaltsgesetzlichen Bestimmungen neben der Verzinsung auch Begebungsspesen und sonstige Kosten inkludiert. Auch wurden rund 89 % der bisherigen Abgangsfinanzierung 1996 zu historisch niederen Fixzinsen realisiert. Die Annahme einer Zielgröße von beispielsweise 5,5 % für die laufende Verzinsung, wie sie fälschlich zitiert worden ist, wäre - als jederzeit vom Kreditgeber abänderbar - äußerst unvorteilhaft. Zur Orientierung ist hier anzumerken, daß der 3 Monate Schilling-Geldmarktsatz derzeit 3,45 % p.a. beträgt.
Zu 2.:
Setzt man den von der Europäischen Kommission bekanntgegebenen Zinsenaufwand für die gesamte öffentliche Verschuldung im Jahre 1995 ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, so nimmt die Republik Österreich innerhalb der Europäischen Union den fünften Platz ein.
Vergleichsdaten für das erste Halbjahr 1996 liegen derzeit noch nicht vor.
Zu 3. bis 5.:
Die Entwicklung des durchschnittlichen gewichteten Zinssatzes der Finanzschuld des
Bundes stellt sich unter Berücksichtigung der Währungstauschverträge in den letzten zwölf
Monaten folgendermaßen dar:
Finanzschuld in Mio. S durchschnittlicher gewichteter Zinssatz in % p.a.
31.5.1995 1.306 6,6
30.6.1995 1.309 6,6
31.7.1995 1.304 6,5
31.8.1995 1.300 6,5
30.9.1995 1.308 6,4
31.10.1995 1.318 6,4
30.11.1995 1.334 6,4
31.12.1995 1.342 6,5
31.1.1996 1.360 6,3
29.2.1996 1.393 6,2
31.3.1996 1.384 6,2
30.4.1996 1.411 6,1
Es ist Aufgabe des Debtmanagements der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, die Belastung und das Risiko der Verschuldung des Bundes laufend zu überwachen. Die Kriterien des Zins- und Risikomanagements - auf Basis objektiver Parameter mit den gesellschaftsrechtlichen Aufsichtsorganen erarbeitet - werden laufend in Zusammenarbeit mit Bankanalytikern geprüft und, wenn erforderlich, unter Wahrung risikoaverser Grundsätze verbessert. Die Republik Österreich nahm gemäß der Statistik der Europäischen Kommission im Jahr 1992 bezüglich des Zinsaufwandes der gesamten öffentlichen Verschuldung - in Prozent des BIP - die sechste Position im Kreis der derzeit der EU angehörenden Länder ein.
Zu 6. bis 8.:
Der durchschnittliche gewichtete Zinssatz der Finanzschulden (unter Berücksichtigung der Währungstauschverträge) in heimischer Währung betrug per 31. Mai 1996 6,7 % p.a., derjenige in fremder Währung 4,8 % p.a. und jener der Gesamtschuld 6,2 % p.a..
Der Anteil der Fremdwährungsschuld an der Gesamtschuld betrug:
im Jahr in %
1981 32
1982 32
1983 30
1984 25
1985 23
1986 20
1987 18
1988 18
1989 16
1990 16
1991 16
1992 17
1993 19
1994 21
1995 22
Die Höhe der Fremdwährungsschuld ist unter Beachtung der Wahrung des Ansehens österreichs als eines der wenigen "AAA" Länder auf den internationalen Kapitalmärkten, einer optimalen Zins- und Risikoabwägung sowie währungspolitischer Notwendigkeiten festzusetzen.
Das Ausmaß der jährlichen Fremdwährungsaufnahmen des Bundes wird im Einvernehmen mit der Oesterreichischen Nationalbank basierend auf Empfehlungen des Staatsschuldenausschusses gefunden. Eine ausschließliche Orientierung an der internationalen Zinsentwicklung ist als nicht zielführend zu betrachten.
Anlage