6208/AB XX.GP
der Anfrage der Abgeordneten Maria Schaffenrath, Helmut Peter und PartnerInnen
an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales betreffend
Lehrlingsstiftungen und Berufslehrgänge
Einleitend möchte ich festhalten, daß die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ein
besonderes Anliegen der Bundesregierung ist, und daß die Bundesregierung in den
letzten Jahren umfassende Reformmaßnahmen gesetzt hat, die unter anderem zu
einer deutlichen Kostenentlastung der Ausbildungsbetriebe und einer zeitgemäßen
Anpassung der Rahmenbedingungen geführt haben. Daß dabei die notwendigen
Bestimmungen zum Schutz des Lebens und der Gesundheit der Jugendlichen
unbedingt einzuhalten sind, steht für mich völlig außer Frage.
Den Ausdruck „kosmetisches Lehrlingspaket‘ weise ich ganz entschieden zurück
denn das Maßnahmenpaket der Bundesregierung, ergänzt durch das bewährte
Instrumentarium des Arbeitsmarktservice, hat in Summe zu einer grundlegenden
Verbesserung am Jugendarbeits - und - ausbildungsmarkt geführt. Dabei kommt auch
den - diese Reformen ergänzenden - Maßnahmen des Auffangnetzes große
Bedeutung zu.
Auch die Formulierung „Zwischenparken“ von Jugendlichen halte ich für
unangebracht. Die Lehrgänge und Stiftungen ermöglichen und ermöglichten
Jugendlichen, die sonst ohne Ausbildung und ohne Beschäftigung gewesen wären,
den Einstieg in qualitativ hochwertige
berufliche Ausbildungen.
zu Frage 1:
Die Daten (Stand Ende Juli 1999) sind folgender Tabelle zu entnehmen.
|
|
Stiftungen *) |
Lehrgänge *) |
||||
|
|
männlich |
weiblich |
gesamt |
männlich |
weiblich |
gesamt |
|
BgId |
35 |
17 |
52 |
33 |
63 |
96 |
|
Ktn |
34 |
46 |
80 |
76 |
58 |
134 |
|
NÖ |
151 |
128 |
279 |
112 |
285 |
397 |
|
OÖ |
139 |
240 |
379 |
199 |
358 |
557 |
|
Szbg |
39 |
47 |
86 |
62 |
83 |
145 |
|
Stmk |
131 |
220 |
351 |
111 |
357 |
468 |
|
Tirol |
16 |
50 |
66 |
81 |
68 |
149 |
|
Vbg |
**) |
**) |
**) |
42 |
94 |
136 |
|
Wien |
96 |
187 |
283 |
209 |
247 |
456 |
|
GESAMT |
641 |
935 |
1576 |
925 |
1613 |
2538 |
*) In den oben genannten Zahlen handelt es sich um Gesamtzahlen; die Anzahl aller Jugendlicher, die
die Maßnahmen durchlaufen haben, d.h. inkl. Abgänge durch Lehr - und Arbeitsantritt, sowie freiwilliger
und sonstiger Abgänge und inkl. aller Nachbesetzungen.
**) In Vorarlberg werden auf Grund eines einstimmigen Beschlusses der Landesprojektgruppe nach
dem Jugendausbildungs - Sicherungsgesetz keine Stiftungen angeboten.
zu Frage 2:
Die Daten (Stand Ende Juli 1999) sind der folgenden Tabelle zu entnehmen.
Jugendliche, die eine verbindliche Einstellzusage eines Betriebes haben, sind in
dieser Aufstellung bereits berücksichtigt.
Dabei ist zu beachten, daß durch gestaffelte Beginnzeiten in einigen Bundesländern
einzelne Maßnahmen erst im Frühjahr 1999 begonnen haben, und - bedingt durch
die erst kurze Dauer dieser Maßnahmen - bisher noch wenige Jugendliche vermittelt
werden konnten.
Weiters sind viele Betriebe erst nach Ende des Praktikums - das vorwiegend in den
Sommermonaten stattfindet - bereit, mit den Jugendlichen einen Lehrvertrag
abzuschließen.
|
|
Stiftungen |
|
|
Lehrgänge |
|
|
|
|
männlich |
weiblich |
gesamt |
männlich |
weiblich |
gesamt |
|
Bgld |
6 |
3 |
9 |
20 |
24 |
44 |
|
Ktn |
3 |
5 |
8 |
22 |
4 |
26 |
|
NÖ |
21 |
16 |
37 |
61 |
140 |
201 |
|
OÖ |
10 |
16 |
26 |
25 |
39 |
64 |
|
Szbg |
2 |
0 |
2 |
10 |
5 |
15 |
|
Stmk |
15 |
43 |
58 |
24 |
100 |
124 |
|
Tirol |
16 |
50 |
66 |
51 |
41 |
92 |
|
Vbg |
*) |
*) |
*) |
12 |
42 |
54 |
|
Wien |
38 |
27 |
65 |
110 |
95 |
205 |
|
GESAMT |
98 |
125 |
223 |
345 |
517 |
862 |
*) In Vorarlberg werden auf Grund eines einstimmigen Beschlusses der Landesprojektgruppe nach
dem Jugendausbildungs - Sicherungsgesetz keine Stiftungen angeboten.
zu Frage 3:
Bei der Sitzung des Ministerrates vom 20. Juli 1999 wurde beschlossen, daß - wo
nötig - Lehrgänge verlängert werden können. Die Stiftungen sind grundsätzlich auf
die gesamte Lehrberufsdauer konzipiert.
Da das erste Ausbildungsjahr noch läuft, liegen darüber selbstverständlich noch
keine detaillierten Daten vor. Aufgrund der Rückmeldungen aus den Bundesländern
kann jedoch davon ausgegangen werden, daß - entsprechend den Vorgaben -
österreichweit etwa zwei Drittel der StiftungsteilnehmerInnen in den Maßnahmen
verbleiben.
Bei den Lehrgängen wird voraussichtlich für insgesamt rund 350 Jugendliche eine
Verlängerung in unterschiedlichem
Ausmaß erfolgen.
zu Frage 4:
Die Anzahl der Ausbildungsplätze in Lehrgängen und Stiftungen ist im § 1
Jugendausbildungs - Sicherungsgesetz festgelegt. Eine Erhöhung ist nicht geplant
und auch aufgrund der aktuellen Lehrstellensituation, die sich im Vergleich zum
Vorjahr günstiger darstellt (siehe Beantwortung der Frage 6), nicht notwendig.
zu Frage 5:
Für das Ausbildungsjahr 1999/2000 sind gemäß § 1 Jugendausbildungs -
Sicherungsgesetz 1.500 Lehrlingsstiftungsplätze vorgesehen.
zu Frage 6:
Der Beginn der Lehrgänge und Stiftungen ist gemäß § 1 Jugendausbildungs -
Sicherungsgesetz auf die Ausbildungsjahre 1998/99 und 1999/2000 beschränkt.
Die Bundesregierung und im speziellen auch mein Ressort hat in den letzten beiden
Jahren eine Fülle an Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildung und der Erhö -
hung der Ausbildungsbereitschaft der Betriebe umgesetzt, deren wichtigste ich im
folgenden anführen möchte.
• Verstärkte Berufs - und Bildungsinformation in der Schule
• Zusätzliche Angebote zur Nachholung des Pflichtschulabschlusses
• Einführung der Berufsreifeprüfung zur Erhöhung der Durchlässigkeit und Vermei -
dung der vielstrapazierten ,,Bildungssackgasse“ Lehre
• Schaffung neuer, zukunftsorientierter Lehrberufe
• Aktive Akquisition von Lehrstellen in neuen Berufen, persönliche Beratung in Form
von Betriebsbesuchen
• Erleichterungen beim Zugang zur
Lehrlingsausbildung für Betriebe
• Verstärkte Information für potentielle Ausbildungsbetriebe und Einrichtung einer
Lehrlingshotline
• Erleichterungen für die betriebliche Ausbildung durch Novellierung des Kinder -
und Jugendlichenbeschäftigungsgesetzes und Überarbeitung der bestehenden
Beschäftigungsverbote und - beschränkungen
• Entfall der Beiträge zur Krankenversicherung für Lehrlinge
• Sistierung der Beiträge zur Unfallversicherung für Lehranfänger
• Steuerfreibetrag für Betriebe, die Lehrlinge ausbilden
Einrichtung der Vorlehre als neue betriebliche Ausbildungsform für Jugendliche
mit unterschiedlichen Problemen.
• Förderung der Weiterbildung für Lehrlinge und Lehrabsolventen, auch durch ver -
stärkte Nutzung von EU - Programmen
und, nicht zuletzt
• Schaffung von insgesamt 8.000 zusätzlichen Ausbildungsplätzen für jugendliche
Lehrstellensuchende durch das Jugendausbildungs - Sicherungsgesetz.
Nach Jahren des Abwärtstrends beim Lehrstellenangebot konnte dieser Trend durch
die Lehrlingsinitiativen 1997 und 1998 durchbrochen werden.
Rund 40 % der Schulabgänger absolvieren eine Lehre und werden zu Facharbeitern
ausgebildet. 1996 war diese Zahl bereits auf 38,7 % gesunken. 1997 lag sie wieder
bei 40,7 %.
1996 gab es nur 37. 079 neue Lehrverträge, 1997 waren es bereits 40. 175.
1998 waren insgesamt ca. 125. 500 junge Menschen im dualen System. In diesem
Jahr kamen zu den 39. 052 Lehranfängern 1998 - mit Stand Ende Dezember 1998 -
3. 602 Jugendliche in Maßnahmen gemäß Jugendausbildungs - Sicherungsgesetz, die
eine qualitativ hochwertige Ausbildung in einem Lehrberuf erhalten.
Mit Stand Dezember 1998 haben also insgesamt mehr als 42. 600 Jugendliche eine
Lehrausbildung begonnen.
Daraus geht eindeutig hervor, dass die Lehrlingsoffensive der Bundesregierung ei -
nen umfassenden Erfolg gebracht hat.
Dieser ist auch durch statistische Arbeitsmarktdaten zu belegen.
1. Im Vergleich zu 1996 stellte sich 1997 eine spürbare Verbesserung am Jugendar -
beitsmarkt ein. Gegenüber 1996 sank die Jugendarbeitslosigkeit im Jahresschnitt
um 2,6 Prozentpunkte oder 1.016 Personen ab.
2. Wie bereits erwähnt wurde ein jahrzehntelanger Trend, nämlich ein jährliches
Absinken der Zahlen der Lehranfänger, gebrochen; gegenüber 1996 war 1997 ein
Anstieg um 8,3% oder 3.096 mehr Lehrlinge zu verzeichnen. 1997 waren 40.175
Lehrverträge im ersten Lehrjahr abgeschlossen worden.
3. Nachdem die Lücke zwischen angebotenen Lehrstellen und
Lehrstellensuchenden zwischen Juni und September 1997 größer als im Vorjahr
war, begannen die Maßnahmen ab Oktober zu wirken und im Dezember konnte
die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage von 3.032 um 1.189 Personen
gegenüber 1996 auf 1.843 gesenkt werden.
4. Im Vergleich zu 1997 stellte sich 1998 eine weitere Verbesserung der Perfor -
mance am Jugendarbeitsmarkt ein. Gegenüber 1997 sank die Jugendarbeits -
losigkeit im Jahresschnitt um 3,9 Prozentpunkte oder 1.475 Personen ab.
5. Insgesamt war 1998 ein weiterer Anstieg der Gesamtlehrlingszahl festzustellen.
6. Wie im Vorjahr mußte man zwischen Juli und Oktober eine beträchtliche Lücke
zwischen angebotenen Lehrstellen und Lehrstellensuchenden konstatieren, die
aber leicht unter der Vorjahresentwicklung lag. Allerdings konnte mit Wirkung der
Maßnahmen im November und Dezember die positive Tendenz des Vorjahres
weiter fortgesetzt und die Lücke weiter verringert werden. Im November konnte
die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage um 1.373 Personen und im
Dezember um 887 Personen gegenüber 1997 auf 956 gesenkt werden.
7. Aktuell (Stand Ende Juli 1999) sind 8720 Jugendliche als lehrstellensuchend
vorgemerkt, das sind um 1052 Jugendliche oder 10,8% weniger als im Vorjahr.
Die Zahl der offenen Lehrstellen ist dem gegenüber nur geringfügig, nämlich um
2,4% gesunken.
8. Die international vergleichbare durchschnittliche Jugendarbeitslosenquote (EU -
Quote der 15 - 24jährigen) lag 1998 bei 6, 6% und hat damit gegenüber dem ausge -
zeichneten Wert des Jahres 1997 nochmals um 0, 1 Prozentpunkte abgenommen.
Damit liegt Österreich im EU - Vergleich, aber auch im Vergleich mit den USA oder
Japan an erster Stelle!
Bei den letztverfügbaren Monatswerten des heurigen Jahres (Mai 1999) ist die
österreichische Spitzenposition mit 5, 8% sogar noch deutlicher ausgeprägt.
Trotzdem wird die Bundesregierung auch weiterhin das Ausbildungssystem an sich
ändernde Gegebenheiten anpassen und modernisieren, bei der Entwicklung neuer
Lehrberufe wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Qualitätssicherung und auf die
Arbeitsmarktrelevanz der Ausbildung gelegt und es wird auch weiterhin nötig sein,
alternative Ausbildungsmöglichkeiten zu entwickeln und bei Bedarf anzubieten.