6239/AB XX.GP
In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 6721/J betreffend
Innovationsförderung, welche die Abgeordneten Van der Bellen, Freundinnen und
Freunde am 16.7.1999 an mich richteten, stelle ich fest:
Antwort zu Punkt 1 der Anfrage:
Eine generelle Aussage über die „Situation der österreichischen Erfinder“ ist nicht
möglich, vielmehr muß zwischen Unternehmenserfindern, Universitätserfindern und
Privaterfindern unterschieden werden, da diese Gruppen mit gänzlich unterschiedlichen
Voraussetzungen konfrontiert sind.
Für Unternehmenserfinder ist es in der Regel kein Problem, ihre Erfindungen, meist
Diensterfindungen, im Rahmen des Betriebes umzusetzen. Der Großteil der Erfindungen
in Österreich erfolgt in Betrieben.
Universitätserfindungen haben sehr hohes wissenschaftliches Potential, sind zu einem
guten Teil jedoch im marktfernen Bereich der Grundlagenforschung angesiedelt.
Direktverwertungen erfolgen insbesondere dann, wenn Institute im Rahmen der
Teilrechtsfähigkeit Kontakte zur Industrie haben. Das Wirtschaftsministerium versucht
durch seine Patentverwertungsinitiative „TecMa“ speziell in diesem Bereich unterstützend
einzugreifen.
Die Umsetzung von Privaterfindungen erfolgt nur zu einem geringen Teil. Einerseits
unterbleiben oft Patentrecherchen zum Stand der Technik sowie Marktrecherchen und die
Erfindung ist daher nicht verwertbar, andererseits treten im Regelfall, sofern der Erfinder
seine Ideen nicht in Form einer Lizenzvereinbarung mit einem bestehenden Unternehmen
vermarkten kann, Finanzierungsengpässe, insbesondere im Stadium der
Fertigungsüberleitung, auf.
Das Wirtschaftsministerium und seine Partner bieten ein breites Spektrum an
Unterstützungsmöglichkeiten für Erfindungen an, das sich von der Förderung von
Forschungs - und Entwicklungsprojekten im FFF über das Seedfinancing - Programm und
die Business - Angels - Börse I2 bis zur bereits erwähnten TecMa - Initiative, allesamt von der
Innovationsagentur abgewickelt, spannt. Daneben sei auf die unterstützenden Aktivitäten
für Erfinder durch andere Institutionen in Österreich, wie beispielsweise Techinform in
der Wirtschaftskammer Österreichs oder den Österreichischen Patentinhaber - und
Erfinderverband (ÖPEV) hingewiesen.
Im Erfindungsbereich - wie in allen Schutzrechtsbereichen - hat sich, wie der folgenden
Tabelle zu entnehmen ist, in der Periode 1995 - 1998 die Zahl der beim Österreichischen
Patentamt von Österreichern eingereichten Anmeldungen erhöht, was auf eine positive
Entwicklung in diesem Bereich schließen
lässt.
|
Jahr |
Erfindungsanmeldungen |
|
1995 |
2350 |
|
1996 |
2520 |
|
1997 |
2587 |
|
1998 |
2707 |
Antwort zu Punkt 2 der Anfrage:
Der Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) stellt für
Forschungs - und Entwicklungsprojekte jährlich Förderungsmittel in Milliardenhöhe zur
Verfügung. Diese Mittel werden zu einem maßgeblichen Teil für - wie bereits zu Punkt 1
erwähnt - Erfindungen verwendet. So konnten in den Jahren 1995 bis 1998 ein
Förderungsvolumen von rd. 9 Mrd öS bereitgestellt werden. Für den Bereich
Umwelttechnik wurden in den Jahren 1995 bis 1998 insgesamt 380 Projekte in einem
Ausmaß von über 800 Mio. S gefördert.
Antwort zu den Punkten 3 und 4 der Anfrage:
Venture Capital stellt einen wichtigen Faktor für die Finanzierung neuer Unternehmens -
bzw. Produkt - und Verfahrensideen dar. Obwohl in Österreich entsprechendes
Risikokapital von österreichischen und internationalen Investoren vorhanden ist, sind die
Interessen der Fonds in der Regel auf gewisse Branchen und Technologien eingeschränkt
und überwiegend auf bestehende Firmen mit starkem Wachstumspotential fokussiert.
Das Wirtschaftsministerium hat in diesem Zusammenhang das Seedfinancing - Programm,
das Unternehmen in der schwierigen Startphase durch Kapital, Beratung und Betreuung
maßgebliche Hilfe angedeihen läßt, aus Mitteln der Technologiemilliarden stark
ausgebaut. Seedfinancing stellt dabei risikokapitalähnliche
Darlehen
(„Mezzanindarlehen“) zur Verfügung. Die jährliche Dotierung des Programms konnte von
S 30 Mio im Jahre 1996 auf S 80 Mio im Jahre 1999 ausgeweitet werden.
Ziel der Business - Angels - Initiative I2 ist es, Wachstumsunternehmen aller Branchen und
erfahrene Investoren (Business - Angels) zusammenzubringen. Manche der bei I2 gelisteten
Unternehmer befinden sich im Besitz von Patenten und wollen diese im Rahmen eines
Unternehmens wirtschaftlich umsetzen. Da diese Unternehmer meist technische
Kenntnisse besitzen, erhöht die Vermittlung eines erfahrenen Partners mit
betriebswirtschaftlichen Know - how die erfolgreiche Umsetzung am Markt. Bisher wurden
170 Kontakte zwischen Investoren und Unternehmern hergestellt. Sechs Investoren haben
sich an fünf Unternehmen beteiligt und fünf weitere Unternehmen stehen in konkreten
Beteiligungsverhandlungen mit Investoren. Zusätzlich haben manche der bei I2 betreuten
Unternehmen durch die im Vermittlungsprozeß gewonnene Erfahrung in ihrem eigenen
Bekanntenkreis Beteiligungspartner finden können.
Die Innovationsagentur leistet somit im Risikokapitalbereich wertvolle Unterstützung;
durch das besondere Finanzierungs - Know - How wird High - Tech - Unternehmen der
Zugang zu Risikokapital deutlich erleichtert.
Antwort zu Punkt 5 der Anfrage:
Die Patentverwertungsagentur TecMa wurde im Ende 1997 ins Leben gerufen. Seither
wurden 1998 231 Anfragen und im ersten Halbjahr 1999 240 Anfragen bearbeitet. Diese
führten zu 17 Vermittlungsverträgen, im Rahmen derer konkrete Verwerter für die
Erfindungen gesucht werden. Ein Lizenzvertrag wurde abgeschlossen.
Dabei wurden insgesamt für universitäre Forschung sieben Patentanmeldungen mit einem
Volumen von rund 270.000 ATS vorfinanziert.
Diese Entwicklung ist positiv zu
beurteilen. Aus dem Benchmarking mit internationalen Patentverwertern (zB. University
Technology International UTI Calgary) ist bekannt, dass durchschnittlich zwischen
Erstkontakt und erstem Geldfluß für Lizenzen 2 Jahre vergehen.
Antwort zu Punkt 6 der Anfrage:
Eine Weiterführung und ein Ausbau der genannten Initiativen ist sinnvoll und von mir
auch geplant. Hinsichtlich Seedfinancing soll im Rahmen des von mir initiierten
„Biotechnologie - Impulsprogramms" ein besonderer Schwerpunkt gesetzt werden.
Betreffend I2 steht der bundesweite Ausbau im Vordergrund, wobei regionale
Kooperationspartner zu gewinnen sind. Durch diese Vorgangsweise soll die Anzahl der I2
Projekte und Investoren und damit die Aussicht auf eine erfolgreiche Vermittlung weiter
erhöht werden.
Es ist auch dezidiertes Bestreben der EU, europaweit Business Angels Netzwerke (BAN)
als erstes Glied der „Risikokapitalkette" zu etablieren. In den USA bestehen bereits in fast
allen Bundesstaaten solche Initiativen und in Großbritannien, das europaweit eine
Vorreiterrolle einnimmt, gibt es über 40 BANs.
Von einer gesunden Eigenkapitalbasis junger innovativer Firmen werden ein gesundes
Wachstum und dementsprechende Beschäftigungsauswirkungen erwartet.
Auch eine Weiterfinanzierung bzw. ein Ausbau der TecMa - Initiative sowie des
Technologiebewertungsnetzwerkes TecNet steht für mich außer Frage.
Die Finanzierung wird aus Mitteln der Technologie - und Innovationsförderung des
Wirtschaftsministeriums sichergestellt;
Eigenmittel durch Vermittlungsgebühren und
Lizenzeinnahmen bei I2 und insbesondere bei TecMa sollen mittelfristig eine
kostendeckende Abwicklung der genannten Initiativen ermöglichen.
Antwort zu Punkt 7 der Anfrage:
Die Anzahl der tatsächlich umgesetzten Erfindungen im Bereich der Umwelttechnik ist
der folgenden Tabelle zu entnehmen:
|
Jahr
|
Erfindungsanmeldungen (Umwelt) |
|
1995 |
519 |
|
1996 |
622 |
|
1997 |
644 |
|
1998 |
651 |
|
Jahr
|
Patentteilungen/Gebrauchs - musterregistrierungen (Umwelt) |
|
1995 |
320 |
|
1996 |
309 |
|
1997 |
372 |
|
1998 |
378 |
Nach Sparten aufgeschlüsselt liegen die Schwerpunkte bei technischen Lösungen zur
Behandlung von Wasser, nach wie vor bei Erfindungen zur Ausnützung von
Sonnenenergie und bei Verfahren oder Vorrichtungen zur Rauchgasreinigung.
Antwort zu Punkt 8 der Anfrage:
Ich vertrete, wie in den obigen Ausführungen dargestellt, die Auffassung, dass das System
der österreichischen Innovationsförderung ausreichend ist und dass in Österreich
Risikokapital in ausreichendem Ausmaß zur Verfügung steht. Es geht jedoch darum, das
vorhandene Kapital mit den entsprechenden
Projekten zusammenzuführen. Ich verweise
auf die bereits dargestellten Aktivitäten des Bundesministeriums für wirtschaftliche
Angelegenheiten, auf die derzeit laufenden Verhandlungen zur Dotierung eines Fonds mit
öffentlichen Mitteln für spezifische High - Tech - Unternehmen sowie beispielhaft auf die
Unterstützungmassnahmen der Finanzierungsgarantiegesellschaft (FGG) für
Risikokapitalfinanzierungen.