6291/AB XX.GP

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Petrovic, Freundinnen und Freunde

haben am 13. Juli 1999 unter der Nr. 6567/J an mich eine schriftliche

parlamentarische Anfrage betreffend die Aktion „Frauen gegen den Krieg“

gerichtet.

 

 

Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:

 

Zu Frage 1:

Bereits am Beginn des Kosovo - Konfliktes habe ich mit dem Koordinator der Aktion

„Nachbar in Not Gespräche mit dem Ziel aufgenommen, neben den generellen

Hilfsprogrammen spezifische Projekte für Frauen finanzieren zu können. Dabei

konnte ich erreichen, daß sich die mit „Nachbar in Not“ - Geldern operierenden

Organisationen bei ihrer Arbeit auf die spezifischen Bedürfnisse von Frauen und

Mädchen eingestellt und besondere Betreuungsangebote zur Verfügung gestellt

haben. Das österreichische Rote Kreuz hat etwa im Österreich - Camp in Shkodra

Ärztinnen und Theurapeutinnen eingesetzt, die sich besonders der gynäkologischen

und psychologischen Betreuung von Frauen und Mädchen angenommen haben.

Auch was die Arbeit der Caritas, des Malteser Hospitaldienstes, der Diakonie, des

Arbeiter - Samariterbundes und anderer in der ehemaligen Flüchtlingsregion und

nunmehr im Kosovo tätigen Hilfsorganisationen betrifft, stehen spezifische Be -

treuungsangebote für Frauen und Mädchen zur Verfügung. Zudem ist gesichert, daß

die laufenden Kosten für frauenspezifische Projekte, die mit den Spendengeldern

der Aktion „Frauen gegen den Krieg“ finanziert werden, etwa hinsichtlich des Bedarfs

von Medikamenten, aus den allgemeinen Spendengeldern der Aktion „Nachbar in

Not“ finanziert werden können.

 

 

Zu den Fragen 2 und 3:

Als Arbeitsgemeinschaft von Caritas, Rotem Kreuz und ORF hat sich „Nachbar in

Not“ durch seine siebenjährige Tätigkeit im ehemaligen Jugoslawien großes Know -

how erworben und wird zudem von gesetzlich beeideten Wirtschaftsprüfern kon -

trolliert. Die Abwicklung der Spendengelder der Aktion „Nachbar in Not“ wird über

den Verein „Licht ins Dunkel“ durchgeführt. Hinsichtlich dieser Arbeitsgemeinschaft

bzw. des Vereins „Licht ins Dunkel“ kommt mir keine Einflußnahme zu. Der Koordi -

nator der Aktion „Nachbar in Not“ hat jedoch auf meine Anfrage ein ausführliches

Schreiben der Partner an mich übermittelt, das über die Organisationsstruktur sowie

die Verteilung der Spendengelder informiert und das ich meiner Anfragebeant -

wortung beilege.

 

 

Zu den Fragen 4 und 5:

Die Widmung auf dem generellen Zahlschein der Aktion wurde aus der Überlegung

vereinbart, daß unter dem umfassenden Titel „Nachbar in Not“ ein höherer Betrag für

die Finanzierung von spezifischen Frauenprojekten erzielt werden könnte als mit

einem eigenen Zahlschein; außerdem wurde diese Vorgangsweise aus Gründen der

Sparsamkeit gewählt.

Zu Frage 6:

Mit 3. September 1999 sind über die Aktion „Frauen gegen den Krieg“ 2,692.418,-

Schilling eingenommen worden. Die Gelder werden für die Finanzierung von frauen -

und mädchenspezifischen Projekten, insbesondere für die gynäkologische und

psychosoziale Betreuung, eingesetzt. Eine Beschränkung auf eine oder mehrere

ethnische Gruppen ist nicht geplant.

 

 

Zu Frage 7:

Die Aktion ist zunächst für ein halbes Jahr geplant, eine Fortsetzung ist aber

durchaus wahrscheinlich. Mit der organisatorischen Abwicklung und der weiteren

Bewerbung und Öffentlichkeitsarbeit ist vorrangig der Österreichische Frauenring

betraut, der zu diesem Zweck auch eine Koordinatorin bestellt hat.

 

 

Zu Frage 8:

Bereits bei der Initiierung der Aktion „Frauen gegen den Krieg" gemeinsam mit der

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten wurde vereinbart,

daß die Abwicklung der gesamten Aktion dem Österreichischen Frauenring obliegt,

das heißt, dieser ist auch für die Auswahl der frauenspezifischen Projekte zuständig.

Eine mobile gynäkologische Ambulanz war zunächst für das Flüchtlingsgebiet in

Albanien geplant, die Vorbereitungen für einen Ankauf wurden bereits getätigt. Die

Beendigung des Krieges und die sehr rasche Rückkehr der Flüchtlinge in den

Kosovo erforderten allerdings eine Neukonzipierung des Projektes. Das Präsidium

des Österreichischen Frauenringes hat beschlossen, den Arbeiter Samariterbund mit

der Durchführung einer mobilen gynäkologischen Ambulanz zu beauftragen.

 

 

Zu Frage 9:

Abgesehen von einer mangelnden Rechtsgrundlage im Bundesfinanzgesetz als

auch nach den Materiengesetzen für eine Vorfinanzierung aus den mir zur Ver -

fügung stehenden Budgetmitteln war diese auch nicht notwendig, da zum Zeitpunkt

der Bestellung der Ambulanz die Finanzierung aus den Spendengeldern der Aktion

„Frauen gegen den Krieg sichergestellt war.

 

 

Zu den Fragen 10 bis 12:

Vom Österreichischen Frauenring wurden eine Koordinatorin für die technische

Abwicklung sowie eine Koordinatorin für die inhaltlichen Agenden bestellt. Die

Auswahl und Bestellung lag vereinbarungsgemäß allein beim Österrreichischen

Frauenring.

 

 

Zu Frage 13:

Die Kunstauktion, die ich am 1. Juni 1999 im Palais Liechtenstein veranstaltet habe,

brachte einen Gesamterlös von 1,436.700,- Schilling. Das gesamte Geld kam der

Aktion "Frauen gegen den Krieg" zugute. Für diese Veranstaltung fielen keine

Kosten an, da die Organisation durch Mitarbeiterinnen meines Büros erfolgte und

auch sämtliche Werke von den Künstlerinnen - wie auch der Veranstaltungssaal vom

Museum Moderner Kunst und das Buffet von einem Catering - Service - gratis zur

Verfügung gestellt wurden und auch der Auktionator kein Honorar in Rechnung

gestellt hat.

 

 

Zu Frage 14.

Ich werde mich auch weiterhin persönlich dafür einsetzen, daß für die Aktion „Frauen

gegen den Krieg“ weitere Spendengelder aufgebracht werden.

 

 

 


 

                                                                   NACHBAR                                                      Beilage

IN NOT

 

 

 

 

                                                                                                                             Wien, 2. September 1999

 

Sehr geehrte Frau Bundesministerin!

 

Sie haben von Frau Abgeordnete zum Nationalrat Dr. Madeleine Petrovic und

anderen Mandataren der Fraktion „Die Grünen“ eine parlamentarische Anfrage zur

Aktion „Frauen gegen den Krieg“ erhalten. Einige Fragen beziehen sich dabei auch

auf die Aktion "Nachbar in Not“.

Wir (Caritas, Rotes Kreuz und ORF) erlauben uns daher, zu den Fragen 1-4 sowie 6

folgende Klarstellungen zu treffen und ersuchen Sie, dieses Schreiben Ihrer

Anfragebeantwortung beizufügen.

 

Vorweg eine Klarstellung, was „Nachbar in Not“ ist:

 

•  Die Aktion „Nachbar in Not“ wurde am 26. Mai 1992 - also vor sieben Jahren -

   mit dem Ziel gegründet, den vom Krieg schwer betroffenen Menschen im

   ehemaligen Jugoslawien zu helfen.

 

•  „Nachbar in Not“ ist eine Arbeitsgemeinschaft bestehend aus Caritas, Rotem

   Kreuz und ORF.

 

•  Der ORF ruft in Radio und Fernsehen zum Spenden auf, die Garitas und das

   Rote Kreuz führen die Projekte durch - vorwiegend Transporte von

   Lebensmitteln, Medikamenten, Bekleidung und Hygieneartikeln.

 

•  Das Konto wird zentral vom Büro der Aktion „Licht ins Dunkel“ verwaltet.

 

•  100% der Spendengelder kommen den Menschen in den Krisenregionen zugute.

   Spesen, Personal - oder Verwaltungskosten werden daraus nicht bezahlt.

 

•  Am 6. April 1999 startete die Kampagne „Nachbar in Not“ die Spezialaktion;

   „Kosovo — Österreicher helfen“. Erstmals wurden auch mit anderen

   Organisationen entsprechende projektbezogene Vereinbarungen geschlossen.

   Und zwar mit: Diakonie Österreich, Malteser Hospitaldienst, Volkshilfe

   Österreich, Hilfswerk Austria, Arbeitersameriterbund und Kinderfreunde.

 

•  Über den Einsatz der Mittel entscheiden die drei Partner im Konsens.

•  „Nachbar in Not“ ist unpolitisch und unparteiisch, geholfen wird ohne Rücksicht

   auf Geschlecht, Nationalität und Religion.

 

•  „Nachbar in Not“ half und hilft allen vom Krieg Betroffenen, vor allem Frauen und

   Kindern, sowie älteren Menschen.

 

 

Zu Frage 1

 

Schon am Beginn des Kosovo - Konflikts haben die beiden in der Anfrage genannten

Ministerinnen Mag. Barbara Prammer und Dr. Elisabeth Gehrer mit der Aktion

„Nachbar in Not“ Gespräche mit dem Ziel aufgenommen, neben den generellen

Hilfsprogrammen, spezifische Projekte für Frauen finanzieren zu können.

Für die Aktion „Frauen gegen den Krieg“ wurde daher eine zweckgewidmete

Spendenmöglichkeit geschaffen aus der vereinbarte und sinnvolle Projekte

verwirklicht werden sollen.

Bis heute sind auf dem PSK - Konto 76 00 111 mit dem vereinbarten Vermerk

2,65 Millionen Schilling eingelangt, die jetzt, wo viele Menschen wieder in ihre

Heimat zurückgekehrt sind, für den Kosovo zur Verfügung stehen.

Die mit „Nachbar in Not“ - Geldern operierenden Organisationen haben sich bei ihrer

Arbeit speziell auf die Bedürfnisse der Frauen eingestellt. Das Rote Kreuz hat z.B.

im Österreich - Camp in Shkodra Therapeutinnen im Einsatz gehabt, die sich

besonders der Betreuung von Frauen angenommen haben. Die leidvollen

Erfahrungen der vergangenen Balkan - Kriege haben gezeigt, daß Hilfe und

Betreuung für vergewaltigte Frauen in eine gesamtmedizinische Betreuung integriert

sein müssen um auch entsprechend angenommen zu werden. Die Arbeit der

Caritas, des Malteser Hospitaldienstes, der Diakonie und des Arbeiter -

Samariterbundes orientierten sich selbstverständlich ebenfalls an den Bedürfnissen

der Frauen.

Besonders darauf hinweisen möchten wir, daß „Nachbar in Not“ schon 1993

gemeinsam mit dem Bundesministerium für Frauenangelegenheiten eigene Aktionen

für die Frauen am Balkan, insbesondere für jene die Vergewaltigungen zum Opfer

fielen, durchgeführt hat. Die Organisationen verfügten also beim Kosovo - Konflikt

auch über entsprechende Erfahrungen.

 

Zu Frage 2

 

Von den 550 Millionen Schilling, die bisher in Österreich für „Nachbar in Not

Kosovo: Österreicher helfen“ gespendet wurden, wurden bisher mehr als 100

Millionen Schilling für die Betreuung von Flüchtlingen und Vertriebenen im

Österreich - Camp in Shkodra und in anderen Regionen Albaniens und in

Mazedonien verwendet.

Der sparsame, gezielte und genaue Einsatz der Mittel macht es möglich, daß nach

dem Ende der Kriegshandlungen und seit der Öffnung des Kosovo „Nachbar in Not“ -

Spenden in den Gebieten ISTOK, PRIZREN und SUVA REKA eingesetzt wurden.

Für diese Arbeit wurden drei Schwerpunkte festgelegt:

 

1. Versorgung notleidender Menschen, die während des Krieges und danach alles

    verloren haben, mit Lebensmitteln, Bekleidung, Medikamenten und

    Hygieneartikeln.

2. Bereitstellung von Baumaterialien, um zerstörte Häuser abzudichten, damit

    wenigstens ein Raum winterfest und so für die Familien notdürftig bewohnbar

    gemacht werden kann.

 

3. Vorbereitung einer Aktion „Saatgut“ als Hilfe zur Selbsthilfe und zur

    Sicherstellung einer ausreichenden Ernte im nächsten Jahr.

 

Zu Frage 3

 

Wie schon erwähnt ist „Nachbar in Not“ eine Arbeitsgemeinschaft. Der ORF

berichtet laufend über den Einsatz der Gelder und kontrolliert an Ort und Stelle mit

Mikrofon und Kamera.

Die Vereinbarungen mit den Organisationen können ebenso wie die Zuteilung der

Mittel an die erwähnten Organisationen, im Verein „Licht ins Dunkel“, der aus

Gründen der Sparsamkeit die Kontoführung vornimmt, eingesehen werden. Alle

Organisationen, die Gelder aus der Aktion erhalten, verfügen über ein hohes

Ansehen, ihre Gestion wird von gesetzlich beeideten Wirtschaftsprüfern kontrolliert.

 

Zu Frage 4

 

Die Widmung auf dem generellen Zahlschein der Aktion wurde aus der Überlegung

vereinbart, daß unter der populären Marke „Nachbar in Not“ ein höherer Betrag für

die Durchführung von Frauenprojekten erzielt werden könnte, als mit einem eigenem

Zahlschein.

 

Zu Frage 6

 

Insgesamt wurden bisher 2,5 Millionen Schilling an Spenden eingezahlt.

Die Arbeitsgemeinschaft „Nachbar in Not“ hat in den letzten Jahren sehr gezielt und

kontrolliert im ehemaligen Jugoslawien geholfen. Mehr als 1,6 Milliarden Schilling

wurden von den Österreicherinnen und Österreichern sowie von Freunden aus dem

Ausland gespendet. 76.000 Tonnen Hilfsgüter wurden mit 3700 LKW in die

Krisengebiete gebracht.

 

Abschließend möchten wir uns bei Ihnen und bei Frau Minister Dr. Elisabeth Gehrer

recht herzlich für die erfolgreichen Kooperationen im Rahmen von „Nachbar in Not“

in den letzten Jahren bedanken.

Die Art, der an Sie gerichteten Anfrage - nämlich der unterstellende Ton und

Behauptungen auf der Basis nicht ausreichender Informationen - hat uns zutiefst

erschreckt. Wir erklären daher gerne unsere Bereitschaft für nähere Auskünfte zur

Verfügung zu stehen.

 

 

Mit vorzüglicher Hochachtung

 

Mag. Bernhard Jany e.h.                   Präs. Franz Küberl e.h.                                       Kurt Bergmann e.h.

        Rotes Kreuz                                 Caritas                                                                  ORF