6376/AB XX.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 6684/J - NR/1999, betreffend Erschlie -
ßung der Obersteiermark mit der Bahn, die die Abgeordneten Dr. Grollitsch und
Kollegen am 16. Juli 1999 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu be -
antworten:
Einleitend darf ich festhalten, dass der Masterplan zum österreichischen Bundes -
verkehrswegeplan grundsätzlich jene Vorgaben enthält, wie sich die Netze der ein -
zelnen Verkehrsträger im Sinne eines gesamtösterreichischen Interesses bis zum
Jahr 2015 entwickeln sollen.
Dabei sollen vor allem im Bereich der Schiene Erreichbarkeitsdefizite abgebaut,
neue Kapazitäten geschaffen und ein attraktiver Bahnverkehr durch ein entspre -
chendes kundenorientiertes Betriebsprogramm geschaffen werden.
Daraus resultiert ein in weiten Teilen des österreichischen Schienennetzes beste -
hender großer infrastruktureller Nachholbedarf. Von besonderem Interesse sind da -
her unter anderem
- der viergleisige Ausbau der Westbahnstrecke zwischen Wien und Wels
- die Errichtung des Lainzer Tunnels
- die Errichtung einer Neubaustrecke zwischen Wien und St. Pölten durch das
Tullnerfeld
- der viergleisige Ausbau der Brennerachse
- die optimale Anbindung des Flughafens Wien
- der Bau des Semmering - Basistunnels zur Optimierung der Betriebsführung auf
der Südbahnstrecke und zur Aufwertung des Wirtschaftsstandortes Obersteier -
mark
- die Errichtung der Koralmbahn
- der Ausbau der Tauernbahn, der Ennstalstrecke sowie der Pyhrn - Schober -
Achse.
Zu Frage 1:
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird der zweigleisige Ausbau des Streckenabschnit -
tes zwischen Mallnitz und Lindisch realisiert. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme
ist für das Jahresende 1999 geplant.
Mit dem zweigleisigen Ausbau des Streckenabschnittes zwischen Brandstatt und
Loifarn wurde im Laufe des heurigen Jahres begonnen. Die Fertigstellung und Inbe -
triebnahme ist für das Jahr 2003 geplant.
Der zweigleisige Ausbau des Streckenabschnittes zwischen Steinbach und Angertal
befindet sich derzeit im Planungsstadium.
Zu Frage 2:
Die geschätzten Kosten für die Planung und Realisierung der in der Beantwortung
zur Frage 1 enthaltenen Ausbaumaßnahmen im Bereich der Tauernbahn betragen
voraussichtlich ca. 2,9 Mrd. ATS und sind durch den derzeitigen Finanzierungsrah -
men der Schieneninfrastrukturfinanzierungs - Gesellschaft m. b .H zur Gänze abge -
deckt.
Zu den Fragen 3 und 4:
Im Bereich der Pyhrnstrecke ist die Realisierung nachstehender Ausbauvorhaben
geplant:
- Linienverbesserung Ried - Diepersdorf - Wartberg a.d. Krems; Fertigstellung vor -
aussichtlich im Jahr 2001
- Umbau des Bahnhofes Wartberg a.d. Krems; Baubeginn im Oktober des heuri -
gen Jahres, Fertigstellung voraussichtlich im Jahr 2002
- Umfahrung Schlierbach; geplanter Baubeginn im Jahr 2003, Fertigstellung vor -
aussichtlich im Jahr 2006
- Gleiszulegung Nussbach; geplanter Baubeginn im Jahr 2004, Fertigstellung vor -
aussichtlich im Jahr 2006.
Zu den Fragen 5 und 7:
Im Bereich der Ennstalstrecke ist die Realisierung nachstehender Ausbauvorhaben
geplant:
- Umbau des Bahnhofes Selzthal; Fertigstellung voraussichtlich im Jahr 2002
- Umbau des Bahnhofes Stainach - Irdning; geplanter Baubeginn im Jahr 2000,
Fertigstellung voraussichtlich im Jahr 2002.
Zu Frage 6:
Im Rahmen der „Projektentwicklung Ennstal“ werden von den Österreichischen
Bundesbahnen verschiedene Ausbauvarianten, aber auch verschiedene Betriebs -
führungsszenarien untersucht. Dabei werden vor allem die langfristigen Planungen
des Personen - und Güterverkehrs auf Umsetzbarkeit geprüft und die hiefür erforder -
lichen infrastrukturellen Ausbauvorhaben erarbeitet und entsprechend bewertet.
In diese Untersuchungen werden auch Modelle einbezogen, die eine Umwandlung
des bestehenden Regionalverkehrs im oberen Ennstal in einen beschleunigten Nah -
verkehr durch Anbindung der Ballungszentren mit IC - Zügen und einen ergänzenden
Zubringerverkehr mit Bussen vorsehen.
Nach Aussage der Österreichischen Bundesbahnen handelt es sich hiebei aus -
schließlich um zu untersuchende Planvarianten, für deren mögliche Realisierung
keine Entscheidungen vorliegen. Im Sinne der bestehenden Verkehrsdiensteverträ -
ge werden die Österreichischen Bundesbahnen vor einer allfälligen Änderung des
vereinbarten Verkehrsangebotes Gespräche mit den Vertragspartnern führen.
Derzeit sind ausschließlich fahrplantechnische Maßnahmen zur Verkürzung der
Fahrzeiten im IC - Verkehr geplant.
Zu Frage 8:
Die geschätzten Kosten für die Planung und Realisierung der vorgesehenen Aus -
baumaßnahmen im Bereich der Pyhrnstrecke betragen voraussichtlich ca. 1,0 Mrd.
ATS. Die bereits im Bau befindliche Linienverbesserung Ried - Diepersdorf - Wart -
berg a.d Krems sowie der Bahnhofumbau Wartberg a.d. Krems sind durch den der -
zeitigen Finanzierungsrahmen der Schieneninfrastrukturfinanzierungs - Gesellschaft
m.b.H. zur Gänze abgedeckt.
Die geschätzten Kosten für die Planung und Realisierung der vorgesehenen Aus -
bauvorhaben im Bereich der Ennstalstrecke betragen voraussichtlich ca. 0,7 Mrd.
ATS und sind durch den derzeitigen Finanzierungsrahmen der Schieneninfrastruk -
turfinanzierungs - Gesellschaft m.b.H. zur Gänze abgedeckt.
Zu Frage 9:
Der Umbau des Bahnhofes Selzthal umfasst im Wesentlichen die Errichtung eines
modernen Zentralstellwerkes, den Umbau der Gleisanlagen - insbesondere den
Einbau neuer Weichen - und die Erneuerung der Fahrleitung.
Für die Realisierung der geplanten Verbindung von der Schoberpassstrecke zur
Ennstalstrecke („Schleife Selzthal“) liegt zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch kein
konkreter Zeitplan vor.
Zu Frage 10:
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird der zweigleisigen Ausbau des Streckenab -
schnittes zwischen Kalwang und Unterwald realisiert. Die Fertigstellung und Inbe -
triebnahme ist für das Jahr 2004 vorgesehen. Ab diesem Zeitpunkt ist die Schober -
passstrecke durchgehend zweigleisig befahrbar.
Zu Frage 11:
Die geschätzten Kosten für den Umbau des Bahnhofes Selzthal betragen voraus -
sichtlich ca. 0,6 Mrd. ATS, die geschätzten Kosten für die Planung und Realisierung
des zweigleisigen Ausbaues des Streckenabschnittes zwischen Unterwald und Kai -
wang auf der Schoberpassstrecke betragen voraussichtlich ca. 0,9 Mrd. ATS.
Zu Frage 12:
Mir sind keine Überlegungen seitens der Österreichischen Bundesbahnen bekannt,
die Gesäusestrecke nach einem entsprechenden Ausbau der Pyhrnstrecke aufzu -
lassen.
Zu den Fragen 13 und 14:
Der Ausbau des Knotens Obersteiermark ist im Zusammenhang mit der Über -
schneidung der Pyhrn - Schober - Achse und der Pontebbana - Achse zu sehen. Mit der
Aufnahme des Betriebes im neuerrichteten Galgenbergtunnel wurde ein wesentli -
ches Teilstück dieses Knotens verkehrswirksam.
Der weitere Ausbau des Knotens Obersteiermark - insbesondere die Errichtung des
Hochalmtunnels und des Traidersbergtunnels - muss aus Gründen der Wirtschaft -
lichkeit vom kapazitativen Bedarf abhängig gemacht werden. Im Hinblick auf die zu -
künftig zu erwartende Neuausrichtung der Verkehre über Graz und die Koralmbahn
in Richtung Klagenfurt und Villach ist mittelfristig nur ein begrenzter Verkehrszu -
wachs im Streckenabschnitt zwischen Leoben und Bruck a.d. Mur zu erwarten, wes -
halb einem weiteren Ausbau des Knotens Obersteiermark derzeit keine Priorität ein -
geräumt wird.
Zu Frage 15:
Im Bereich der Südbahnstrecke ist die Realisierung nachstehender Ausbauvorha -
ben geplant:
- der Umbau des Bahnhofes Friesach
- die Umgestaltung des Bahnhofes Zeitweg
- der Umbau des Bahnhofes Klagenfurt.
Zu Frage 16:
Mit Aufnahme des durchgehenden zweigleisigen Betriebes auf der Schoberpass
strecke im Jahr 2004 sind zwischen Linz und Graz über Leoben, zwischen Innsbruck
und Graz über Bischofshofen und Leoben sowie zwischen Salzburg und Graz über
Leoben Fahrzeitverkürzungen im IC - Verkehr geplant, deren Ausmass nicht nur
durch die Möglichkeit höherer Geschwindigkeiten der Reisezüge, sondern auch
durch fahrplantechnische Vorgaben hinsichtlich optimaler Umsteigemöglichkeiten im
Fernreiseverkehr bestimmt werden.
Mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme des zweigleisigen Streckenabschnittes
zwischen Mallnitz und Lindisch auf der Tauernbahn ist geplant, ab dem Juni des
nächsten Jahres die Fahrzeit zwischen Salzburg und Klagenfurt von derzeit 3 Stun -
den 27 Minuten auf 3 Stunden 7 Minuten zu reduzieren.
Zu Frage 17:
Mit Aufnahme des durchgehenden zweigleisigen Betriebes auf der Schoberpass -
strecke im Jahr 2004 und dem Abschluss der Umbauarbeiten im Bahnhof Selzthal
ist im Streckenabschnitt zwischen St. Michael und Selzthal eine Steigerung der
Streckenkapazität von derzeit 110 Zügen pro Tag auf maximal 240 Züge pro Tag
möglich.
Mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme des zweigleisigen Streckenabschnittes
zwischen Mallnitz und Lindisch auf der
Tauernbahn ist eine Steigerung der Strek -
kenkapazität von derzeit 110 Zügen pro Tag auf 130 Züge pro Tag möglich. Mit der
Fertigstellung und Inbetriebnahme des zweigleisigen Streckenabschnittes zwischen
Brandstatt und Loifarn ist eine weitere Steigerung der Streckenkapazität auf 150
Züge pro Tag möglich.
Zu Frage 18:
Von den Österreichischen Bundesbahnen werden derzeit verschiedene Varianten
der Beschaffung neuer Fahrzeuge untersucht. Im Rahmen dieser Untersuchung
werden auch die entsprechenden Entwicklungen bei anderen europäischen Bahnen
- wie z.B. die Neigetechnik - in die grundsätzlichen Überlegungen einbezogen. Eine
endgültige Festlegung auf bestimmte Fahrzeuge ist daher seitens der Österreichi -
schen Bundesbahnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich.
Zu Frage 19:
Mit Verordnung Nr. 597/1995 wurde der Eisenbahn - Hochleistungsstrecken AG die
Gesamtplanung der Koralmbahn übertragen und darüberhinaus mit Verordnung Nr.
338/1997 bereits der Bau der Streckenabschnitte zwischen Puntigam und Werndorf
bzw. zwischen Althofen und Klagenfurt übertragen.
Das eisenbahnrechtliche Genehmigungsverfahren für die zum Bau übertragenen
Streckenabschnitte wird in Kürze abgeschlossen.
Darüberhinaus werden derzeit für alle weiteren Streckenabschnitte die Unterlagen
für die durchzuführende Prüfung auf Umweltverträglichkeit sowie für die Erlassung
einer Trassenverordnung erstellt. Der Abschluss der Umweltverträglichkeitsprüfung
und die Erlassung einer Trassenverordnung ist für das Jahr 2003 vorgesehen.
Unter Beachtung der erforderlichen eisenbahnrechtlichen Genehmigungsverfahren,
den Ausschreibungsverfahren und der Bauherstellung ist die Fertigstellung und
durchgehende Inbetriebnahme der Koralmbahn
für das Jahr 2015 geplant.
Zu Frage 20:
Die im Zusammenhang mit der Erstellung des Masterplans zum Österreichischen
Bundesverkehrswegeplan geschätzten Kosten für die Errichtung der Koralmbahn
Graz - Klagenfurt betragen - mit allen aufgrund des derzeitigen Planungsstandes
vorhandenen Unschärfen - ca 30 Mrd. ATS. Für die Planung und die Realisierung
der bereits zum Bau übertragen Projekte sind Investitionsmittel in der Höhe von ca.
6,5 Mrd. ATS vorgesehen und durch den Finanzierungsrahmen der Schieneninfra -
strukturfinanzierungs - Gesellschaft m.b.H. gedeckt