685/AB

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 775/J-NR/1996, betreffend die Förderung des Filmes "Ich gelobe", die die Abgeordneten SCHEIBNER und Kollegen am 13.  Juni 1996 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:

 

1.         Handelt es sich bei den unter den Titeln "Ich gelobe" und "Stets bereit" eingebrachten Förderungsansuchen später um ein und denselben Film oder um zwei verschiedene Filme?

 

Antwort:

 

"Stets bereit" war der Arbeitstitel und "Ich gelobe" der endgültige Titel des genannten Filmes --von Wolfgang Murnberger.  Es handelt sich daher um ein und denselben Film.

 

2.       Sind Ihnen die im Landesverteidigungsplan festgelegten Ziele der in der Bundes-

          verfassung normierten Staatszielbestimmung der umfassenden Landesverteidigung

          bekannt?

 

2a.     Wenn ja, weiche Maßnahmen werden in Ihrem Ministerium gesetzt, um diese Ziele zu

          erreichen?

 

2b.  Wenn nein, warum nicht?

 

Antwort:

Die im Landesverteidigungsplan festgelegten Ziele der umfassenden Landesverteidigung sind bekannt.

Soweit es die Kompetenzen meines Ressorts inhaltlich und budgetär erlaubten, wurden in der Vergangenheit mit dem Bundesministerium für Landesverteidigung unter Einbeziehung fach­lich ausgewiesener Wissenschafter bzw.  Universitätsinstitute, wie etwa des Instituts für Politikwissenschaften der Universität Wien, gemeinsame Symposien veranstaltet, die sich zum Ziel setzten, auch auf wissenschaftlicher Ebene international wie national relevante sicherheits­politische Fragestellungen zu erörtern.  Je nach Maßgabe der vom Gesetzgeber beschlossenen Budgetmittel können diese Aktivitäten auch künftig fallweise erfolgen.

Eine Aufstellung über weitere vom Bundesministerium für Wissenschaft, Verkehr und Kunst geförderte Forschungsprojekte im Zeitraum 1. Jänner 1993 bis 31.  Dezember 1995 ist ange­schlossen (Beilage).  Daneben wurden auch Druckkostenbeiträge für einschlägige Publikatio­nen wie z.B. die Reihe "Wiener Blätter der Friedensforschung "des Vereins "Universitätszen­trum für Friedensforschung" oder der "Studienreihe Konfliktforschung" gewährt.

Weiters weise ich darauf hin, daß in der vom Bundesminister für Landesverteidigung einge­setzten Wissenschaftlichen Kommission sowohl Vertreter des ho.  Ressorts als auch der Uni­versitäten aus verschiedenen Bereichen wie z.B. der Politikwissenschaften, Rechtswissenschaften, Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften, Medizin und Technik vertreten sind.  Hinsichtlich der genauen Aufgabenstellung und Zielsetzung dieser Wissenschaftlichen Kommission wäre zuständigkeitshalber allerdings eine Anfrage an den Bundesminister für Landesverteidigung zu richten.

 

3.         Wie wird von seiten Ihres Ressorts die Unterstützung eines Filmes, der bewußt auf

            die Verunglimpfung einer von der Verfassung normierten öffentlichen Einrichtung des     

            Bundes abzielt, gerechtfertigt?

 

Antwort:

Wolfgang Murnbergers Filmschaffen fand erstmals durch seinen Film "Himmel und Hölle" internationale Anerkennung; dabei geht es um eine entwicklungspsychologische Studie eines pubertierenden Jugendlichen.  "Ich gelobe" ist dabei die konsequente filmische Weiterführung: ein Jugendlicher entwickelt sich während seines Präsenzdienstes zum Mann und erlebt diesen Wandel bewußt mit all seinen Träumen, Hoffnungen und Realitäten.  Es handelt sich daher bei

diesem Film keineswegs "um eine bewußte Verunglimpfung normierter öffentlicher Einrich­tungen des Bundes".

 

3a.       Weiche Inhalte des Filmes "Ich gelobe", waren nach Ansicht der für die Subvention

            Verantwortlichen, förderungswürdig?

 

Antwort:

 

Verantwortlich für die Zuerkennung der Unterstützung durch den Bund war die autonom ent­scheidende Auswahlkommission des Österreichischen Filminstituts.  In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, daß das Filmförderungsgesetz inklusive der Novellen von allen im Nationalrat vertretenen Parteien einstimmig beschlossen wurde.

 

3b.       Durch weiche, in dem Film "Ich gelobe", transportierten Inhalte wird die Bereit­

            schaft der Österreicher, v.a. im Rahmen der Wehrpflicht, ihren Teil zur Stärkung der

            Landesverteidigung zu leisten, gefördert?

 

Antwort:

 

Im Hinblick auf die Einstellung zur allgemeinen Wehrpflicht und zum österreichischen Bundesheer im allgemeinen verweise ich hinsichtlich des gegenständlichen Filmes unter anderem auf die äußerst positiven Kritiken und Engagements zweier hochrangiger Angehöriger des Bundesheeres (Oberst Horvath/Militärakademie Wiener Neustadt und Brigadier Arno Manner/ Militärkommandant des Landes Steiermark).  Diese beiden Spitzenmilitärs bestellten nicht nur Sondervorstellungen, sondern empfahlen den Film auch ihren Offizierskollegen und dem ausbildenden Kaderpersonal.

Die Handlung des Films ist übrigens im Österreich des Jahres 1980 angesiedelt.

 

4.       Wurde der im Bundesministerium für Unterricht und Kunst eingerichtete Arbeits­   ausschuß "G", bzw. das Leitungsbüro) von dem Vorhaben, diese Filme (diesen Film) zu

          subventionieren, informiert?

 

4a.       Wenn ja, welche Meinung vertrat der Arbeitsausschuß " G " ? 4b.  Wenn nein, warum            nicht?

 

4c.       Aus welchen Mitgliedern besteht der Arbeitsausschuß " G " ?

 

Antwort:

 

Seitens des damals zuständigen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst wurden der Arbeitsausschuß "Geistige Landesverteidigung" , Verteidigungsminister Dr. Fasslabend (durch mich und dem damaligen Vizekanzler Dr. Busek) sowie der Leiter des Presse- und Informationsdienstes im Bundesministerium für Landesverteidigung Dr. Sartorius-Thalborn informiert.

Eine Reaktion des Arbeitsausschusses "Geistige Landesverteidigung" ist mir nicht bekannt.  Bei diesem Arbeitsausschuß handelt es sich um ein beim Bundesministerium für Unterrricht und kulturelle Angelegenheiten eingerichtetes Gremium, dem neben dem Vorsitzenden und dem Geschäftsführer, die von diesem Ressort gestellt werden, in den Landeskoordinationsaus­schüssen Mitglieder aus den Bundesländern angehören, wobei sich die personelle Zusammen­setzung nach dem jeweils behandelten Thema richtet.

 

5.         Welchem Zweck dient der Ankauf dieses Films?

 

5a.       Ist es von seiten Ihres Ministeriums geplant, diese Filme (diesen Film) bei Veranstal-

            tungen im Rahmen der geistigen Landesverteidigung zu verwenden? 5b.  Wie kommt es             dazu, daß Ihr Ressort einen in der Herstellung und Vertrieb mit Mil­lionen geförderten

            Film, später um 107.800 Schilling ankauft?

 

Antwort:

Der Ankauf einer 35 mm-Kopie durch das damalige Bundesministerium für Wissenschaft,

Forschung und Kunst galt einer englisch untertitelten Kopie für die bundeseigene Filmothek

zum Zweck der Präsentation bei internationalen Filmfestivals in Europa, Asien und den USA,

für welche Einladungen vorlagen, wobei insbesondere folgende hervorzuheben sind:

          - Teilnahme am Wettbewerb im Hauptprogramm des internationalen Festivals in Rotterdam,

          -Teilnahme am Hauptprogramm der VIENNALE in Wien und der DIAGONALE in Salzburg,

          -        Teilnahme an den internationalen Filmfestivals in Genf (Stars de Demain), Hof, Ljubljana,

                        Jerusalem, Santa Barbara und Chicago,

          -        Wiener Filmpreis 1994,

          -        Österreichische Nominierung für den Auslands-Oscar 1995.

 

Der Preis ergab sich aus der Herstellung einer neuen 35 mm-Kopie, der Übersetzung und dem

Einbrennen der Untertitel.

 

Der Film wird selbstverständlich jederzeit auch für einen nichtkommerziellen Einsatz bei

Veranstaltungen im Interesse der geistigen Landesverteidigung zur Verfügung gestellt.

 

6.       SehenSie,dieimFilm"Ichgelobe"zumAusdruckkommendeMeinungüberdas österreichische Bundesheer und die Infragestellung der Sinnhaftigkeit der allgemeinen Wehrpflicht, mit den im Landesverteidigungsplan festgesetzten Zielen der geistigen Landesverteidigung im Einklang?

6a.     Wenn ja, welche im Film getätigten Aussagen sind Ihrer Meinung nach dem Geist der umfassenden Landesverteidigung verpflichtet?

 

6b.     Wenn nein, warum wurde der, im Widerspruch zu einer Verfassungsnorm stehende, Film von Ihrem Ministerium gefördert?

 

Antwort:

 

Wie bereits zu Frage 3 ausgeführt, handelt es sich bei dem Film in keiner Weise um einen

gegen das österreichische Bundesheer bzw. die allgemeine Wehrpflicht gerichteten, sondern

 

7.         Welche im Film "Ich gelobe" getätigten Aussagen fördern die Bereitschaft der    österreichischen-  Jugend ihren Beitrag zu Landesverteidigung, vor allem den Dienst

            mit der Waffe (Wehrpflicht), zu leisten?

 

Antwort:

Hiezu verweise ich auf die Antwort zu Frage 3b.

 

8.         Wurde der für die im Film kritisierten Zustände im Bundesheer verantwortliche   Minister für Landesverteidigung von Ihnen über die Förderungen dieses Filmes         informiert?

 

8a.       Wenn ja, welche Meinung vertrat der Bundesminister für Landesverteidigung in bezug

            auf die Förderung dieses Films?

 

8b.       Wenn nein, warum nicht?

 

Antwort:

 

Siehe Antwort zu Frage 4.

 

 

9.       Werden durch Sie auch in Zukunft Werke, die den in der Verfassung festgeschriebenen-

            neu Zielen nicht verpflichtet sind, gefördert werden?

9a.       Wenn ja, wie begründen Sie ein solches Vorgehen?

 

Antwort:

Siehe Antwort zu Frage 3a.  Der Film wurde nicht durch mich, sondern durch die Auswahlkommission des Österreichischen Filminstituts gefördert und auch dies nur anteilig.  Am Zustandekommen des Filmes waren außerdem der ORF, der Wiener Film-Finanzierungsfonds und die Länder Niederösterreich und Burgenland beteiligt.