1249/J

 

 

 

 

der Abgeordneten Pollet-Kammerlander, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Arbeit und Soziales

 

betreffend Feldbacher Langzeitarbeitslosenprojekt

 

 

In der Steiermark erhitzt zur Zeit ein Langzeitarbeitslosenprojekt im Bezirk Feldbach die

Gemüter. Am 13. Juni d.J. beschloß der Sozialhilfeverband des Bezirkes einstimmig, ein

Langzeitarbeitslosenprojekt (ASP) mit 880.000.- zu fördern. Dieser Beschluß war eine

Voraussetzung dafür gewesen, daß die EU, das Arbeitsmarktservice und das Land

Steiermark insgesamt 13 MiIlionen Schilling für das Projekt, bei dem 64 Langzeitarbeitslose

(davon 2/3 Frauen) wieder in den Beruf eingegliedert werden soIlten, zur Verfügung

stellen. Dabei muß erwähnt werden, daß solche Projekte im Bezirk Feldbach besonders

dringend sind, weist doch dieser Bezirk eine vergleichsweise hohe Arbeitslosenrate auf; so

waren etwa Ende August mehr als 1000 Personen ohne Job. Das Projekt hätte am 16.

September beginnen sollen. Am 12. September hob aber der Sozialhilfeverband seinen

Beschluß der Unterstützung wieder auf.

 

Nach Zeitungsberichten steht hinter dieser Maßnahme eine Intervention des Abg.z.NR Ernst

Fink, der zwei Projekte zur Finanzierung bei der AMS eingereicht hatte und lt.

Zeitungsmeldungen mit einem Boykott aller AMS-Maßnahmen gedroht hatte, sollten seine

Projekte nicht finanziert werden. Tatsache ist, daß in der zeitlichen Abfolge daraufhin der

Sozialhilfeverband (bzw. die VP-Bürgermeister des Bezirkes) seine Unterstützung

zurückzog, das Projekt nicht rechtzeitig starten konnte und die Entscheidung über die

Sinnhaftigkeit von AMS-Projekten (wie einem Kinderbetreuungsprojekt, eingereicht von

NAbg.Fink) den Landeshauptleuten Klasnic und Schachner überlassen wurde. So hat auch

Landeshauptmann-Stellvertreter Schachner nun durch eine Bedarfszuweisung aus seinem

Ressort die für das Langzeitarbeitslosenprojekt fehlenden 880.000.- finanziert und so

zwangsläufig die Entscheidung über die Durchführung von AMS-Projekten auf eine

parteipolitische Ebene verlagert. Das zweite von NAbg.Fink eingereichte AMS-Projekt für

arbeitslose Biologen/innen scheint daran zu scheitern, daß es in diesem Bezirk keine als

arbeitslos gemeldeten Biologen/innen gibt.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

1 . Wie bzw. nach welchen Kriterien wird üblicherweise bei der AMS über die

Förderungswürdigkeit von Projekten entschieden?

 

2. Ist es dabei üblich, daß Landeshauptleute und andere Spitzenpolitiker/innen in die

Entscheidung eingebunden werden?

 

3. Ist es Praxis bei der AMS , daß die Entscheidung über die Förderungswürdigkeit von

Projekten in strittigen FälIen von den politischen Spitzenrepräsentanten/innen des

jeweiligen Bundeslandes getroffen werden?

 

4. Ist es bei der AMS üblich, daß bei der Entscheidung über die Förderungswürdigkeit

auch parteipolitische Erwägungen bzw. der Proporz eine wesentliche Rolle spielen?

 

5. Gibt es bei der AMS so etwas wie ein Kontingent an Projektmitteln, über die

Bezirkspolitiker/innen nach dem Proporz oder dem Mehrheitsverhältnis entscheiden?

 

6. Wenn nicht, wie kommt Ihrer Einschätzung nach Her NAbg. Fink dazu, solche

Drohungen wie "Ich werde alle Projekte und das AMS boykottieren, wenn mein

Projekt nicht durchgeht, und ich werde mit dem Langzeitarbeitslosenprojekt

beginnen" (Zitat aus dem Sitzungsprotokoll des AMS Feldbach) auszusprechen?

 

7. Stimmen nach Ihrer Kenntnis der Sachlage die Medienberichte mit den Fakten überein,

wenn ja, wie beurteilen Sie einen solchen Vorgang der Entscheidungsfindung

betreffend die Förderungswürdigkeit von Projekten der AMS?