1257/J

des Abgeordneten Anschober, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für Wissenschaft, Verkehr und Kunst

betreffend Ausbau der Pyhrnbahn

Es ist höchst positiv, daß im Schatten der seit Jahren laufenden

Pyhrnautobahndiskussion die Pyhrnbahn ausgebaut wird. Leider sind die ÖBB an der

Pyhrnbahn aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen aber hauptsächlich wegen des

Güterverkehrs interessiert. Wie soll hier jemals ein attraktives Angebot im

Personenverkehr möglich werden, das auch mit einer ausgebauten Autobahn A 9

mithalten kann , wenn die ÖBB für die Strecke Linz-Selzthal (104 km) eine

Intercityzugreisezeit von 1 1/2 Stunden vorsehen (derzeit in 1 Stunde 38 Minuten)?

Was ist das für ein Ausban, der die Intercityreisezeit auf dieser Strecke bIoß um 10

Minuten verkürzt? Auf der Autobahn A 9/A l wird man diese Strecke in 1 Stunde

zurücklegen können. Wenn die traurige Tatsache, daß der heutige Intercityzug von

Linz nach Graz (247 km) 3 1/2 Stunden (neuerdings 3 Stunden 43 Minuten) braucht,

nicht drastisch geändert wird, werden in Zukunft noch weniger Fahrgäste im Intercity

zwischen Linz und Graz anzutreffen sein, denn auf der fast parallelen Autobahn wird

man diese Strecke in 2 Stunden fahren können. Die Regionalzüge kommen auf der

Pyhrnbahn m it einem Reiseschnitt von schwach 50 kmh kaum voran - z.B. für die

Strecke von Linz bis KIaus (59 km) benötigen sie 1 Stunde 14 Minuten.

Ein weiterer gewaltiger Nachteil ist der dünne Fahrplan. Die Regionalzüge stehen

südIich von Kirchdorf mit wenig Ausnahmen nur alIe 2 Stunden zur Verfügung.

Zwischen Rohr und Kirchdorf klaffen auch einige 2-Stunden-Lücken. Die

Intercityzüge verkehren überhaupt nur im 2-Stunden-Takt. Neuerdings wurde der

Anschluß znr Westbahn in Linz nochmals verschlechtert (eine halbe Stunde

Wartezeit).

Das heißt, daß mit einem Ausbau der Pyhrnbahn es auch zu einer massiven

Verbesserung des Personenverkehrsangebots kommen muß mit dem Ziel, daß die

Pyhrnbahn mit der Pkw-Reisezeit zumindest Schritt halten können muß. Als

langfristiges Ziel scheint daher notwendig, daß die Intercityzüge im Stundentakt

verkehren und eine optimale Reisezeit mit dem Ziel einer 2stündigen Fahrzeit

zwischen Linz und Graz erreichen sollen.

Im RegionaIverkehr sollte mit Schnellbahntriebwägen gefahren werden

(Schnellbeschleuniger, hohe Spitzengeschwindigkeit, Reiseschnitt 80 kmh,

Bremsenergie rückgewinnung). Wegen der geringen Haltezahl der Intercityzüge steigt

die Bedeutung der Regionaltriebwägen.

Der Regionaltriebwagen , der der Region südlich von Kremsmünster, also in

Kremsmünster an den Intercityverkehr Richtung Linz anschließen soll, sollte von

Kremsmünster nach Linz und retour an den Intercityzug gekoppelt und mit diesem

mitgezogen werden. Dadurch könnte man sich etwa das Umsteigen in Kremsmünster

ersparen. Die Reisezeit z.B. zwischen Linz und Klaus sollte in ca. 40 Minuten

machbar sein (derzeit fast doppelt solange) , die Reisezeit zwischen Linz und Spital am

Pyhrn in ca. 65 Minuten.

Wichtigste Voraussetzung für eine Verkehrsbedienung von solcher Qualität ist eme

geeignete Bahnstrecke. Da die derzeitigen Ausbaumaßnahmen nicht diese Qualität

zum Ziel haben, sollte die ÖBB ein neues Kantenzeitenkonzept erarbeiten und ein

neues Ausbaukonzept für die Pyhrnbahn vorlegen.

Die Grundlinien eines geänderten Ausbaukonzeptes sollten sein:

1 . durchgehende Zweigleisigkeit,

2. Kantenzeit Linz-Selzthal: 1Stunde - mit ausreichender Umsteigezeit in Linz, also

Reisezeit Linz-Selzthal = 46 Minuten,

3. daher fast durchgehende Auslegung der Strecke auf l60 kmh.

Die neuausgebaute Pyhrnstrecke darf keinesfalls zum allergrößten Teil zur

Güterverkehrsstrecke werden. 7 Milliarden, die nun investiert werden sollen, sollten

nicht für eine halbe Sache ausgegeben werden. Gerade angesichts der Tatsache, daß

die Pyhrn-Schober-Achse auch überregional an Bedeutung gewinnen wird und

Eurocityzüge zwischen Deutschland bzw. Tschechien und Südeuropa auf diesen

Koridor verkehren werden.

Aus diesem Grund richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Bundesminister

für Wissenschaft, Verkehr und Kunst folgende schriftliche

ANFRAGE:

1. In welchem konkreten Planungs- und Umsetzungsstadium befindet sich derzeit

der Ausbau der Pyhrnbahn? Welche konkreten weiteren Ausbauschritte mit

welchem Zeithorizont und welchem Finanzvolumen sind jeweils geplant?

2. Welche konkreten Verbesserungen für den Personenverkehr sind auf Grund

dieses Ausbaukonzeptes zu erwarten?

3. Welche konkreten Ausbauvarianten liegen bzw. lagen im Verkehrsministerium

bzw. bei der ÖBB vor? Welche sind die konkreten Unterscheidungspunkte dieser

Ausbauvarianten, welches sind die unterschiedlichen Finanzierungsvolumina und

Umsetzungszeiträume und auf Grund welcher Kriterien wurden die nun

vorliegende Ausbauvariante ausgewählt?

4. Welche konkreten Mittel sind seitens der EU für diesen Ausbau zu erwarten?

5. Wie beurteiIt der Verkehrsminister die in der Anfragebegründung

vorgeschlagenen Grundlinien eines geänderten Ausbaukonzeptes mit einer

wesentlichen Forcierung und Verbesserung des Personenverkehrs?

6. Scheint für den Verkehrsminister ein Umdenken in dieser Angelegenheit noch

möglich?