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der Abgeordneten Pollet-Kammerlander, Wabl, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten
betreffend Beteiligung Österreichs an " Cooperative Osprey 96 "
Das individuelle Partnerschaftsprogramm Österreichs, das am 26. Februar in Brüssel mit der
NATO abgeschlossen wurde, beinhaltet Kooperationen in den Bereichen friedenserhaltende
Operationen , humanitäre und Katastrophenhilfe sow ie Such- und Rettungsdienst.
Darüberhinaus soll Ausblldung für " zivile Friedenserhaltung und Friedensschaffung " sowie
" Spezialkturse für Mediation und Stärkung politischer Mitbestimmung " angeboten werden.
Teilnahme an Übungen und Manövern zur militärischen Friedensdurchsetzung werden von
dem Abkommen der Republik Österreich mit der NATO nicht erfaßt.
Bereits ein halbes Jahr später haben 39 österreichische Berufssoldaten an einem Manöver
" Cooperative Osprey 96" im Camp Lejeune (North Carolina- USA) , mit anderen NATO-
Partnerschaftsmitgliedern unter US -amerikanischem Oberkommando teilgenommen.
Offiziell wurde das Manöver als Übung für friedenserhaltende und humanitäre
Militäroperationen bezeichnet. Tatsächlich erinnern Medienberichte an typisch
amerikanische Militärinterventionen wie in Lateinamerika , Teheran oder Somalia. " So
wurde geübt, wie man Botschaften vor Angreifern schützt oder wie man in einem Dorf
Heckenschützen ausschaltet. " (Die Presse , 29.08.96. S.5)
" Die sogenannte " Combat Town " , in der am Wochenende auch die österreichischen
Soldaten im Einsatz waren , gleicht einer lateinamerikanischen Stadt. Dort sorgte eine
Hundertschaft von Statisten für bürgerkriegsähnliche Stimmung. Die Österreicher hatten die
Häuser von Heckenschützen zu säubern und Zivilisten nach Waffen zu durchsuchen - dabei
wurden zwei Verdächtige erschossen. " (Neues Volksblatt. 26.08.96.)
Die unterfertiggten Abgeordneten stellen daher folgende
A N F R A G E:
1 . Wie ist es mit der immerwährenden Neutralität vereinbar, zu dem Manöver
" Cooperative Osprey 96 " österreichische Soldaten zu entsenden , das auch
Friedensdurchsetzung, mit militärischen Mitteln zum Ziel hatte?
2 . Auf weIcher rechtlichen Grundlage wurde von österreichischer Seite an diesem
Manöver auf fremdem Staatsgebiet unter US-amerikanischem OberbefehI
teilgenommen ?
3 . Auf Basis welchen Staatsvertrages wurde die BeteiIigung, österreichischer
BerufssoIdaten an " Cooperative Osprey 96" durchgeführt, bei dem offenbar unter dem
TiteI FriedenserhaItung , sogenannte friedensschaffende und interventionistische
Maßnahmen geübt wurden?
4. Sind Sie der Auffassung , daß die bezeichneten Manöver in Lejeune North Carolina -
USA, bezüglich der geübten Operationen einem friedenserhaItenden Einsatz im Sinne
der UN-Charta diente?
5 . Entsprechen die im individueIlen Partnerschaftsprogramm Österreichs mit der NATO
angesprochenen und abgeschIossenen friedenserhaItenden Maßnahmen der UNO-
Charta und der von österreichischen BIauhelmen geübten Praxis oder wird in der
sogenannten Partnerschaft für den Frieden der weitergehenden Interpretation dieses
Begriffes, der offenbar in der US-Army angewendet wird, gefolgt?
6. Sind Sie der Auffassung, daß die Übung , bei " der Österreicher Häuser von
Heckenschützen zu säubern hatten " (NZ v. 1.09.1996) , dem Charakter der
FriedenserhaItung , der auch im Partnerschaftsprogramm Österreichs mit der NATO
festgelegt wurde , entsprochen hat?
7. Welchen Stellenwert hat diese Übung. die unter anderem auch Häuserkampf in einer
lateinamerikanischen Stadt als Szenario hatte, für die Bildung einer europäischen
Friedensordnung und Sicherheitsarchitektur ?
8. " Eine Hundertschaft von verkIeideten Marines sorgte für Bürgerkriegsstimmung , die
Österreicher hatten die Häuser von Heckenschützen zu säubern und ZiviIisten nach
Waffen zu durchsuchen. Nach dem Motto: Erst schießen dann fragen , wurden
Verdächtige vorsichtshalber erschossen. " (Neue Zeit v.1.09.1996) Gegen die Bürger
weIchen Landes solIen österreichische Soldaten eingesetzt werden.?
9. WeIche Kosten erwuchsen der RepubIik aus der Beteiligung an " Cooperative Osprey
96" ?
10. Werden Sie aus den Erfahrungen , daß die US-Army offenbar eine andere
Interpretation friedenserhaltender Maßnahmen pflegt aIs die UNO oder auch
Österreich, Schlüsse für die Beteiligung österreichischer Soldaten an zu künftigen
Manövern der Partnerschaft für den Frieden unter US -Kommando ziehen und wie
könnten diese aussehen.?