1322/J
des Abgeordneten Anschober, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Landesverteidigung
betreffend Nato-Werbung mittels Steuergelder
Am 27. September 1996 fand der Fragesteller in seinem privaten Postkasten eine
Werbeschrift des österreichischen Bundesheeres vor, die gleichzeitig an alle
österreichischen Haushalte erging. Nach einer Idee von Brigadier Dr. Schneider vom
Büro für Wehrpolitik wird in dieser 8seitigen, 4farbigen Hochglanzbroschüre offen
für einen Nato-Beitritt Österreichs geworben. So zeigt das Titelbild einen rot-weiß-
roten Strauß der seinen Kopf in den Sand steckt, in rot-weiß-roter Überschrift steht
darüber: "Ist das Sicherheit?" Anschließend daran wird festgestellt, daß die logische
Weiterentwicklung des österreichischen Beitritts zur Europäischen Union nun auch die
sicherheitspolitische Integration sei. Dabei wird darüber berichtet, daß sich die Nato
gewandelt habe, ihre militärischen Mittel nun um eine demokratisch legitimierte,
offene politische Struktur ergänzt wurden, in der heute auch die Stimmen der
einzelnen Gegner gehört werden würden. daß wir Österreicher unsere Erfahrungen
und Kenntnisse in diese Sicherheitsstruktur einbringen sollten, daß fast alle östlichen
Nachbarstaaten einen Nato-Beitritt anstreben würden und daß die Nato, das derzeit
einzige funktionierende Schutz- und Sicherheitssystem der Welt sei.
Aus diesem Grund richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Bundesminister
für Landesverteidigung folgende schriftliche
ANFRAGE :
1. War der Inhalt dieser Werbebroschüre für einen Nato-Beitritt mit dem Minister
abgesprochen?
2. Identifiziert sich der Bundesminister mit der gegenständigen Werbeschrift?
Wenn ja, wie hält er sich vereinbar mit der österreichischen Neutralität? Wenn
nein, welche konkreten Maßnahmen werden ergriffen, um in Hinkunft derartige
Broschüren hintanzuhalten?
3. Wie hoch sind die gesamten Versandkosten für diese Werbebroschüre?
4. Wie hoch sind die gesamten Druckkosten sowie die restlichen
Gesamtproduktionskosten für diese Werbezeitschrift?
5. Erfolgte über die Druckvergabe eine öffentliche Ausschreibung? Wenn ja, wann
und auf welche Form? War das niederösterreichische Pressehaus dabei Billigst-
oder Bestbieter?
6. War die gegenständliche Werbebroschüre mit dem Regierungspartner
abgestimmt?
7. War die Werbebroschüre inhaltlich mit dem Parteichef und Außenminister
abgestimmt?
8. Im Verteidigungsausschuß des Parlaments, der sich im Juni unter anderem mit
der Neutralität sowie den Fragen verschiedener Vorstöße in Richtung WEU
bzw. Nato-Integration befaßte, meinte Verteidigungsminister Faßlabend, daß es
zwar richtig sei, daß eine Mehrheit der Österreicher nach wie vor für die
Beibehaltung der Neutralität und gegen eine Nato-Integration eintrete, daß man
jedoch nun in Zukunft trachten müßte, diese Irrationalitäten zu beseitigen. War
die gegenständliche Werbebroschüre ein erster Schritt in Richtung dieser
angestrebten Beseitigung gewisser Irrationalitäten. wie der Minister ein
österreichisches Verfassungsprinzip bezeichnet? Wenn ja, welche weiteren
Schritte werden folgen?