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der Abgeordneten Mag. Terezija Stoisits, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundeskanzler

 

betreffend die nicht erfüllten Ankündigungen und Verprechungen gegenüber der

Volksgruppe der Roma

 

 

Vor einem Jahr, am 5. Feber 1995 erschütterte ein vierfacher Mord an

Angehörigen der Volksgruppe der Roma in Oberwart die Österreichische

Öffentlichkeit. Nach dem ersten Schock über das Verbrechen folgte große

Betroffenheit über die Versäumnisse der Politik und der Regierungen, die die

Roma jahrzehntelang ausgegrenzt hatten. Die soziale Situation der Roma wurde

zum Gegenstand der öffentlichen Debatte gemacht. Schlechte

Wohnverhältnisse, hohe Arbeitslosigkeit, Aussonderung in Schule und Alltag

wurden plötzlich wieder bewußt.

 

ln der ersten Betroffenheit folgten Versprechungen und Ankündigungen, das

Versäumte nachzuholen und Wiedergutmachung zu leisten. Doch bald sind die

Fernsehkameras aus Oberwart verschwunden, die Kerzen und Fackeln

erloschen. Um die Roma-Siedlung ist es wieder still geworden. Und mit dieser

Stille kehren Ausgrenzung und Bedrohung wieder.

 

Denn selbst die beste Polizei kann nicht jeden Gefährdeten rund um die Uhr

schützen. Wer die Minderheiten schützen will, muß sie in die Mitte der

Gesellschaft zurückholen. Falsch verstandene Toleranz ist freilich fehl am Platz.

Denn toleriert wurden die Roma ohnehin - solange sie sich entweder anpaßten,

oder möglichst weit weg von den anderen lebten. Echte Minderheitenpolitik muß

die Unterschiede in Sprache und Kultur positiv begreifen und die Minderheiten

als Teil des Ganzen sehen. Nicht die Minderheiten sollen ''Rechte einfordern''

und ''um Anerkennung kämpfen'' müssen. Erst wenn die Mehrheit die Sorge um

die Minderheiten von sich aus übernimmt, wird den Hetzern, Brandstiftern und

Bombenlegen jede Chance genommen.

 

Nach den Morden in Oberwart schien es kurz, daß diese Betroffenheit der

Verantwortlichen ernst zu nehmen sei. lnzwischen ist ein Jahr vergangen. Die

Roma und Sinti warten nach wie vor vergebens auf wirksame und nachhaltige

Hilfe.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

AN FRAG E:

 

1 . Welche konkreten Maßnahmen hat die Bundesregierung seit dem Attentat und den

Versprechungen unternommen, damit die tristen Wohnverhältnisse der Roma in

Oberwart verbessert werden? Welche konkreten Pläne gibt es hier für die Zukunft,

wann ist mit einer Umsetzung zu rechnen?

 

2. Welche konkreten Maßnahmen hat die Bundesregierung seit dem Attentat und den

Versprechungen unternommen, damit die triste Beschäftigungssituation der Roma in

Oberwart verbessert wird? Welche konkreten Pläne gibt es hier für die Zukunft, wann

ist mit einer Umsetzung zu rechnen?

 

3. Welche konkreten Maßnahmen hat die Bundesregierung seit dem Attentat und den

Versprechungen unternommen, damit die soziale Situation der Roma in Oberwart

verbessert wird? Welche konkreten Pläne gibt es hier für die Zukunft, wann ist mit

einer Umsetzung zu rechnen?

 

4. Wieviele Arbeitsplätze wurden für die Roma in Oberwart geschaffen? Wieviele

Arbeitsplätze werden noch für die Roma benötigt? Welche konkreten Pläne gibt es

hier für die Zukunft, wann ist mit einer Umsetzung zu rechnen?

 

5. Welche konkreten Maßnahmen hat die Bundesregierung seit dem Attentat und den

Versprechungen unternommen, damit die schulische Situation der Roma in Oberwart

verbessert wird? Welche konkreten Pläne gibt es hier für die Zukunft, wann ist mit

einer Umsetzung zu rechnen?

 

6. Welche konkreten Maßnahmen hat die Bundesregierung seit dem Attentat und den

Versprechungen unternommen, damit es zur Asphaltierung der Zufahrtsstraße zur

Roma-Siedlung in Oberwart kommt?

 

7. Welche konkreten Maßnahmen hat die Bundesregierung seit dem Attentat und den

Versprechungen unterncmmen, damit der von den Roma gewünsche

''Sicherheitsstreifen'' zum Wald hinter der Siedlung geschaffen wird?

 

8. Welche konkreten Maßnahmen zu den einzelnen Aspekten wurden seit dem Attentat

und den Versprechungen für die anderen in Österreich lebenden Roma und Sinti

unternommen?

 

9. Welche Behörden bzw. auch Stellen sind mit den Hilfsmaßnahmen befaßt?