1397/J
der Abgeordneten Mag. Stadler und Kollegen
an den Bundesministerfür auswärtige Angelegenheiten
betreffend die Politik der Bundesregierung
gegenüber dem Links- Terrorismus in Österreich
Bereits Anfang 1992 hatte die ,,Nationale Befreiungsfront Kurdistans" (ERNK)
die BRD öffentlich zum ,,Kriegsgegner Nummer Zwei" erklärt.
Im jüngsten Verfassungsschutzbericht für den Berichtszeitraum 1995, hrsg.
vom Bundesminister des Innern, wird dargetan, daß die Gewaltbereitschaft
ausländischer Extremisten weiter ansteige und unverändert eine nachhaltige
Bedrohung für die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland darstelle.
AIlein die Zahl der Brandanschläge sei drastisch von 56 im Jahre 1994 auf 188 1995
angestiegen. Die 1978 von Abdullah Öcalan gegründete und seitdem von ihm
geführte ,,Arbeiter-Partei Kurdistans" (PKK) sei - auch in DeutschIand - nach wie
vor die ,,größte und militanteste Kurdenvereinigung". Sie wird ,,von ihrem Ursprung
her" als ,,marxistisch-leninistische Kaderpartei" bezeichnet. Trotz dem gegen sie am
26. November 1993 erlassenen Betätigungsverbot sei die PKK in der
Bundesrepublik Deutschland weiterhin aktiv gewesen, wenngleich das Verbot ihre
Entfaltungsmöglichkeiten erschwert habe. StrafrechtIich verfolgt werden könnten
insbesondere auch außerhalb der Organisation stehende Dritte, die die PKK bzw. die
ERNK unterstützen. Als ein für die PKK wichtiges politisches Instrument habe sich
am 12. April 1995 im Haag in den Niederlanden das sog. ,,Kurdische Exilparlament"
begründet, das auf eine Initiative der PKK zurückgehe. Von den 65 ,,Abgeordneten"
gehörten zahlreiche der PKK an oder stünden ihr nahe. Zur Erneuerung ihrer
Parteikader in Deutschland und der militärischen Einheiten in den kurdischen
Kampfgebieten schleuse die PKK Parteikader und Parteimitglieder nach und aus
Deutschland. Neben Schleusungen, die unmittelbaren Parteizwecken dienen, wird
die PKK darüber hinaus verdächtigt, an Gewinnen professioneller Schleuserbanden
zu partizipieren, die die kurdischen Gebiete passieren oder dort agieren.
Dem gegenüber nehmen Behörden, Parteien und Politiker in Österreich einen
gänzlich anderen Standpunkt ein:
: So verfügte der Bundesminister für Inneres, daß hinsichtlich des Büros, das
die ,,Nationale Befreiungsfront Kurdistans" (ERNK) in Wien eingerichtet hatte,
,,keine Konsequenzen zu ziehen" seien. Angesichts der allgemein anerkannten
mangelnden Kompetenz des Ministers gestand ihm sein Amtskollege Dr. Michalek
im Verein mit der Oberstaatsanwaltschaft Wien zu, daß ihm hinsichtlich der
subjektiven Tatseite des § 278 a StGB kein wissentlicher Amtsmißbrauch, sondern
lediglich ein falscher Rechtsstandpunkt unterstellt werden könne.
: So begrüßte die SPÖ ausdrücklich die Gründung des kurdischen ,,Exil-
parlamentes" und unternahm zunächst alles, um seine Tagung in Österreich zu
ermöglichen.
: So versuchte der damalige außenpolitische Sprecher und ,,Internationale
Sekretär" der SPÖ, Karl Schramek, die internationale Isolierung der PKK dadurch zu
durchbrechen, daß er sich öfters demonstrativ mit dem Führer der PKK , Abdullah
Öcalan, in Damaskus traf sowie den mittlerweile von der Bundesanwaltschaft
wegen Verdachtes der Mitgliedschaft einer terroristischen Vereinigung, be-
sonders schwerer Brandstiftung sowie des Verbrechens der Geiselnahme im
türkischen Konsulat in München gesuchten, damaligen Europa-Beauftragten der
ERNK, Kani Yilmaz, alias Faysal Dunlayici, selbst dann noch zu Gesprächen nach
Wien einlud, als dieser die BRD schon längst zum ,,Kriegsgegner Nummer Zwei"
erklärt hatte, wobei Schramek noch betonte, daß er sich dabei - im Gegensatz zu
Teilen der ÖVP - ,,auf einer Linie mit dem Außenministerium" wisse.
: So ermöglicht ihnen die Duldung, die linksterroristische Organisationen
durch österreichische Behörden erfahren, die Annehmlichkeiten eines geschützten
Hinterlandes zu nutzen, indem sie hier Gelder ganz legal und offen sammeln und
anlegen, Propaganda-Material herstellen und vertreiben, in der BRD verbotene
Fahnen und Abzeichen vorätig halten, Vorträge veranstalten, Mitglieder anwerben
und gefährdete Aktivisten über die innereuropäischen Grenzen schleusen und mit
Falschpapieren ausstatten.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den
Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten folgende
ANFRAGE :
1.) Haben Sie tatsächlich die Linie dieser Politik, mit dem Herrn
Innenminister, seinem Büro, dem Herrn Schramek selbst oder
sonstigen Vertretern der SPÖ abgesprochen?
2.) Glauben Sie, daß die von Österreich gepflogene Politik gegenüber lin-
ken Terror-Organisationen. insbesondere gegenüber der PKK und der
ERNK, der Solidarität entspricht, die europäische Nachbarstaaten. in
Sonderheit die Bundesrepublik Deutschland und die Französische
Republik, die die Hauptleidtragenden des roten Terrors der PKK sind -
und die beide deswegen bereits gezwungen waren, die PKK und deren
Unterorganisationen zu verbieten - mit Fug und Recht von einem
befreundeten EU-Land erwarten dürfen?