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der Abg. Dr. Povysil , Dr. Pumperger , Mag. Haupt
an den Bundesminister für Wissenschaft , Verkehr und Kunst
betreffend ärztliches Personal im AKH Wien
Am 3.7.1996 wurde der Wahrnehmungsbericht des Rechnungshofes über das AKH
Wien im Rechnungshofausschuß des Nationalrates beraten. Dabei kamen jahre-
lange Doppelverrechnungen von Arzthonoraren , mündlich abgeschlossene Dienst-
verträge , illegale Gerätetransfers und fehlerhafte Verrechnung von Einnahmen
aus der Erprobung von Medikamenten zur Sprache . Der Präsident des Rechnungs-
hofes bestätigte den Oppositionsabgeordneten , daß einige dieser Mißstände
nach wie vor nicht abgestellt wurden .
Anstatt das Managementchaos und die Geschäftemacherei zu bekämpfen , nimmt das
universitäre Sparpaket des Bundesministers für Wissenschaft , Verkehr und Kunst
nun gezielt den akademischen Mittelbau und die in Ausbildung befindlichen
Jungärzte ins Visier.
Die Kuriensprecherin verlangte eine Nachbesetzung von 7 % der Ärztestellen ,
da an manchen Kiniken die Unterbesetzung bereits 20 % betrage und allein
im Mai und Juni durch Karenzurlaub , Auslandsaufenthalte und Kündigungen
61 Stellen verloren gegangen seien. Für das verbleibende Personal bedeute
das mehr Nachtdienste , z .B. 16 Nachtdienste pro Monat in der Anästhesie ,
Wochenarbeitszeiten bis 90 Stunden in der Unfallchirurgie ( "Wiener Arzt , ''
9 /96 ) .
Im Rechnungshofausschuß argumentierte der ärztliche Leiter des AKH , die
Personalkosten seien so exorbitant gestiegen und über dem Niveau anderer
Krankenanstalten , weil ca. 30 % der Dienstzeit für Forschung zur Verfügung
stünde . Die Kurienvertreterin dagegen beklagt den Zeitmangel für Forschungs-
tätigkeiten . Aus der Universitätsklinik für Strahlentherapie und Strahlen-
biologie ist bekannt , daß seit der Übersiedlung 1993 ins neue AKH kein Mit-
arbeiter die Habilitationskriterien erfüllen konnte , im Vorjahr statt der
geschätzten 2000 Personen 3000 Patienten versorgt werden mußten , wofür der-
zeit nur mehr 5 Fachärzte vorhanden sind.
Durch dieses ministeriumsinduzierte Management- und Gebarungschaos unter
Schonung der Verursacher kommt nicht nur die Forschung zum Erliegen , sondern
es steigt auch die Gefahr für die Sicherheit der Patienten bei gleichzeitigem
Qualitätsverlust der ärztlichen Ausbildung.
In großer Sorge stellen die unterzeichneten Abgeordneten daher an den Herrn
Bundesminister für Wissenschaft , Verkehr und Kunst die nachstehende
A n f r a g e :
1 . Welche der im Wahrnehmungsbericht des Rechnungshofes über das AKH Wien
dargelegten Mißstände ( Doppelverrechnung von Arzthonoraren , illegale
Gerätetransfers , fehlerhafte Verrechnung von Einnahmn aus der Erprobung
von Arzneimitteln , mündliche Dienstverträge usw. ) sind trotz der Urgenz
des Rechnungshofpräsidenten am 3.7.1996 noch immer nicht abgestellt bzw.
bereinigt worden ?
1a. Warum nicht ?
1b. Wie und wann erfolgte die Bereinigung der einzelnen Mißstände ?
2 . Ist Ihrem Ressort bekannt , wieviele Dienstposten an welchen Universitäts
kliniken des AKH Wien tatsächlich von Ärzten mit offiz iellen Diens tver-
trägen besetzt s ind ?
3 . Ist Ihrem Ressort bekannt , wieviele Ärzte welches Ausbildungsstandes
jeweils an welchen Universitätskliniken des AKH außerdem in einem
Beschäftigungsverhältnis stehen ?
4 . Ist Ihrem Ressort bekannt , an welchen Universitätskliniken des AKH Wien
im Laufe des Sommers 1996 eine Unterbesetzung an ärztlichem Personal
bis zu 20 % gegeben war ?
5 . Ist Ihrem Ressort bekannt , wie viele Patienten im 1. Halbjahr 1996
an der Universitätsklinik für Strahlentherapie und Strahenbiologie
des AKH Wien versorgt wurden ?
6 . Wieviele Fachärzte welcher Ausbildungsrichtung haben ein gültiges
Arbeitsverhältnis an der Universitätsklinik für Strahlentherapie und
Strahlenbiologie ?
7 . Wie viele Fachärzte welcher Ausbildungsrichtung s ind an dieser Universi-
tätsklinik im 1. Halbj ahr 1996 tatsächlich hauptberuflich tätig gewesen
8 . Wie viele Mitarbeiter dieser Universitätsklinik mit medizinischer Aus-
bildung im Habiitationsstadium waren und s ind dort seit 1993 tätig ?
9 . Wie viele dieser Mitarbeiter konnten sich inzwischen tatsächlich
habilitieren ?
10 . Wie ist das Verhältnis von Mitarbeitern im Habilitationsstadium zu
tatsächlich Habilitierten im Zeitraum 1993 bis 1996 an den anderen
Universitätskliniken des AKH Wien im einzelnen ?
11 . Wie lautet Ihre Stellungnahme zu den widersprüchlichen Aussagen des
ärztlichen Leiters des AKH Wien , wonach 30 % der Dienstzeit für F.or-
schungszwecke zur Verfügung stehe , gegenüber der Kurienvertreterin ,
die sich über den eklatanten Zeitmangel für Forschungstätigkeiten
beschwert ?
12 . Welche Maßnahmen haben Sie bisher ergriffen , um den Qualitätsverlust
der ärztlichen Ausbildung am AKH Wien zu stoppen ?
13 . Welche Maßnahmen haben Sie bisher ergriffen , um den Qualitätsstandard
und das notwendige Ausmaß der medizinischen Forschung am AKH Wien zu
sichern ?