1488/J
der Abgeordneten Öllinger, Freundinnen und Freunde
an die Bundesregierung
betreffend Willkür der Bundesregierung bei der Gewährung von Publizistikförderung
Dem Vernehmen nach beabsichtigt die Bundesregierung bei der Gewährung von
Publizistikförderung in vier Fällen von der Empfehlung des überparteilichen
Publizistikbeirates abzuweichen: Zeitschriften, die sämtliche gesetzliche Voraussetzungen
erfüllen, soll eine Förderung verweigert werden.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. In welchen Fällen beabsichtigt die Bundesregierung bei der Förderung von
Kleinzeitsschriften von der Empfehlung des Publizistikbeirates abzugehen?
2. Wie wird diese Entscheidung begründet?
3. Warum wurde die Gewährung der Publizistikförderung von der Tagesordnung des
Ministerrates am 20.11.1996 abgesetzt?
4. Trifft es zu, daß die ÖVP die Gewährung von Förderungen für eine Reihe von
Zeitschriften, hinsichtlich derer eine postive Empfehlung des Publizistikbeirates
vorlag, mit der Gewährung von Förderungen für zwei Zeitschriften des
Kartellverbandes - die die gesetzlichen Voraussetzungen nicht erfüllten und demnach
auch nicht vom Publizistikbeirat für eine Förderung vorgeschlagen wurden -
junktimiert hat?
5. Derartige Junktims mögen in der politischen Praxis der Koalitionsregierung -
insbesondere von seiten der ÖVP üblich sein. Entsprechen sie Ihrer Auffassung nach
auch rechtstaatlichen Grundsätzen?
6. Das Bundesgesetz über die Förderung politischer Bildungsarbeit und Publizistik
normiert in § 7 Abs 1 eine Reihe präziser gesetzlicher Voraussetzungen, unter denen
eine Förderung erfolgen kann. Tritt zu diesen Voraussetzungen als weitere - vom
Gesetz nicht erwähnte - die Übereinstimmung der Blattlinie mit der Weltanschauung
des ÖVP-Klubobmanns Khol?
7. Die Förderungspraxis der Bundesegierung - bzw der ÖVP-Ministerratsfraktion - in
den letzten Jahren orientiert sich anscheinend mehr an politischen Überlegungen als
am zu Grunde liegenden Bundesgesetz. Steht das Verhalten der ÖVP-
Ministerratsfraktion Ihrer Auffassung nach mit der seinerzeitigen Zustimmung des
ÖVP-Mitglieds im Publizistikbeirat bzw der ÖVP-Minister in der Bundesregierung
zur Förderung des "Tatblattes " im Zusammenhang?