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der Abgeordneten Gredler, Schmidt, Motter und Partner/innen
an den Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten
bezüglich der österreichischen HaItung zur Menschenrechtssituation in Burma
Die Situation der Menschenrechte und der Zustand der Demokratie in Burma
(Myanmar) sind nach fast einhelliger Auffassung der internationalen
Staatengemeinschaft als besorgniserregend zu bezeichnen. Die letzten freien
Wahlen im Jahre 1990 wurden nicht anerkannt, stattdessen wurde die
Oppositionsführerin der damals siegreichen ''Nationalen Liga für Demokratie'', die in
Menschenrechtskreisen hoch geschätzte und mit mehreren Friedenspreisen
ausgezeichnete Aung San Suu Kyi, bis JuIi 1995 unter Hausarrest gestellt. Sie wird
auch seither ständig vom Militärregime dieses Landes drangsaliert, zuletzt gab es
Mitte November tätliche Angriffe auf sie.
Im jüngsten Bericht des japanischen Sonderberichterstatters der UNO-Menschen-
rechtskommission, Yozo Yokata, heißt es, daß Zwangsarbeit, Folter und
willkürliches Morden in Burma alltäglich seien. Fundamentale Menschenrechte wie
Meinungs- und Vereinigungsfreiheit würden den Menschen vorenthalten, hingegen
würden Geständnisse durch FoIter erpresst, etwa durch Schläge mit Rohrstöcken,
Verbrennungen oder Abschneiden von Körperteilen.
Die EU hat - eher zaghaft - auf die Situation in Burma reagiert, indem die
EntwicklungshiIfe gesperrt und keine Waffen mehr an dieses Land geliefert wurden.
Am 28. Oktober wurden weitere Sanktionsmaßnahmen beschlossen, etwa ein
Einreiseverbot für Mitglieder der PoIizei- und Militärführung Burmas in die EU. ln
einer Erklärung der EU-Außenminister werden weiters die mangelnden Fortschritte
bei der Demokratisierung, die Nichteinhaltung der Menschenrechte und das weitere
FesthaIten Suu Kyi's beklagt. Suu Kyi selbst forderte am 11. November laut
Meldungen der Presseagenturen die EU auf, konkrete Wirtschaftssanktionen zu
ergreifen und sich für einen Touristenboykott auszusprechen.
Ganz anders beurteilt offensichtlich die österreichische Staatssekretärin im
Außenministerium, Benita Ferrero-Waldner, nach ihrer Rückkehr von einer
Asienreise in einem Interview mit der PRESSE vom 22. November die Lage in
Burma. Darin meint sie, man benötige ''eine realistischere Einschätzung der Lage
und viel mehr Geduld für die Errungenschaften des Militärregimes'', da sich in den
letzten Jahren ''enorm viel geändert und verbessert" habe. Die Staatssekretärin im
Originalzitat: ''...man sagt immer, da geschieht nichts, aber das stimmt nicht."
Unterstützung für die Menschenrechtsaktivistin Suu Kyi bewirke schIießlich starke
Ablehnung seitens der Regierung in Rangun, stellt Ferrero-Waldner - sicher nicht
ganz unzutreffend - fest. Deshalb müsse man mit den Machthabern in Geduld
haben. VVeil Ferrero-Waldner bezüglich sozialer und UmweItstandards ganz andere
Maßstäbe anlegen möchte, entsteht der Eindruck,daß Menschenrechte für das
Außenministerium ziemlich gleichgültig sind.
Die Glaubwürdigkeit der Menschenrechtspolitik der Bundesregierung steht auf dem
Spiel, wenn Regierungsvertreter solche Aussagen öffentlich tätigen. DeshaIb stellen
die unterzeichneten Abgeordneten folgende
ANFRAGE
an den Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten:
1 . Wie ist lhre Einschätzung der Menschenrechtssituation und des Funktionierens
demokratischer Institutionen in Burma?
2. ln welchen Punkten unterscheidet sich diesbezüglich Ihre HaItung von den von
Staatssekretärin Ferrero-Waldner in dem erwähnten Interview getroffenen
Aussagen?
3. Meinen Sie - ebenso wie lhre Staatssekretärin -, daß man die Lage in Burma
realistischer einschätzen müßte und ''Geduld mit dem Militärregime in Rangun''
haben müsse?
4. Was hat sich bezüglich Demokratie und Menschenrechte in Burma seit den 80er
Jahren verbessert, wie von Staatssekretärin Ferrero-Waldner behauptet?
5. lnwiefern hat sich die Lage der Minderheiten in Burma verbessert?
6. Staatssekretärin Ferrero-Waldner meinte in dem zitierten PRESSE-lnterview:
"Wir dürfen nicht zu weit gehen mit unseren Maßnahmen gegen Burma, damit wir
den Dialog aufrecht erhalten.'' Wie ist diese Aussage zu interpretieren?
7. Meinen Sie, daß die Ausführungen Ferrero-Waldners für die Lage der
Menschenrechte, besonders aber für die burmesische Opposition förderlich sind?
Wenn ja, warum?
8. Hat Staatssekretärin Ferrero-Waldner während ihrer Asien-Reise versucht, mit
Vertretern der burmesischen Opposition oder ihrer Vorsitzenden Suu Kyi in
Kontakt zu treten? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, was waren die Ergebnisse
dieser Gespräche?
9. Welche Maßnahmen wird Österreich ergreifen - entweder bilateral oder im
Rahmen der EU - wenn sich die Situation der Menschenrechte in Burma in
absehbarer Zeit nicht bessert bzw. verschlechtert? Werden auch
Wirtschaftssanktionen oder der Abbruch der diplomatischen Beziehungen
erwogen?