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der Abgeordneten Dr. Frischenschlager und Partner/innen

an den Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten

 

betreffend ein lnterview des österreichischen Botschafters über Kinderarbeit in

Pakistan

 

 

 

Der österreichische Botschafter in Pakistan, Dr. Friedrich Posch, macht sich offenbar

Sorgen um die pakistanische Teppichindustrie. ln einem Interview mit der pakistani-

schen Tageszeitung ''The News'' vom 28.10.1995 (siehe Beilage) meinte er, daß

Österreich gegen Versuche in westlichen Medien, die pakistanische -Teppich-

industrie ''schlechtzumachen'', auftrete. Das ''laute Geschrei'' betreffend des

Problems der Kinder- und Sklavenarbeit in diesem Land sei nichts als Propaganda

und werde von der westlichen Presse nur aufgebauscht.

 

Weiters führte Dr. Posch aus, daß Österreich mit Pakistan in bezug auf Kinderarbeit

''sympathisiert''. Dieses ''Phänomen'' betreffe nicht nur Pakistan, sondern mehrere

Länder und sollte in der richtigen Perspektive gesehen werden. Pakistan

unternehme bereits Schritte, dieses Problem zu lösen und werde in seinen

Bemühungen von Österreich unterstützt.

 

Den unterzeichneten Abgeordneten liegen Augenzeugenberichte vor, daß

Kinderarbeit, also die Ausbeutung von jungen Menschen, die oft nicht einmal 5

Jahre alt sind, in Pakistan sehr wohl allgegenwärtig ist. Daher zeugt diese Aussage

des österreichischen Botschafters, sollte sie der Wahrheit entsprechen, zumindest

von einem hohen Maß an lgnoranz gegenüber dieser Problematik.

 

ln diesem Zusammenhang richten die unterzeichneten Abgeordneten folgende

 

ANFRAGE

 

an den Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten:

 

 

1 . Entspricht die Wiedergabe des lnterviews mit Dr. Posch in der pakistanischen

Zeitung (siehe Beilage) den tatsächlich von ihm getroffenen Aussagen? Wenn

nein, warum haben Sie keine Entgegnung veranlaßt?

 

2. Sind Sie auch der Ansicht, daß das Problem der Kinderarbeit in Pakistan von der

westlichen Presse "aufgeblasen'' wird, um der pakistanischen Teppichindustrie

zu ,,schaden''?

 

3. Hat Dr. Posch bezüglich dieses lnterviews irgendwelche dienstrechtlichen FoIgen

zu befürchten? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?

 

4. Welche Bemühungen unternimmt lhren Informationen nach Pakistan, um die

Kinderarbeit abzuschaffen, und in welcher Weise wird es dabei von Österreich

unterstützt?

 

5. Welche Informationen besitzen Sie über das Problem der Kinderarbeit in

Pakistan und in anderen Ländern der Dritten Welt? In welchen Ländern ist sie

auch heute noch legal?

 

6. ln welcher Weise beeinflußt die Existenz von Kinderarbeit - in welchem Staat

auch immer - die diplomatischen Beziehungen zu Österreich?

 

 

Anlage wurde nicht gescannt !!!