1682/J

 

 

 

 

der Abgeordneten Haigermoser, Dr. Ofner und Kollegen

an den Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten

betreffend die alljährliche Kranzniederlegung vor dem sogenannten Siegesdenkmal

in Bozen

 

 

Mitten in Bozen haben seinerzeit die Faschisten das sogenannte ''Siegesdenkmal''

errichtet.

 

Es wird aus monumentalen Liktorenbündeln, den Zeichen der italienischen

Faschisten, etwa dem Hakenkreuz der Nationalsozialisten in Deutschland

entsprechend, gebildet und trägt - übersetzt - die folgende - für alle Österreicher, vor

allem aber für die Südtiroler beleidigende und demütigende - lnschrift.

 

''Von hier aus haben wir die Anderen (also die Südtiroler bzw. Österreicher) durch

Sprache, Gesetz und Kultur veredelt''.

 

Es erscheint völlig unverständIich, daß diese steingewordene faschistische

Provokation nicht nach dem unrühmlichen Ende des Faschismus unverzüglich

beseitigt worden ist.

 

Aber nicht nur das:

 

Jedes Jahr - auch heuer wieder - am 4. November veranstaltet bzw. veranstaltete

das italienische Heer, diesmal unter dem Kommando des Chefs des lV. Armeekorps,

General Angelo Becchio, vor dem Faschistendenkmal eine offizielle Feier.

 

Für einen solchen Vorgang - einen militärischen Akt einer demokratischen Armee

mitten in Europa vor einem Denkmal des Faschismus ein halbes Jahrhundert nach

dessen Untergang - kann kein Demokrat, kein Europäer, schon gar kein

Österreicher bzw. Südtiroler auch nur das geringste Verständnis aufbringen.

 

Er muß vielmehr als jährlich wiederkehrende - wohl bewußte - unerhörte Provokation

vor allem aller österreichischen - insbesondere Südtiroler - Antifaschisten

verstanden werden.

 

Daß dieses Geschehen die Spannungen zwischen den Volksgruppen am Leben hält

bzw. immer aufs neue anheizt, versteht sich von selbst und ist sicherlich auch

beabsichtigt.

 

Sohin stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für auswärtige

Angelegenheiten die folgende

Anfrage:

 

1.

a) Sind Sie hinsichtlich der Nichtbeseitigung des faschistischen Denkmals in

Bozen und der jedes Jahr immer wieder stattfindenden provokativen offiziellen

Feier vor demselben bereits nachdrücklich gegenüber der Republik ltalien

vorsteIlig geworden?

 

b) Wenn ja, wann, in welcher konkreten Form und mit welchem Ergebnis?

 

c) Wenn nein, warum nicht?

 

2.

a) Was werden Sie weiter tun, um defintiv zu erreichen, daß dieses Denkmal

endlich geschleift, jedenfalls aber keine provokativen offiziellen Feiern mehr

vor demselben abgehalten werden?

 

b) Wann werden Sie was für konkrete weiteren Schritte in dieser Richtung in die

Wege leiten?

 

3. Werden Sie allenfalls trachten, zu erwirken, daß das Faschistendenkmal in

Bozen in ein Mahnmal gegen den Faschismus umgewandelt wird,?