1822/J XX.GP

ANFRAGE

der Abgeordneten Mag. Kukacka

und Kollegen

an den Bundesminister für Inneres

betreffend "Videoüberwachung der Polizeiverhöre bei der Bundespolizeidirektion

Linz"

Im profil Nr. 46 vom 11. November 1996 erschien ein Artikel "Die Prügelknaben",

worin festgestellt wurde, daß die Mitglieder des Europarats-Folterkomitees (CPT) bei

ihren Besuchen in Österreich 1990 und 1994 Mißhandlungen von Häftlingen

feststellten und diese auch in den Folterberichten publizierten. Danach wurde seitens

des Innenministeriums der Vorschlag gemacht, Verhöre künftig per Video

aufzeichnen zu lassen.

Dr. Walter Widholm, Präsidialchef der Bundespolizeidirektion Linz, begrüßte laut

Bericht der OÖN vom 10.12.1996 dieses Pilotprojekt und freute sich, daß sich die

Bundespolizeidirektion Linz zu diesem Pilotprojekt "freiwillig" gemeldet habe.

Anscheinend wurde von dieser lnitiative der Linzer Polizeidirektor Dr. Stark aber

nicht informiert, da er nach einer Pressemeldung der "OÖ.Kronen-Zeitung" vom 14.

Dezember 1996 feststellte, daß es sich dabei "um ein überflüssiges Projekt, . . . .ein

Experiment zweifelhafter Art handle" und dieses für den Bereich der

Bundespolizeidirektion Linz ablehnte.

Dieser Artikel bezog sich auf ein Schreiben des Linzer Polizeidirektors vom

11.12.1996 an seine "lieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", worin dieser weiters

feststellte, "daß Medienberichten zu entnehmen ist, die Bundespolizeidirektion hätte

einem Projekt des Bundesministeriums für lnneres, bei der ho. Behörde

Einvernahmen von Verdächtigen mit Video aufzuzeichnen, zugestimmt. Dabei wird

festgestellt, daß von solchen Plänen nichts bekannt ist, weshalb auch gar keine

Stellungnahme abgegeben werden konnte."

Es ist äußerst verwunderlich, daß anscheinend der Linzer Polizeidirektor von den

Vorkommnissen in seinen Abteilungen nicht informiert ist und in den Entscheidungs-

prozeß der Linzer Polizei nicht mehr eingebunden wird.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für lnneres

folgende

A n f r a g e:

1. Ist ein Schreiben der Bundespolizeidirektion Linz beim Bundesministerium für

lnneres eingelangt, worin sich die Bundespolizeidirektion Linz bereit erklärt,

Polizeiverhöre mit Videokameras und Tonbandgeräten aufzeichnen zu lassen?

2. Wenn ja, wann und mit welchem Datum?

3. Von wem wurde dieses Schreiben der Bundespolizeidirektion Linz unterschrieben?

4. Wie beurteilen Sie die Tatsache, daß Polizeidirektor Dr. Stark von dem geplanten

Pilotprojekt in Linz offenbar erst aus den Medien erfahren hat?

5. Ist es bei den Polizeidirektionen üblich, daß die jeweiligen Direktoren in solch

schwerwiegenden Entscheidungen von den eigenen Abteilungen nicht

eingebunden werden, sondern erst aus den Medien davon Kenntnis erlangen?

6. Wie beurteilen Sie die Aussage des Linzer Polizeidirektors Dr. Stark, daß es sich

bei dem Pilotprojekt um ein "überflüssiges Projekt" und ein "Experiment

zweifelhafter Art" handle?

7. Da der Leiter der Linzer Polizeipräsidialabteilung Dr. Widholm dieses Pilotprojekt

in der Presse begrüßte und damit über diese geplante Maßnahme besser

Bescheid wußte als sein Chef, wirft diese Tatsache ein bezeichnendes Bild auf die

wahren Machtverhältnisse in der Bundespolizeidirektion Linz. Werden Sie

Maßnahmen setzen, um diesen Zustand zu beenden und dafür sorgen, daß der

Präsidialchef  Dr. Widholm in Zukunft keine Eigenmächtigkeiten mehr begeht?

8. Wenn ja, welche?

9. Wenn nein, warum nicht?