1863/J XX.GP
A n f r a g e
der Abg. Dr.Povysil, Dr. Pumberger
an die Bundesministerin für Gesundheit und Konsumentenschutz
betreffend unzumutbare Erschwernissen für Österreicherinnen, die
Gesundheitsberufe ergreifen wollen
Das Bestreben von Österreicherinnen, die Gesundheitsberufe ergreifen und
sich darin qualifizieren wollen wird von den zuständigen Stellen oft
schon im Keim erstickt . Dies beginnt schon bei der Verfügbarkeit von
Ausbildungsplätzen.
Abgeordnete der Oppositionsparteien haben sich m parlamentarischen Anfragen
über die mangelnden Ausbildungsmöglichkeiten m verschiedenen Gesundheits--
berufen (Ordinationsgehilfinnen, Hebammen, MTD, Pflegeberufe, . . . ) in den
letzten Jahren erkundigt . Die Beantwortungen durch die Bundesministerin
für Gesundheit und Konsumentenschutz waren nie besonders ermutigend, im
Gegenteil :
Die Beschwerden von Frauen, daß sie weder 1996 noch 1997, sondern vielleicht
erst wieder 1998 eine Hebammenausbildung beginnen dürfen, wurden mit dem
Hinweis auf sinkende Geburtenraten und der Verfügbarkeit von 24 Studien-
p.1plätzen an den Bundeshebammenakademien abgeschmettert.
Eine Anfrage betreffend jahrzehntelanger Versäumnisse bei der Ausbildung
zur Ordinationshilfe,\Arzthelferin beantwortete die Bundesministerin dahin-
gehend, daß "das Vorhaben, auch die Ausbildungsinhalte einer dedai.1.lierten
gesetzlichen Regelung zu unterwerfen, aus heutiger Sicht insbesondere im
Hinblick auf allfällige finanzielle e Auswirkungen erneut überdacht werden und
mit den Interessenvertretungen diskutiert werden müsse. " Ein Projektauftrag
an das ÖBIG wurde nicht erteilt.
Auch bezüglich der Ausbildung der zahnärztlichen Assistentinnen gab es
keine Einigung .
Im medizinisch-technischen Fachdienst gab en 1993 noch in 9 Schulen
423 Schüler/innen, davon 115 Absolventen. Ein Jahr später gab es nur mehr
6 Schulen mit 361 Schüler/innen und 76 Absolvent/inn/en.
Ebenfalls rückläufig sind die Schüler der Kinderkranken- und Säuglingspflege
und der psychiatrischen Krankenpflege, die allgemeine Krankenpflege hat
leicht zugelegt .
Bis auf die berufsausübenden Hebammen, die relativ konstant geblieben sind,
ist bei den anderen Gesundheitsberufen eine Zunahme der Beschäftigung m
den Krankenanstalten zu verzeichnen, die teilweise weit über den Absolventen-
zahlen liegt .
Das durch fehlende Ausbildungsplätze fehlende österreichische Personal.
wird ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Folgekosten in Österreich und
Gesundheitspersonalmangel in weniger entwickelten Ländern auf dem internationalen-
Arbeitsmarkt beschafft.
Österreichweit liegt der Anteil an ausländischen Arbeitskräften beim
Gesundheitspersonal bereits bei ca. 15 % , m Wien schon wesentlich höher.
Dort wird beim Eingang jeder Kankenanstalt auf Werbetafeln (nach kubanischem-
oder chinesischem Muster ? ) stolz verkündet , daß hier Menschen aus
aller Welt im Dienste der Gesundheit tätig sind.
Diese Vorwärtsverteidigung kann nicht darüber hinwegtäuschen , daß die
Frauena.-beidn.1.onigkeid in Österreich bereits besorgniserregend ist,
daß .Jugendliche nur mehr schwer Ausbildung und Arbeit finden, daß der
früher sehr hohe Ausbildungsstandard bei den tatsächlich praktizierenden
Angehörigen der Gesundheitsberufe zu sinken droht , was die Patienten
begreiflicherweise immer stärker verunsichert.
Die zahlreichen sozialdemokratischen Gesundheitsminister haben jahrelang
tatenlos zugesehen, wie die Betreiber von Krankananstalten die Ausbildungs-
kosten herunterdrückten und damit viele junge Menschen um eine Berufschance
brachten, während sich die Personallücken mit ausländischem Billigpersonal
stopften.
Unterlassungen bei der Ausbildung von Österreicherinnen in Gesundheits-
berufen macht es diesen auch unmöglich, ihre Berufschancen in anderen
EU-Staaten wahrzunehmen, wie dies vor dem Beitritt m Aussicht gestellt
wurde.
Daher richten die unterzeichneten Abgeordneten an die Frau Bundesministerin
für Gesundheit und Konsumentenschutz die nachstehende
A n f r a g e :
1 . Warum wurde in Ihrem Ressort nicht zur Sicherstellung einer geordneten
Ausbildung für zahnärztliche Assistentinnen, Ordinations- und Arzt-
helferinnen unternommen ?
2 . Warum bieten Sie an den Bundeshebammenakademien nur 24 Ausbildungsplätze
an, obwohl der Bedarf an Hebammen durch geänderte Nachfrage der Wöchnerinnen-
sowohl im Krankenhaus als auch außerhalb steigt kürzere Verweildauer
im Spital-, notwendige Nachbetreuung in Single- und Kleinfamilienhaushalten) ?
3 . Wieviele Bewerberinnen für die Bundeshebammenakademie mußten 1996
insgesamt abgelehnt werden, wieviele davon aus Platzmangel ?
4 . Wieviele Absolventinnen dar Bundeshebammenakademie haben 1995 und 1996
ihre Ausbildung abgeschlossen ?
5 . wie viele Hebammen an österreichischen Krankenanstalten stammen aus dem
Ausland ?
6 . Wieviele Personen haben 1995 und 1996 eine Ausbildung für Kinderkranken-
und Säuglingspflege absolviert ?
7 . Wieviele Kinderkranken- und Säuglingspflegerinnen an österreichischen
Krankenanstalten kommen aus dem Ausland ?
8 . Wieviele Personen haben 1995 und 1995 eine Ausbildung in psychiatrischer
. Krankenpflege absolviert ?
9 . Wie viele psychiatrischen Krankenpfleger/innen an österreichischen
Krankenanstalten stammen aus dem Ausland ?
10. Wie viele Personen haben 1995 und 1996 eine Ausbildung in allgemeiner
Krankenpflege absolviert ?
11 . Wie viele allgemeine Krankenpfleger/innen an österreichischen Krankenanstalten-
stammen aus dem Ausland ?
12. Wieviele Personen haben 1995 und 1996 den medizinisch-technischen Fach-
dienst absolviert ?
13 . Wie viele im medizinisch-technischen Fachdienst an österreichischen
Krankenanstalten beschäftigten Personen stammen aus dem Ausland ?
14 . Wieviele Personen haben 1995 und 1996 den gehobenen medizinisch-technischen-
Dienst ausbildungsmäßig absolviert ?
15 . Wie viele im gehobenen medizinisch-technischen Dienst an österreichischen
Krankenanstalten tätigen Personen stammen aus dem Ausland ?
16 . Wieviele Personen wurden 1995 und 1996 zu Pflegehelfern und anderen
Sanitätshilfdiensten fertig ausgebildet ?
17. Wieviele dieser Absolventen waren 1995 und 1996 Ausländer ?
18. Wieviele als Pflegehelfer und andere Sanitätshilfsdiensten in österreichischen-
Krankenanstalten beschäftigten Personen stammen aus dem Ausland ?
19. Wieviele Angehörige von Gesundheitsberufen der einzelnen Sparten,
aufgegliedert nach Frauen und Männern in den einzelnen Altersgruppen,
waren in den Jahren 1995 und 1996 zumindest zeitweilig arbeitslos
gemeldet ?
20. Wieviele dieser als arbeitslos Gemeldeten waren Inländer, wieviele Ausländer ?
21. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um sicherzustellen, daß alle
interessierten und geeigneten Österreicher und Österreicherinnen einen
Gesundheitsberuf in Österreich erlernen können, um bei Nichtvorhandensein
eines österreichischen Arbeitsplatzes zumindest im EU-Raum Berufschancen
aufsuchen zu können ?