1900/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Pollet-Kammerlander, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten
betreffend Menschenrechtsverletzungen in Nigeria
Der Bericht der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch/Afrika" zur
Menschenrechtssituation in Nigeria zeichnet ein düsteres Bild. Nach wie vor sind zahlreiche
Oppositionspolitiker, Menschenrechtler, Gewerkschafter und Journalisten in Haft. Auch im
ölreichen Ogoni-Land im Nigerdelta geht die Repression ungebremst weiter. Im
vergangenen Jahr wurden dort zahlreiche Führer der Bewegung für das Überleben des
Ogoni-Volkes (MOSOP) verhaftet. Sie sitzen größtenteils ohne Prozeß im Gefängnis.
Demonstrationen der Ogonis wurden mit Knüppel, Tränengas und Schußwaffeneinsatz
verhindert.
In der parlamentarischen Anfragebeantwortung vom Mai 1995 (778/AB) betonen Sie, daß
sich Österreich im Rahmen seiner Möglichkeiten bemüht, inbesondere hinsichtlich der
Herstellung einer demokratischen Ordnung, eines effektiven Menschenrechtsschutzes und
einer entsprechenden Umweltgesetzgebung, auf die nigerianischen Behörden einzuwirken.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Welche Menge Erdöl wird derzeit von Nigeria nach Österreich importiert?
2. Ist bekannt, welcher Anteil dieser Menge aus Förderungen auf dem Ogoni-Gebiet durch
die Fa. Shell bzw. durch andere Ölfirmen stammt?
3. Gibt es eine laufende Mitwirkung österreichischer öffentlicher Einrichtungen (z.B. der
Außenhandelsstelle der Bundeswirtschaftskammer) an der Aufrechterhaltung der
Ölimporte aus Nigeria und dient deren Infrastruktur dazu, Gegengeschäfte zustande
kommen zu lassen?
4. Werden öffentliche Mittel bereitgestellt, um österreichischen Firmen eine Beteiligung am
Anlagenbau in nigerianischen
Ölfördergebieten zu ermöglichen oder zu erleichtern?
5. Wird bei der Mitwirkung österreichischer öffentlicher Einrichtungen am
Zustandekommen wirtschaftlicher Kontakte und Aktivitäten in Nigeria die
Menschenrechtssituation und die Umweltsitutation im Ogoni-Gebiet in Betracht gezogen?
6. Beobachtet die für Nigeria zuständige Vertretungsbehörde Österreichs die
Menschenrechtssituation im Ogoni-Erdölförderungsgebiet und insbesondere die Situation
der gegen die Zerstörung des Ogonilandes Widerstand leistenden Angehörigen der
Organisation MOSOP?
7. Hat die für Nigeria zuständige Vertretungsbehörde Österreichs gegenüber der
nigerianischen Regierung Interventionen im Interesse der nach wie vor in nigerianischen
Gefängnissen festgehaltenen Aktivisten der Organisation MOSOP durchgeführt, und, im
Falle, daß derartige Interventionen durchgeführt wurden, welcher Art waren diese
Interventionen?