1949/J XX.GP
ANFRAGE
des Abgeordneten Anschober, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie
betreffend Jedidja Sekte - Aktivitäten in Schulen
In der Volks- und Hauptschule Aschach unterrichten, bzw. unterrichteten Lehrkräfte, die
der Jedidja Sekte angehören und die Kinder mehr oder weniger unterschwellig missionieren.
Eine Gruppe von Eltern, deren Kinder die zweite Klasse der Volksschule besuchten, haben
diese Fragen thematisiert und auch öffentlich dargestellt. Dabei ist es unter anderem zur
Eröffnung eines Verfahrens gegen eine der betroffenen Lehrerinnen gekommen.
Die Jedidja Gruppe ist laut Professor Weidinger der Diözese Linz eine "sehr
problematische, künstlerisch-charismatische, antikatholische, fundamentalistische,
aggressiv-missionarische Glaubensgruppe" Pastor Bernhard Petersen, evangelische Diözese
Wels, nennt die Jedidja "eine freichristliche, sehr antiökumenische, extrem charismatische
Sondergruppe".
Jene Lehrerin, gegen die unter anderem ein Verfahren eröffnet wurde, Frau R. , sagte am
05.03. '96 bei einem Gespräch mit Eltern: "Wissen Sie nicht um die Macht des Bösen? Die
Geister sind unter uns. Es gibt gute und böse Engel, sie sitzen in der Klasse zwischen den
Kindern. " Ebenso eigentümlich sind außergewöhnliche Gebete und Lieder, sowie die Praxis
von Heilen durch Handauflegung im Unterricht.
Der Theologe und Gesundheitspsychologe Magister Phil et Theol Andreas C.J. Girzikovsky
stellte in einem Gutachten vom 08.11. 96 fest: "Als Pädagogik angewandt kehrt die Jedidja
Lehre vom Heiligen Geist einen wesentlichen Faktor der kindlichen Entwicklung während
der Schulzeit um. Normalerweise werden Kinder aus ihrem angeborenem magischen
Denken allmählich herausgeführt. Sie lernen durch Rollenspiel, Nachmachen,
Dahinterschauen, zeichnerische Verarbeitung, Sachkunde, etc. , daß die magischen
Vorstellungen in Wirklichkeit nicht stimmen und insbesondere die Bevölkerung der Welt
mit allen möglichen Geistern keiner Realitätsprüfung wirklich stand hält. Die Geistlehre der
Jedidja Gemeinde kehrt nun diese wichtige Entwicklungsdynamik um und verführt oder
treibt Kinder zu einer Einzementierung ihrer magischen Vorstellungen. Damit wird ein
wesentlicher Motor für die restliche allgemeine Entwicklung abgeschaltet und Regressionen
auf frühere Entwicklungsstufen oder psychosomatische Konflikte werden wahrscheinlicher
. . . Zusammen mit dem finstlerischem Element verführt das Jedidja Bibelverständnis zu einer
Weltsicht und Weltwahrnehmung, die in diesem Bereich dem üblichen Niveau von reifen
Vierjährigen entspricht.
Im Rahmen der Anzeige gegen Frau R. wurde unter anderem ein psychologisches
Gutachten von Dr. Rudolf Istok, einem gerichtlich beeideten Fachpsychologen, eingeholt.
Dieser kam zum Schluß, daß "Auffälligkeiten diagnostiziert wurden, die zumindest den
Zustand des sozialen Wohlbefindens getroffen haben . Aus Sicht der betroffenen Kinder
zeigen sich allerdings eindeutig - aus Beurteilungssicht ihres Erlebnisrepertoires -
Irritationen, die auf das Lehrerverhalten als verursachendes Moment hindeuten, sodaß man
- wieder zugrundelegend die Definition von Gesundheit der WHO - davon ausgehen kann,
daß zumindest deutliche psychische Irritationen - auch psychosomatische Beschwerden -
aufgetreten sind, die man als Schaden an der Gesundheit klassifizieren muß. "
Dennoch wurde das Verfahren gegen Frau R. eingestellt.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Umwelt, Jugend
und Familie folgende schriftliche
ANFRAGE:
1 . Welche Ermittlungen im Zusammenhang mit der Erarbeitung der Sektenbroschüre und
darüber hinaus, wurden bezüglich Jedidja vom Familienministerium erbracht?
2. Warum wurde die Jedidja Sekte nicht in die Sektenbroschüre aufgenommen?
3. Welche konkreten Aufklärungsmaßnahmen sind bezüglich Jedidja geplant?
4. Wie beurteilt der Familienminister die oben angeführten Bewertungen der Jedidja,
identifiziert er sich mit diesen, und welche konkreten Konsequenzen werden daraus
gezogen?