1954/J XX.GP

 

AN FRAG E

der Abgeordneten Mag. Terezija Stoisits, Freundinnen und Freunde

an den Bundeskanzler

betreffend die Einführung eines österreichischen Gedenktages für die Opfer des

Nationalsozialismus.

Bis heute gibt es in Österreich keinen offiziellen Gedenktag für die Opfer des

Nationalsozialismus. Dies, obwohl es sich hier um die Opfer des größten Verbrechens in

der Geschichte der Menschheit handelt und unter ihnen auch eine große Zahl Österreicher

war. Zugleich waren an diesem Verbrechen Österreicher beteiligt. Teilweise wurde diese

Massenvernichtung auch auf österreichischem Boden begangen. Den meisten der

Todesopfer konnte man keinen Grabstein setzen, der an sie erinnert.

Am 27. Jänner 1945 wurde das KZ-Auschwitz, das Symbolhaft für millionenfachen Mord an

Juden, aber auch an anderen diskriminierten Gruppen steht, befreit.

Auschwitz steht für Brutalität und Unmenschlichkeit, für Verfolgung und Unterdrückung, für

die in perverser Perfektion organisierte Vernichtung von Menschen. Die Bundesrepublik

Deutschland hat daher den 27. Jänner zum Gedenktag für die Opfer des

Nationalsozialismus erklärt. Österreich nicht.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1. Gibt es Gründe, warum die Republik Österreich bis heute keinen Gedenktag für die

Opfer des Nationalsozialismus eingeführt hat. Wenn ja, welche?

2. Meinen Sie, daß es sinnvoll wäre, einen jährlich wiederkehrenden Tag als zusätzlichen

Anlaß zu haben, um etwa in Schulen, Medien, etc. über dieses Verbrechen zu

informieren und somit künftige Generationen vor verbrecherischer,

menschenverachtender extremistischer Politik zu warnen?

3. Werden Sie sich für die Einführung eines offiziellen österreichischen Gedenktages für

die Opfer des Nationalsozialismus einsetzen? Wenn nein, warum nicht?