1995/J XX.GP
des Abgeordneten Wabl, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft
betreffend Verkauf von Nahrungsmitteln unter dem Einstandspreis
Seit dem EU-Beitritt findet bei den Handelsketten ein gnadenloser Preiskampf statt, bei dem
hochwertige Nahrungsmittel zu Tiefstpreisen (Trinkmilch um 6,90 öS) verramscht werden.
Betroffen sind v.a. Erzeugnisse aus der Landwirtschaft (v.a. Milch- und Fleischprodukte),
die im Supermarkt zu Preisen verkauft werden, zu denen sie nicht einmal herzustellen,
geschweige denn auch noch zu verarbeiten und zu transportieren sind. Der brutale
Preiskampf geht vor allem zu Lasten der Bauern, aber auch zulasten der Konsumentlnnen,
denn Verkäufe unter dem Einkaufpreis sind nur möglich aufgrund der von den
Unternehmen angewendeten Mischkalkulation unter dem Motto: ,'was ich an der einen
Stelle drauflege, hole ich mir an einer andern wieder". Diese Aktionen führen zu einer
Entwertung von Lebensmitteln, zur Intensivierung der Produktion (Massentierhaltung) und
zu einem Konsumverschwendungsverhalten, das zulasten der Umwelt geht. Die
Folgeschäden dieser Strategie sind wiederum von der Allgemeinheit zu tragen.
Frankreich hat als erstes europäisches Land bereits 1963 ein gesetzliches Verbot des
Verkaufs unter dem Einstandspreis geschaffen. Später folgten mit ähnlichen Gesetzen
Belgien und Luxemburg. Vor kurzem hat die französische Regierung eine Novelle zum
Wettbewerbsrecht vorgelegt mit dem Ziel, die Erzeuger und kleine Einzelhändler gegen die
Übermacht der Super- und Hypermärkte zu schützen. In dem gegen die unlauteren Praktiken
wie den Verkauf unter Einstandpreis durch die großen Ketten vorgegangen wird, soll das
Kräftegleichgewicht zugunsten der kleinen Erzeuger und Händler wiederhergestellt werden.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Werden Sie sich einsetzen für ein Antidumpinggesetz, das es den Lebensmittelketten
untersagt, Lebensmittel unter dem Einstandspreis zu verramschen?
2. Was werden Sie unternehmen, damit es zu mehr Kostenwahrheit bei den Preisen kommt?
3. Welche Antidumping-Regelungen gibt es derzeit in der EU bzw. welche Strategie
verfolgt die EU in dieser Frage?
4. Auch bei den Förderungen gibt es ein nicht zu rechtfertigendes Gefälle und zunehmende
Wettbewerbsverzerrung zwischen bäuerlichen Familienbetrieben und
Großbetriebsstrukturen. Was werden Sie konkret für eine Staffelung der
Agrarförderungen unternehmen, um dadurch mehr soziale Ausgewogenheit herzustellen?