2002/J XX.GP
des Abgeordneten Anschober, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Stapo am Welser Stammtisch
Seit 10. Feber 1997 berichten mehrere Medien über eine Stammtischrunde in Wels.
Teilnehmer daran, unter anderem neben dem Welser Bürgermeister auch der Chef der
Welser Stapo, Josef Matejka, sowie der weit rechts stehende Unternehmer Robert Wimmer.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten aus diesem Grund an den Bundesminister für
Inneres folgende schriftliche
ANFRAGE:
1 . Sie haben am 10. Feber 1997 einen Bericht des Welser Polizeidirektors zur Teilnahme
des Josef Matejka an der o.a. Stammtischrunde angefordert. Wie lautet dieser Bericht
wörtlich?
2 . Wie beurteilt der Innenminister die Arbeit der Welser Staatspolizei anhand dieser
Freundesrunde? Könnten diese Freundschaften die Tätigkeit der Welser Stapo in den
vergangenen Jahren beeinflußt haben?
3 . Bei der Welser Staatspolizei existiert über den Unternehmer Robert Wimmer kein
Akt. Dies obwohl Wimmer laut einem Bericht der OÖN bereits 1987 öffentlich in
Anwesenheit von Stapo-Vertretern bei einer Veranstaltung in Wels die Tatsache der
Ermordung von 6 Millionen Juden leugnete, und obwohl Wimmer bereits im März
1992 in der deutschen Illustrierten ,'Stern', im Rahmen einer Reportage über die
europäische Nazi-Szene folgendermaßen beschrieben wurde: ,' . . . am Ortsrand des
österreichischen Marktfleckens Waizenkirchen liegt inmitten eines ausgedehnten Parks
Schloß Hochscharten, Der riesige friihklassizistische Bau gehört dem Welser
Fabrikanten Robert Wimmer . . . , der von Wimmer ins Leben gerufene "Freundeskreis
für Kultur und Zeitgeschichte" tagt auf Schloß Hochscharten und ist, wie eine Tafel
am Parkeingang kündet, ,'der Wahrheit verpflichtet" . Die ist eindeutig: Wimmer stellt
sein Herrenhaus Rechtsextremisten zu Schulungsveranstaltungen zur Verfügung. So
war 1989 David Irving hier zu Besuch und sollte vor 120 geladenen Gästen über die
,'Auschwitz-Lüge', referieren. . . . seit drei Jahren nutzen auch deutsche Neonazis das
weitläufige Anwesen, um ihren Nachwuchs in einwöchigen Lehrgängen für
Führungsaufgaben zu drillen. Zahl der
Kursteilnehmer pro Seminar: 20 bis 25 aus
allen deutschen Gauen. . . . die Sonnwendfeier wird jedes Jahr im 2,5 Hektar großen
Park zelebriert. ,'Da haben sich im letzten Jahr die Bürger bei mir beschwert, weil
etwa das Horst-Wessel-Lied, aus vollen Kehlen gesungen, bis ins Dorf schallte', , sagte
Bürgermeister Franz Haslehner. Doch auf Hochscharten ist möglicherweise nicht nur
geschult und gesungen worden. ,'Irgendwo in Oberösterreich" , so einer vom harten
Kern der durch Verhaftungen dezimierten Küssel-Truppe, ,'erhalten freiwillige
Kämpfer den letzten Schliff für den Einsatz an der kroatischen Front" . Schloß
Hochscharten liegt in Oberösterreich. "
Soweit der ,'Stern" 12/92. Und bereits am 26.03.'92 meinte die lokale "Welser
Rundschau" unter dem Titel ,'Schloß Hochscharten ein brauner Fleck" . Spätestens seit
Sommer vergangenen Jahres wußte der Ortschef von Waizenkirchen vom
Gesinnungsdefekt des vermeintlichen Honoratioren. "Als ich aus dem Urlaub
zurückkam , haben mir die Leute erzählt, daß bei einer Julfeier im Schloßpark Nazi-
Lieder so laut gesungen wurden, daß sie bis in den Ort halten." ... und da überreichte
Wimrner einem Mitarbeiter der Welser Rundschau zwei Heftchen, die er ihm
besonders ans Herz legte. Eine der beiden Broschüren trägt den eindeutigen Titel "Die
Auschwitz-Lüge',." Soweit die Welser Rundschau am 26.03.1992.
Ist es aufgrund dieser Fakten erklärbar, daß über Wimmers Gesinnung die Welser
Staatspolizei nicht informiert war? Wie ist erklärbar, daß über Wimmer bei der
Welser Stapo kein Akt vorliegt? Existiert ein Akt bei der Linzer Stapo? Wenn ja, seit
wann? Existiert ein Akt bei der staatspolizeilichen Abteilung des Innenministeriums?
Wenn ja, seit wann? Wie erklärt der Innenminister die Ursachen, daß Wimmer trotz
internationaler Medienberichte in Wels keinerlei Stapo-Vermerk besitzt - mit
Unfähigkeit oder mit noch problematischeren Gründen? Kann der Innenminister
ausschließen, daß die persönliche Beziehung Wimrners mit dem Stapo-Chef dafür
mitverantwortlich ist?
4. Welchen Sinn haben Stapo-Kleinposten, wie jener in Wels, wenn offensichtlich die
Efizienz unter jeder Kritik liegt? Wann beabsichtigt der Innenminister die Umsetzung
der Stapo-Reform in jenen Detailpunkten, die von den beiden Vorgängern Löschnak
und Einem in Form einer Auflösung dieser Kleinposten angestrebt wurde?
5 . Ist dem Innenminister bekannt, daß Wimmer seit Jahren den Welser Polizeisportverein
sponsert? Ist dem Innenminister bekannt, daß bereits am 26.03. 1992 der Welser
Polizeidirektor Mathe in der Welser Rundschau ankündigte, diese Sponsortätigkeit zu
beenden? Zitat: ',Wir können nicht jeden, der uns ein paar Tausender gibt, gleich auch
staatspolizeilich überprüfen,' , so Mathe. . . . Allerdings scheint für ihn schon
entschieden, was zu tun ist: in der nächsten Vorstandssitzung der Polizeisportler
dürfte man sich dazu entschließen, in Zukunft auf diesen Sponsor zu verzichten. ', So
die Welser Rundschau. Ist nach Informationen des Innenministers jemals ein
derartiger Antrag auf Subventionsstop gestellt worden? Wenn nein, warum nicht?
Wenn ja, warum wurde diese Sponsortätigkeit bis zum heutigen Tag fortgesetzt?