2055/J XX.GP

 

der Abgeordneten Ing. Nußbaumer

und Kollegen

an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten

betreffend Exportoffensive der österreichischen Bundesregierung

Am Mittwoch, den 12. Februar 1997 verkündetete Egon Winkler, Leiter der

Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer bei einer Pressekonferenz, daß das

österreichische Außenhandelsdefizit 1996 gegenüber dem Jahr zuvor um weitere fünf Prozent

auf 93 Mrd. Schilling angestiegen ist.

Ohne eine länderweise Aufschlüsselung der Handelsbilanzen mit den verschiedenen Ländern

und Staatengemeinschaften aufzustellen, sind einige Tendenzen besonders markant bemerkbar.

Der EU-Beitritt Österreichs hat den übrigen Mitgliedstaaten mehr genützt, als Österreich

selber. So ist im Jahre 1996 ein vermehrter Handelsverkehr mit den Ländern der EU zu

verzeichnen, unter dem Strich bleibt jedoch für Österreich nur ein gestiegenes

Außenhandelsdefizit mit diesen Ländern,

Andrerseits stagnierte der Handel mit den Ländern Mittel- und Osteuropas, den einzigen aus

österreichischer Sicht verbliebenen Hoffnungsmärkten, mit einstmals eindeutig positiver

Leistungsbilanz.

Einzig erfreulich bleibt eine siebenprozentige Erhöhung der heimischen Ausfuhren in die

dynamischen Wirtschaftsregionen Asiens, wobei teils starke Einbrüche an wichtigen

Handelsmärkten wie China, Taiwan, Singapur oder Indonesien zu verzeichnen sind.

Eine Aufpolierung der Leistungsbilanz konnte sich aufgrund anstehender und ungelöster

Strukturprobleme im Tourismus in den letzten Jahren nicht mehr bewerkstelligen lassen.

Die Handelsbilanz verbleibt daher als einziger wirkungsvoller Hebel zur Verbesserung der

österreichischen Leistungsbilanz. ln dieses Richtung wurde aber von der österreichsichen

Bundesregierung in den letzten Jahren zu wenig unternommen. Die bisherigen Reformansätze

der Regierung im Bereich der Exportfördermaßnahmen waren bloß halbherzig und die Zahlen

beweisen, daß sie ihre Wirkung bisher verfehlt haben. Im Geschäft mit Osteuropa wurde

überhaupt die führende Stellung leichtfertig verspielt,

Angesichts immer dramatischer werdender Leistungsbilanzdefizite sind umgehend Maßnahmen

zur Förderung der österreichischen Exportwirtschaft von Nöten.

Der neue Bundeskanzler stellte nun als einen seiner Hauptschwerpunkte die Bildung einer

Arbeitsgruppe in Aussicht, die ein Konzept zur Erhöhung der Exportquote erstellt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen an den Bundesminister für wirtschaftliche

Angelegenheiten daher folgende

Anfrage

1) Welche Maßnahmen sind von Ihre Seite geplant, um die Exportquote Österreichs (derzeit

bei 23% zu erhöhen)?

2) ln welchem Zeitraum planen Sie Schritte in Richtung Verbesserung der bestehenden

Exportfördermaßnahmen zu unternehmen?

3) Überlegen Sie Maßnahmen, die Produkte mit höherer Wertschöpfung verstärkt in die

Exportförderung einbinden?

Wenn ja, welche?

Wenn nein, warum nicht?

4) Worin liegen die Gründe, daß sich die Anzahl der Kreditnehmer bei der bundeseigenen

Österreichischen Exportfonds-Gesellschaft m.b.H. im Zeitraum zwischen 1990 und 1994 nicht

erweitert, sondern sogar um einige Kreditnehmer verringert hat?

5) Anfang Jänner wurde von der Industriellenvereinigung gemeinsam mit dem Institut für

Wirtschaftsforschung ein Maßnahmenkatalog zur Initiierung einer Exportoffensive vorgelegt.

Hat dieses Programm Aussicht auf Verwirklichung?

Wenn ja, in welchen Punkten und wann?

Wenn nein, warum nicht?

6) Welche Maßnahmen sind geplant, um die Marktanteile auf den Hoffnungsmärkten der

aufstrebenden Staaten Asiens zu erhöhen und so dem steigenden Außenhandelspassivum mit

diesen Ländern entgegenzutreten?

7) Welche Maßnahmen werden ergriffen, um im Hochtechnologiebereich die hohe

Importabhängigkeit abzubauen und den niedrigen Exportspezialisierungsgrad zu erhöhen?

8) Im Langfristvergleich haben sich die österreichischen Arbeitskosten im Zeitraum zwischen

1970 und 1994 versechsfacht. Sehen Sie im Zusammenhang mit der internationalen

Wettbewerbsfähigkeit und der starken Konkurrenz auf den Exportmärkten Möglichkeiten,

diese Nachteile für österreichische Unternehmen zu reduzieren?

Wenn ja, welche?

Wenn nein, warum nicht?

9) Nach einer Umfrage der Industriellenvereinigung macht für 80% unserer Unternehmen eine

Wirtschafts- und Währungsunion nur Sinn, wenn eine Teilnahme Italiens daran garantiert ist.

Sehen Sie die Gefahr einer weiteren Verschlechterung der österreichischen Exportquote bei

einer Nicht-Teilnahme unseres zweitwichtigsten Handelspartners?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum nicht?

10) Österreich weist seit dem EU-Beitritt mit den Ländern der Gemeinschaft insgesamt einen

verschlechtertes Export-Import-Saldo auf.

Sind Sie der Ansicht, daß uns der EU Beitritt in dieser Hinsicht mehr Nachteile als Vorteile

gebracht hat?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum nicht?

1 1) Sind Sie der Ansicht, daß sich dieser negative Handelsbilanzsaldo in den nächsten Jahren

verbessern wird?

Wenn ja, wann?

Wenn nein, warum nicht?

12) Worin liegen die Gründe, daß sich der Handelsbilanzsaldo mit den Ländern Mittel- und

Osteuropas von einem hohen positiven Saldo in den letzten Jahren so verschlechtert hat?

13) Welche Maßnahmen werden Sie setzen. um in dieser Region wieder gegenüber der

Konkurrenz an Marktanteilen zu gewinnen?

14) Ist geplant, die Verkehrsinfrastruktur Richtung Osten zu verbessern?

Wenn ja. wann?

Wenn nein, warum nicht?

15) Sind Sie der Ansicht, daß man in Bereich der höherwertigen Produkte (vor allem

Telekommunikation) viel Boden gegenüber der Konkurrenz im Kampf um Marktanteile im

Osten verloren hat?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum nicht?