2079/J XX.GP

 

der Abgeordneten Dr. Graf

und Kollegen

an den Bundeskanzler

betreffend Kompetenzbereinigung der Ministerien

Nach der jüngsten Regierungsumbildung wurde von Spitzenvertretem der Koalitionsparteien

angekündigt, es werde eine umfassende Kompetenzbereinigung erfolgen, wobei die Schaffung

eines Bildungsministeriums, die Zuordnung aller Wirtschaftsförderungen zum Wirtschafts-

ministerium, die Konzentrierung aller Straßenbau-, Schienen- und Technologie-

Kompetenzen zum Wissenschaftsministerium und weitere Maßnahmen in den Raum gestellt

wurden.

Tatsächlich wurde bisher in einer Novelle zum Bundesministeriengesetz, die mit 15. Feber

1997 in Kraft getreten ist, im wesentlichen nur das bisherige Bundesministerium für

Gesundheit und Konsumentenschutz in höchst zweifelhafter Weise zwischen

Bundeskanzleramt und Sozialministerium aufgeteilt sowie die Kunstagenden dem

Bundeskanzleramt und die Agenden der Verwaltungsreform und des öffentlichen Dienstes

dem Finanzministerium zugeordnet.

Die ursprünglich geplante umfassende Kompetenzbereinigung gilt jedoch koalitionsintern als

gescheitert. Laut ÖVP-Klubobmann Khol sei Bundeskanzler Klima mit seinem Vorhaben

jedoch am Einspruch seines Vorgängers Vranitzky und dessen Stellvertreter als SPÖ-Chef,

Fischer, gescheitert. Vranitzky habe nach wie vor den Fuß in der Tür, was für seinen

Nachfolger natürlich schwierig sei, so Khol. Auch die Ministerien-Reform, die nun in den

nächsten Monaten durchgezogen werden soll, werde jetzt schwierig. Sowohl SPÖ als auch

ÖVP müßten den Kompetenz-Tausch nun ihrem Kundenstock vermitteln, und dort seien die

beharrenden Kräfte sehr groß (vgl. SN vom 1.2.1997).

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an den Bundeskanzler die nachstehende

ANFRAGE

1. Trifft es zu, daß die anläßlich Ihrer Amtsübernahme als Bundeskanzler angekündigte große

Kompetenzbereinigung nicht zustande kommen wird?

2. Wenn ja, inwieweit trifft es zu, daß das Vorhaben am Einspruch Ihres Amtsvorgängers Dr.

Vranitzky und des stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden Dr. Fischer gescheitert ist und auf

Grund welcher Erwägungen lassen Sie derartige Eingriffe in die Regierungstätigkeit zu?

3. Wenn ja, welche anderen Umstände sind maßgebend dafür, daß die Reform nicht zustande-

gekommen ist bzw. zustandekommen wird?

4. Hat die zur Beratung der Kompetenzbereinigung eingesetzte Kommission bereits

Aktivitäten gesetzt?

Wenn ja, welche und welche weiteren sind geplant?

Wenn nein, warum nicht?

5. Wie setzt sich die Kommission zusammen?

6. Trifft es zu, daß sich Ihr Koalitionspartner ÖVP weigert, Vertreter in diese Kommission zu

entsenden?

Wenn ja, weshalb?

7. Trifft es zu, daß eine umfassende Kompetenzbereinigung vor allem am Proporzdenken der

Koalitionsparteien und den daraus resultierenden proporzmäßig einzementierten

Besitzständen scheitert?

Wenn ja, welche konkreten Maßnahmen werden Sie zur Überwindung derartiger

Hindernisse setzen?

Wenn nein, auf Grund welcher konkreter Anhaltspunkte gelangen Sie zu lhrer gegenteiligen

Auffassung?

8. Sind Sie der Auffassung, daß die derzeitige Kompetenzverteilung zwischen den Ressorts

eine optimale Funktionsfähigkeit der Bundesregierung gewährleistet?

Wenn ja, auf Grund welcher Erwägungen?

Wenn nein, warum nicht?

9. Erscheint Ihnen die Zusammenfassung der Bildungskompetenzen in einem Bildungs-

ministerum sinnvoll,?

Wenn ja, warum und welche Maßnahmen werden Sie setzen, um ein Bildungsministerium

zu verwirklichen?

Wenn nein, warum nicht?

1O.Teilen Sie die Auffassung, daß eine Konzentration der Wirtschaftsförderungsmaßnahmen

im Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten oder in einem anderen

Ministerium sinnvoll ist?

Wenn ja, warum und welche Maßnahmen werden Sie in diesem Zusammenhang setzen?

11.Welche weiteren konkreten Kompetenzbereinigungsmaßnahmen erscheinen Ihnen im

Interesse einer optimalen Regierungstätigkeit erforderlich9

12.Teilen Sie die Auffassung, daß die erwähnte Aufteilung der Agenden des

Bundesministeriums für Gesundheit und Konsumentenschutz keinesfalls sachlich

gerechtfertigt ist um im sensiblen Bereich der Gesundheitspolitik Doppelgleisigkeiten und

Mischkompetenzen erzeugt und Kompetenzkonflikte und Vollzugsdefizite geradezu

provoziert9

Wenn ja, inwieweit und welche Maßnahmen werden Sie zur Bereinigung der Situation

setzen?

Wenn nein, warum nicht?