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der Abg. Dkfm. Bauer, Mag. Schreiner, Mag. Trattner

an den Bundesminister für Finanzen

betreffend Schuldscheine der Bank Austria in Dollars - unzugänglich

für Österreichs private Anleger

Zeitungsmeldungen zu Beginn des Monats Februar 1997 war zu entnehmen,

daß die Bank Austria die US-Investmentbank Salomon Brothers mit der

Aufbringung von Mitteln zu Finanzierung des CA-Kaufs beauftragt habe.

Salomon Brothers begebe demnach für die Bank Austria Schuldscheine,

lautend auf US-Dollars, im Wert von mehr als 8 Milliarden Schilling

über eine Laufzeit von 20 Jahren und mit einer jährlichen Verzinsung

von 7,5 %. Die Investmentbank verweise dabei auch auf die Haftung der

Gemeinde Wien .

Diese für Anleger so günstigen Schuldscheine werden primär sogenannten

"institutional investors" angeboten. Eine Erkundigung in einer Bank Austria

Filiale ergab, daß diese Schuldscheine in Österreich nicht angeboten werden,

da man "sich den Inlandsmarkt nicht ruinieren wolle", da "die EU bestrebt

sei, das Zinsniveau niedrig zu halten" und da "man vermeiden wolle, daß die

Sparer und Anleger ihre Guthaben umschichten".

Auf die Frage, ob private Anleger diese Papiere in den USA erwerben könnten,

meinte die Auskunftsperson, dies sei "prinzipiell nicht unmöglich, doch mit

so hohen Spesen verbunden, daß sich die Anlage nicht lohne."

Dieser klare Fall von konsumentenfeindlicher Inländerdiskriminierung

wird somit auch noch durch die Risikoüberwälzung auf die Wiener Gemeinde-

bürger verschärft .

Das mit dieser Schuldscheinbegebung verbundene Währungsrisiko ist nicht

unbeträchtlich: Die Bank Austria muß sowohl Zinsen als auch Kapital

in US-Dollar zurückzahlen, dessen Kurswert angesichts der ungünstigen

wirtschaftlichen Situation in Europa und der Turbulenzen um die Einführung

des EURO jetzt schon steigt und voraussichtlich weiter steigen wird.

Der Bundesminister für Finanzen als für die Bankenaufsicht verantwortlicher

ist in diesem Fall entweder durch Untätigwerden oder mit Wissen und Zustim-

mung an dieser für die Bürger von Wien riskanten, konsumentenfeindlichen

Diskriminierung inländischer Anleger mitverantwortlich.

Daher richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Herrn Bundesminister

für Finanzen die nachstehende

A n f r a g e :

1 . Welchen Personen Ihres Ressorts war anläßlich der Festlegung der

Modalitäten des CA-Kaufs durch die Bank Austria bekannt , daß die

Bank Austria zu diesem Zweck den halben Kaufpreis in auf US-Dollar

lautenden Schuldscheinen auf dem US-Markt aufbringen zu müssen glaubt ?

2 . Zu welchem Zeitpunkt wurde die Bankenaufsicht erstmals mit der Tatsache

befaßt , daß die Bank Austria bei Salomon Brothers US-Dollar-Schuldscheine

im Wert von mehr als 8 Milliarden Schilling mit einer Laufzeit von 20

Jahren zu 7,25 %, Jahreszinsen begibt ?

3 . Wie lautete die Stellungnahme der Bankenaufsicht zu der Begebung

von Schulscheinen der Bank Austria im Ausmaß von mehr als acht

Milliarden Schilling auf dem US-Finanzmarkt?

4. Da Ihnen aus Ihrer früheren Tätigkeit ja bekannt sein mußte, daß sich

die Bank Austria aus Eigenmittel den CA-Kauf nicht leisten kann:

Wie lauteten Ihre Vorschläge zur Aufbringung der für den CA-Kauf

notwendigen Mittel ?

5. Wie lautet Ihre Stellungnahme als nunmehriger Eigentümervertreter

der Bank-Austria-Bundesanteile zu der Tatsache, daß sich die Bank

Austria im Ausmaß des halben Kaufpreises der CA in den USA verschuldet ?

6. Wie lautet Ihre Stellungnahme als nunmehriger Eigentümervertreter

der Bank-Austria Bundesanteile zu der Tatsache, daß die Bank Austria

bei dieser Verschuldung ein beträchtliches Währungsrisiko eingegangen

ist ?

7. Wie lautet Ihre Stellungnahme als nunmehriger Eigentümervertreter

der Bank-Austria-Bundesanteile zu der Tatsache , daß nicht nur die

Bank Austria, sondern auch die Gemeinde Wien für diese Verschuldung

auf dem US-Finanzmarkt haftet ?

8. Wie lautet Ihre Stellungnahme als nunmehriger Eigentümervertreter

der Bank-Austria Bundesanteile zu dem Problem, daß die Bank Austria

allein für diese Verschuldung jährlich mindestens 600 Millionen

Schilling für die Schuldscheinverzinsung aufbringen muß, bei Kurs-

schwankungen sogar wesentlich mehr ?

9 . Warum haben Sie die konsumentenfeindliche Inländerdiskriminierung der

Bank Austria mit Hilfe von Salomon Brothers geduldet, obwohl damit 20

Jahre lang riesige Finanzmittel ins Ausland abfließen ?

1O. Welche Auswirkungen auf die österreichischen Sparer, Anleger und

Kreditnehmer erwarten Sie als zuständiger Bundesminister angesichts

des Umstandes, daß die Bank Austria aus ihren laufenden Geschäften

jährlich mindestens 600 Millionen Schilling nur für den Zinsendienst

ihrer US-Dollar-Schuldscheine aufbringen muß ?

11. Wie lautet Ihre Stellungnahme als zuständiger Bundesminister zu dem

Umstand, daß potentielle private österreichische Anleger vom Kauf

dieser für österreichische Begriffe hoch verzinsten und renditeträch-

tigen Schuldscheinen de facto ausgeschlossen wurden ?

12. Ist Ihnen bekannt, ob und welche "institutional investors" aus (Österreich

Gelegenheit bekamen, diese Schuldscheine zu kaufen ?

13. Können Sie als zuständiger Bundesminister ausschließen, daß es dabei

zu Insidergeschäften gekommen ist ?

14. Ist Ihnen als zuständiger Bundesminister bekannt, welche Finanzkreise

sich über umfangreiche Schuldscheinkäufe nicht nur Einfluß auf die

Bank Austria, sondern auch auf die haftende Gemeinde Wien gesichert

haben ?

15. Warum haben Sie bisher dem Nationalrat diese konsumentenfeindlichen,

inländerdiskriminierenden, kaufkraft- und konjunkturgefährdenden

Begleitumstände des CA-Kaufs durch die Bank Austria mit Hilfe von

US-Dollar-Finanztransaktionen verschwiegen ?