2114/J XX.GP
der Abgeordneten Mag. Stadler und Kollegen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Zurückhaltung des FBI-Täterprofils durch den ehemaligen Innenminister Einem
In der Ausgabe der "Neuen Kronen-Zeitung" von Sonntag, den 15.12.1996, wird auf den
Seiten 8 und 9 berichtet, daß der Öffentlichkeit ein seit Sommer 1995 vorliegendes Täterprofil
des FBI vorenthalten wurde. Als Gründe hiefür werden politische Motive angegeben. Hiezu
heißt es wörtlich.
"Vielmehr produzierte der Innenminister bis zum Erscheinungstag des Buches vor zwei
Wochen in unzähligen Interviews das offensichtlich falsche Bild einer sektenähnlichen,
rechtsnationalen Tätergruppe. Mit dem Effekt, daß falsche Hinweise einlangten und falsche
Spuren verfolgt wurden. Ein Insider: Da die Ermittler, deren Anliegen natürlich nur eine
unpolitische Fahndung ist, Angst hatten, der Minister könnte die kriminaltechnisch unbedingt
erforderliche Veröffentlichung des FBI-Täterprofils abdrehen, haben sie ihn und sein Kabinett
nicht über das Buchprojekt informiert."
Mit dem in der Textpassage zitierten Buchprojekt ist das von den Autoren Grassl-Kosa und
Steiner kürzlich veröffentlichte Buch "Der Briefbomber ist unter uns" gemeint, in welchem
u.a. nicht nur sämtliche Bekennerschreiben - bis auf jenes, welches augenscheinlich aus dem
Innenministerium mit Datum vom 1.12.1 996 verfaßt wurde - abgedruckt sind, sondern es wird
auch das FBI-Täterprofil beschrieben. Demnach würde es sich bei den Bombenattentätern nicht
um eine Gruppe handeln, wie Sie nachhaltig mit politischen Zuordnungen in der Öffentlichkeit
und vor den Abgeordneten des Nationalrates im Parlament immer wieder behauptet haben,
sondern es sei eindeutig von einer Einzeltätertheorie auszugehen.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für
Inneres folgende
ANFRAGE:
1.) Seit wann ist Ihnen bzw. den Beamten Ihres Ministeriums das FBI-Täterprofil, welches
im erwähnten "Kronen-Zeitungs"-Artikel etwas unscharf mit "Sommer 1995" datiert
wird, genau bekannt?
2.) Welche Veranlassungen wurden auf Grund der Erkenntnisse dieses Täterprofils vom
ehemaligen Innenminister Einem getroffen?
3.) Welche Veranlassungen werden Sie treffen?
4,) Wieso wurde nicht frühzeitig die Öffentlichkeit umfassend von den Inhalten und
Erkenntnissen diese Täterprofils informiert?
5.) Was veranlaßte den ehemaligen Innenminister Einem trotz Vorliegens eines
wissenschaftlich fundierten FBI-Täterprofils ohne jede kriminaltechnischen und
kriminalwissenschaftlichen Erkenntnisse ständig von einer "sektenähnlichen,
rechtsnationalen Tätergruppe" zu sprechen?
6.) Welche politische Zielsetzungen verfolgte der ehemalige Innenminister damit?
7.) Ist es richtig, daß Druck auf die Ermittler des Innenministeriums durch das Kabinett
des ehemaligen Innenministers oder durch ihn selbst ausgeübt wurde, die kriminaltaktisch
unbedingt erforderliche Veröffentlichung des FBI-Täterprofils zu unterlassen?
8.) Gab es diesbezüglich schriftliche Weisungen?
Wenn ja, mit welchem genauen Inhalt?
8.) Wer ist bzw. war in Ihrem Ministerium dafür verantwortlich, daß den Ermittlern eine
unpolitische Fahndung verunmöglicht wurde?
9.) In welcher Weise wurde Druck auf die Ermittler ausgeübt, eine "politische Fahndung
durchzuführen?
10.) Welche Einflüsse auf die Ermittlungsergebnisse hat diese "politische Fahndung" bisher
gehabt?
11.) Was hat den ehemaligen Innenminister Einem und sein Kabinett veranlaßt, nicht für eine
umgehende und umfassende Veröffentlichung aller Bekennerbriefe zu sorgen, wie dies in
den USA im Falle des linksextremen "UNA-Bombers" mit den entsprechenden
Ermittlungserfolgen geschehen ist?