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der Abgeordneten Dr. Krüger, Dr. Partik-Pable, Scheibner, Mag.Dr. Grollitsch
und Kollegen
an den Bundeskanzler
betreffend Reform der Filmförderung in Österreich
Nicht zuletzt der parlamentarische Kulturausschuß mit seinem Hearing zur Situation des
österreichischen Films im November vergangenen Jahres hat gezeigt, daß die österreichische
Filmwirtschaft genereller Reformen bedarf. Der österreichische Film, überdies bedauerlicher-
weise ein weithin relativ unbekanntes Wesen im internationalen Filmgeschäft, erhält eine
ansehnliche Summe an staatlichen Förderungen, die aber in keinem Verhältnis zur Eigenfi-
nanzierung und zum erwarteten wirtschaftlichen Erfolg stehen.
Die Zahlen sprechen für sich: Von 56 österreichischen Filmen, die in den Jahren 1990 - 1995
produziert wurden, hatten 30 weniger als 5000 Besucher. 16 davon verbuchten sogar weniger
als 1000 bis 2000 Besucher! Während ein durchschnittlicher heimischer Film in der Herstel-
lung zwischen 15 und 20 Mio. Schilling kostet, spielt die Hälfte der Filme nur zwischen
150.000 und 200.000 Schilling ein, noch dazu, wo 70 bis 80 Prozent der staatlichen Förderung
in eben diese erfolglosen Filme investiert wird. Abgesehen davon hängt der Erfolg eines Films
u.a. auch von seinem Bekanntheitsgrad ab. Österreichische Filme allein für den heimischen
Markt zu produzieren und nicht für dessen Werbung zumindest im gesamten deutschsprachi-
gen Raum zu sorgen, entspricht nicht einmal den Grundregeln wirtschaftlich erfolgreichen
Denkens. Dazu müßten selbstverständlich die notwendigen PR-Mittel bereitgestellt werden.
Das triste Ergebnis der Analyse des österreichischen Films liegt nicht zuletzt im System der
Filmförderung begründet: Die Fördermillionen werden nach wie vor von einer Auswahl-
kommission, bestehend aus branchenaktiven Produzenten, ebensolchen Regisseuren, Journa-
listen etc., des österreichischen Filminstitutes nach dem ',Gießkannenprinzip', ohne jegliche
persönliche Verantwortung verteilt. Dieses System stellt eine klare Unvereinbarkeit dar, denn
dadurch ist es möglich, daß Regisseure als Kommissionsmitglieder die Finanzierung ihres
eigenen Films durchsetzen können.
Aus diesem Grund stellen die unterzeichneten Abgeordneten an den Bundeskanzler nachste-
hende
Anfrage:
1 . Halten Sie eine Reform der österreichischen Filmförderung für notwendig und wenn ja,
wie soll diese aussehen und wenn nein, warum nicht?
2. Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um den Bekanntheitsgrad des österreichischen
Films international zu erhöhen?
3. Halten Sie das derzeitige System der österreichischen Filmförderung für zweckmäßig und
wenn ja, warum und wenn nein, warum nicht?
4. Ist es Ihrer Meinung nach vereinbar, daß in Zeiten großer Sparmaßnahmen, ca. 80 Prozent
der Förderungen für nachgewiesenermaßen wirtschaftlich erfolglose Filme verwendet wer-
den?
5. Werden Sie konkrete Schritte gegen den derzeitigen Besetzungmodus der Auswahlkom-
mission der Filmförderung setzen, nämlich derart, daß branchenaktive Produzenten und
Regisseure, die über die Verteilung der staatlichen Förderungen möglicherweise zugunsten
ihrer eigenen Filme entscheiden können, nicht mehr für die Auswahlkommission nominiert
werden?
6. Inwieweit scheint Ihnen ein leistungsorientiertes Modell der Förderung, d.h., die Vergabe
von Förderungen bei offensichtlichem wirtschaftlichen Erfolg eines Films bzw. eine fi-
nanzielle Mitverantwortung des Regisseurs bei einem offensichtlichen Mißerfolg, für sinn-
voll und durchführbar?
7. Könnten Sie zur Behebung der aktuellen Situation der österreichischen Filmförderung dem
Modell einer Intendantenlösung (Berliner Modell) mit alleiniger Kompetenz und Verant-
wortung nähertreten und wenn ja, wie und wenn nein, warum nicht?
8. Könnten Sie zur Behebung der aktuellen Situation der österreichischen Filmförderung dem
Modell einer Auswahlkommission, bestehend aus Experten des Medienbereichs und ver-
antwortlichen des einschlägigen Ressorts (Bayrische Filmförderung) nähertreten und wenn
ja wie und wenn nein, warum nicht?
9. Wie könnte Ihrer Meinung nach die für den österreichischen Film sinnvollste Lösung in
Berücksichtigung der Fragen 7 und 8 aussehen?
10.Halten Sie PR.Aktivitäten für den österreichischen Film für notwendig und wenn ja, wer-
den Sie entsprechende Mittel dafür bereitstellen und wenn nein, warum nicht?