2357/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde
an den Bundesministerin für Umwelt, Jugend und Familie
betreffend das Projekt Magna Globe Ressort Park in Ebreichsdorf; bundespolitische
Problemkreise Finanzierung, zusätzliche Verkehrsbelastung; Infrastrukturkonzept sowie
Umweltbelastungen
Der Magna-Konzern des Austro-Kanadiers Frank Stronach plant in Ebreichsdorf die
Errichtung eines Freizeit- und Erlebnisparks auf einem Areal von 250 Hektar mit einem
Investitionsvolumen von 6 bis 7 Milliarden Schilling ohne Inanspruchnahme von
Förderungsmitteln für die beabsichtigten Bauvorhaben. Die der Öffentlichkeit und
Gemeinde präsentierten Eckdaten des Projektes wurden mehrfach abgeändert und sehen in
der zuletzt (Stand 17.4.1997) bekanntgegebenen Fassung als Kernstück des Projektes eine
riesige Kugel mit einem Durchmesser von 140 Metern vor; überdies sind eine Rennbahn,
Stallungen, eine Reithalle sowie Geschäftsflächen geplant. Die erwartete Besucherfrequenz
soll durchschnittlich 8.000 bis 15.000 Besucher pro Tag betragen; die Spitzenfrequenzen
können darüber hinaus gehen. Daraus leiten die Projektwerber ein - aus Sicht der
unterfertigten Abgeordneten nicht plausibel begründetes - Individualverkehrsaufkommen
von 1.800 bis 2.500 PKW pro Tag ab. Für den motorisierten BesucherInnenverkehr sollen
5.000 Parkplätze gebaut werden (!?!?). Das Projektareal umfaßt unter anderem das Gebiet
der sogenannten "Welschenhalten" , eines erst zuletzt erforschten Biotops, das ökologisch
extrem wertvolle Flächen aufweist. Nach der Gliederung der Flora - Fauna Habitatrichtlinie
der EU vom 21. Mai 1992 werden insgesamt 168 schützenswerte Lebensraumtypen
genannt, von denen in Österreich 55 vorkommen. Die "Welschenhalten" beherbergen die
erstaunliche Zahl von 8 derartigen prioritären Habitattypen. Besonders reichhaltig ist auch
das Vorkommen an besonders streng geschützten Vogelarten (Vogelschutzrichtlinie). Von
den insgesamt 81 im Gebiet der "Welschenhalten" nachgewiesenen Vogelarten finden sich
nicht weniger als 19 Arten in den aktuellen roten Listen der besonders gefährdeten und
daher schützenswerten Tiere. Noch im November 1996 stellte die Gemeinde Ebreichsdorf
selbst den Antrag, dieses Gebiet zum Naturdenkmal zu erklären.
Nunmehr befürworten die Ebreichsdorfer Gemeindevertreter unter dem Eindruck dieser
potentiellen Großinvestition, deren Auswirkungen weit über den Gemeindebereich
hinausgehen, daß Magna Globe Projekt. Bei einer von Herrn Stronach gemeinsam mit dem
Ebreichsdorfer Bürgermeister Pilz geleiteten BürgerInnenversammlung am 22. April 1997
wurde von den im Auftrag der Firma Magna eingeschalteten Experten unter anderem
festgestellt, daß es durch das Projekt zu einem Verlust bzw. zur Zerschneidung
hochwertiger Biotope komme, daß jedoch in Zukunft hinsichtlich der verbleibenden Flächen
ein Natur-Management angestrebt werde. Ausdrücklich wurde betont das eine Realisierung
des Projektes ohne umfangreiche Verkehrs- und Infrastrukturinvestitionen zu
"unzumutbaren" Belastungen für
die Gegend, insbesondere für die Ebreichsdorfer
Bevölkerung führen werde. Als "unabdingbare Voraussetzung" des Projektes wurden eine
Verbreiterung der A 2 (Südautobahn) und der A 3 um jeweils eine Fahrspur in jeder
Fahrtrichtung, die Realisierung der B 301 sowie der Ausbau der beiden Autobahnabfahrten
bei Ebreichsdorf zu Vollknoten genannt. Über diese Autobahnprojekte führen die
Projektwerber laut ihren Aussagen derzeit politische Gespräche und Verhandlungen.
Eine gesetzliche Umweltverträglichkeitsprüfung wird als nicht erforderlich befunden, da die
Einzeldaten (Waldrodungen, Bettenanzahl, Beherbergungsbetriebe) unter dem gesetzlichen
Schwellenwerten blieben; eine freiwillige UVP ist nicht beabsichtigt.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1) Wurde das Umweltministerium mit der Frage einer allfälligen
Umweltverträglichkeitsprüfungspflicht. des Magna Globe Projekts befaßt ? Wenn ja,
mit welchem Ergebnis (bitte genau begründen), wenn nein, werden Sie eine derartige
Überprüfung dieses gigantischen Projektes veranlassen ?
2) Halten Sie im Lichte des Magna Globe Projektes die Schwellenwerte für die UVP-Pflicht
von Großprojekten für hinreichend ? Wenn ja, wie begründen Sie dies, wenn nein,
welche Verbesserungen werden Sie vorschlagen ?
3) Das Projekt betrifft mit Sicherheit und auf Gutachten gestützt den Geltungsbereich der
EU Habitatrichtlinie bzw. der Vogelschutzrichtlinie. Was haben Sie als für den
Umweltschutz zuständiger Minister unternommen bzw. was werden Sie unternehmen,
um das gemeinsame europäische Erbe der "Welschenhalten" vor Zerstörung zu
bewahren ? Werden Sie diesbezügliche Verfahren einleiten ? Wenn ja, wann ? Wenn
nein, warum nicht ?
4) Vertreten Sie die Rechtsauffassung, daß ein Projekt mit derartigen Dimensionen und
einer ohne Zweifel immensen Auswirkung auf die Umwelt ausschließlich bzw.
federführend durch die Organe der Gemeinde Ebreichsdorf entschieden werden kann?
Wenn ja, wie begründen sie dies, wenn nein, welche Schritte werden Sie unternehmen?
5) Wie intensiv wurden bislang entlang der Südautobahn (A 2) bzw. entlang der A 3 im
Nahebereich Wiens die durch den motorisierten Straßenverkehr verursachten
Umweltbelastungen untersucht ? Wie beurteilen Sie als Umweltminister die von dem
diskutierten Großprojekt zu erwartenden zusätzlichen Umwelt- und
Gesundheitsbelastungen ?
6) Welche Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung und zum Schutz der
Umwelt werden Sie ergreifen, wenn die selbst
von den Projektwerbern als
unabdingbare Voraussetzungen zur Vermeidung unzumutbarer Belastungen genannten
Verkehrsinvestitionen nicht bzw. nicht im gleichen Zeitraum wie das geplante Projekt
realisierbar sind ?
7) Halten Sie als Umweltminister ein Management eines Naturraumes bzw. Biotops rund
um Riesenkugeln, Trabrennbahnen und Vergnügungseinrichtungen für eine dem
"Naturschutz" im ureigensten Sinne gleichwertige Vorgangsweise ? Wenn ja, wie
begründen Sie dies, wenn nein, welche Schritte werden Sie als Umweltminister
ergreifen ?