2422/J XX.GP

 

ANFRAGE

der Abgeordneten Dr. Haider, Dolinschek, Böhacker, Blünegger

und Kollegen

an den Bundesminister für Finanzen

betreffend Lehrlinge im Bundesdienst

Die Koalitionsparteien haben im Koalitionsübereinkommen vom 11. März 1996 unter der

Überschrift "Budgetkonsolidierungsprogramm des Bundes" eine Reduktion der Zahl der

öffentlich Bediensteten des Bundes um 11.000 bis Ende 1997 und äquivalente Maßnahmen bei

sonstigen öffentlichen Körperschaften vereinbart. Abgesehen dessen, daß ein derartiger

Beschluß ohne die gleichzeitige Einleitung entsprechender Strukturreformen (umfassende

Verwaltungsreform, Rechtsbereinigung, leistungsorientiertes Dienstrecht, Bürokratieabbau)

nur ein Beweis für Einfallslosigkeit ist, kann ein derartiger Abbau von Arbeitsplätzen im

öffentlichen Dienst im wesentlichen nur durch den natürlichen Abgang im Wege von

Pensionierungen bei gleichzeitigem Aufnahmestopp bzw. äußerst restriktiver Aufnahmepolitik

erfolgen. Wenn aber die Nachfrage des öffentlichen Dienstes am Arbeitsmarkt für mehrere

Jahre ausfällt, wird sich die Arbeitsmarktsituation im Bereich der Jugend, vor allem

unmittelbar nach Abschluß der Schulausbildung, noch weiter erheblich verschlechtern, was

eine enorme Steigerung der Jugendarbeitslosigkeit befürchten läßt.

Tatsächlich wurde im Bundesdienst bereits eine Aufnahmesperre verfügt, die bis zum Jahr

2000 gelten soll, darüber hinaus wurden früher bestehende Ausbildungsplätze für Jugendliche

gestrichen, die Durchführung der Eignungsausbildung beendet, werden befristete Verträge für

Ersatzkräfte nicht mehr verlängert und wird sogar die Kündigung von Vertragsbediensteten,

die ursprünglich als Ersatzkräfte für Karenzurlauberinnen aufgenommen wurden, überlegt.

Alle diese Maßnahmen gehen zu Lasten unserer Jugend.

Es ist daher festzustellen, daß sich die Gebietskörperschaften, insbesondere der Bund, jeglicher

Verantwortung für die Beschäftigung der Jugend entziehen. Während von der privaten

Wirtschaft ein ausreichendes Lehrstellenangebot verlangt wird, wird von den öffentlichen

Dienstgebern, so zum Beispiel vom Bund, einfach ein mehrjähriger Aufnahmestopp

verkündet, ohne einen einzigen Ausbildungsplatz zur Verfügung zu stellen. Diese Flucht aus

der Verantwortung für das wertvollste Kapitel, nämlich die Jugend, ist bezeichnend für die

inaktive Politik dieser Bundesregierung, die unwillig und unfähig ist, sich wirklich mit den

Zukunftsfragen Österreichs zu befassen.

Die Unterfertigten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Finanzen

nachstehende

ANFRAGE

1 . Wie viele Lehrlinge wurden vom Bund in den letzten Jahren seit 1994

a) bei der ÖBB

b) bei der Post (nunmehr PTA)

c) in den einzelnen Ressorts

ausgebildet?

2. Wie viele Lehrlinge stehen zum Zeitpunkt 1. Mai 1997

a) bei der ÖBB

b) bei der Post (nunmehr PTA)

c) in den einzelnen Ressorts

in Ausbildung?

3. Wie viele anderen Ausbildungsplätze für junge Menschen (Planstellen für Jugendliche,

Eignungspraktikanten) bestehen zum Stichtag 1. Mai 1997

a) bei der ÖBB

b) bei der Post (nunmehr PTA)

c) in den einzelnen Ressorts

und wie viele davon sind tatsächlich besetzt?

4. Weshalb unternimmt der Bund keine größeren Anstrengungen, an der Ausbildung junger

Menschen mitzuwirken?

5. Sind Sie der Auffassung, daß der bisherige bzw. gegenwärtige Zustand geeignet ist, das

Ausbildungsdefizit und insbesondere auch die Jugendarbeitslosigkeit zu erhöhen?

Wenn ja, warum werden keine zielführenden Anstrengungen unternommen, dieser

Entwicklung entgegenzutreten?

Wenn nein, auf Grund welcher Erwägungen gelangen Sie zu einer derartigen Auffassung?

6. Ist beabsichtigt, die Einrichtung der Eignungsausbildung zu reaktivieren bzw. zu

reformieren?

Wenn ja, welche konkreten Maßnahmen sind geplant?

Wenn nein, warum nicht?