2467/J XX.GP
ANFRAGE
des Abgeordneten Anschober, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Welser Stammtischrunde
Die Welser Stammtischrunde, die zu Jahresbeginn durch die Medien geisterte und
vehemente Proteste von Demokraten aller politischen Gruppierungen erntete, hatte
eine einzige Konsequenz: der Chef der Welser Staatspolizei und
Stammtischteilnehmer, Matejka, wurde sinnigerweise in die Fremdenpolizei versetzt.
Nun wird deutlich, daß, laut Anfragebeantwortung, es mehrmals Ermittlungen gegen
Stammtischbruder Robert Wimmer gegeben habe und "Josef Matejka Zugang zu den
Unterlagen hatte, die Ermittlungen teilweise selbst geführt hatte und damit theoretisch
in der Lage gewesen wäre, diese zu beeinflussen" .
Fast gleichzeitig wurde den Grünen ein vertraulicher Aktenvermerk des
Bürgermeisters von Wels, Karl Bregartner, vom 11.4.1997, zugespielt, der die
Unredlichkeit an die Spitze treibt und zu dem sich der Innenminister endlich jenseits
von Allgemeinplätzen und billigen Ausreden konkret äußern muß. In diesem
Aktenvermerk berichtet Bregartner über ein Gespräch mit dem Innenminister während
des Bundesparteitages am 9.4. . "Er - Schlögl - habe sich grundsätzlich positiv über
die Tätigkeit von Matejka geäußert und mir versichert, daß er nach den Wahlen am
5. 10. 1997, wo er mit großer Zuversicht einen beachtlichen Erfolg vorausgesagt hat,
Matejka sofort wieder auf seinen ursprünglichen Posten zuordnen wird. Er ersucht
mich, für die jetzt getroffene Entscheidung Verständnis zu haben, aber er konnte
damit eine ev. breit geführte Diskussion zu dieser Causa verhindern. Er persönlich
steht aber positiv zu Matejka.
Der Inhalt des Aktenvermerkes wurde von Bürgermeister Bregartner nicht dementiert.
Er sei lediglich überrascht, daß vertrauliche Schriftstücke in die Öffentlichkeit
kommen, möchte ansonsten dazu aber keinen Kommentar abgeben. Sich Arrangieren
geht in Partei und unter dem neuen Innenminister im Ministerium offensichtlich über
alles.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten aus diesem Grund an den Bundesminister
für Inneres folgende schriftliche
ANFRAGE:
1.Hat es das von Bregartner im Aktenvermerk dargestellte Gespräch am 9.4.
gegeben?
2. Stimmt der Inhalt des Aktenvermerkes mit Ihrer Erinnerung an das Gespräch
überein?
3. Haben Sie tatsächlich die Rückversetzung für den Zeitpunkt nach der Wahl
zugesagt?
4. Wenn Matejka Ihrer Ansicht nach schuldlos war, warum wurde er dann überhaupt
als klassisches wahltaktisches Bauernopfer versetzt und damit an den Pranger
gestellt?
5. Welches Rückgrat hat Ihrer Meinung nach ein sozialdemokratischer
Innenminister, der die Welser Stammtischaffäre ohne jegliche Sanktion und
Reaktion zur Kenntnis nimmt, sondern lediglich eine wahltaktische
Scheinmaßnahme setzt?
6. Falls die Wiedergabe des Gesprächs durch Bregartners Aktenvermerk nicht
stimmt, wie und mit welchen konkreten Zusagen verlief das Gespräch Ihrer
Meinung nach tatsächlich?
7. Haben Sie zur Causa ein Gespräch mit Matejka selbst geführt? Wenn ja, wie ist
dieses verlaufen und wie lautet der entsprechende Aktenvermerk im Wortlaut?
8. Haben Sie zur Causa Matejka ein Gespräch mit Vertretern der oö. SPÖ geführt?
Wenn ja, mit wem und mit welchem Gesprächsinhalt und wie lautet der
entsprechende Aktenvermerk im Wortlaut?
9. Wurden wegen der Weitergabe des Aktenvermerkes Untersuchungen bzw.
Rechtsschritte eingeleitet