2468/J XX.GP
des Abgeordneten Wabl, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Landesverteidigung
betreffend NATO/WEU-Beitritt
Auch im Rahmen der Diskussionen um eine Neuorientierung der NATO ist klar geworden,
daß das atlantische Bündnis weder die amerikanische "Nukleargarantie" für die
europäischen Mitglieder noch die Option des atomaren Erstschlages aufgeben wird.
Es ist weiters keineswegs anzunehmen, daß die Madrider Konferenz eine Änderung der
Beistandsregelung im NATO-Vertrag nach sich ziehen wird. Auch die Argumentation, daß
ein NATO-Beitritt de facto keine Mehrkosten, sondern sogar noch geringere Ausgaben für
die Landesverteidigung Österreichs nach sich ziehen würde, läßt sich durch keine einzige
internationale Studie belegen. Immerhin ginge es nach einem NATO-Beitritt über die
Landesverteidigung hinaus um verstärktes weltweites militärisches Engagement.
Das Neutralitätsgesetz ist nach wie vor in Kraft, nichtsdestotrotz betreiben große Teile der
Bundesregierung den aktiven Abbau der Neutralität. Immer mehr Bürger beklagen sich,
warum sie sich an Gesetze halten sollen, wenn dies offenbar auch die Bundesregierung nicht
tut.
Die Unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1 . Erachten Sie sich - trotz Ihrer jüngsten Stellungnahmen, daß ein "NATO-Beitritt bloß
noch eine Frage des Zeitpunktes" sei - in Ihren politischen Aussagen an den
Gesetzesbefehl gebunden, der sich aus den Erläuterungen zur Regierungsvorlage zum
Neutralitätsgesetz (598 d.B. VII. GP) albleitet?
2. Gibt es seitens Ihres Ressorts Berechnungen in welcher Höhe sich, die durch einen
NATO-Beitritt entstehenden Mehrausgaben im Budget niederschlagen werden und wie
diese aufgebracht werden können?
3. Können Sie die Mehrausgaben nach den verschiedenen Positionen aufschlüsseln, die bei
einem NATO-Beitritt erwartet werden?
4. Halten Sie die aufrechte Option des nuklearen Erstschlages, den sich die NATO auch
nach der Einigung mit Rußland vorbehält, für den richtigen Weg zur Erreichung von
Frieden und Stabilität in Europa und in
der Welt?
5. Erachten Sie die amerikanische Nukleargarantie für europäische NATO-Mitglieder auch
nach dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes noch für notwendig?
6. Sind Sie dafür, daß Österreich die im Rahmen des NATO-Vertrages begründete
Beistandsverpflichtung der Mitglieder eingeht?
7. Stimmen Berichte, daß ein Beitritt zu NATO oder WEU eine Reihe auch wirtschaftlich
bedeutsamer verkehrstechnischer Infrastrukturprojekte, die sonst an Österreich
vorbeigeführt würden , zur Folge hätte?
8. Wenn ja, welche Verkehrsprojekte stehen nach Ihrem Kenntnisstand in Zusammenhang
mit einem Beitritt oder einer engen Kooperation mit der NATO?
9. Welchen Einfluß hat ein NATO-Beitritt auf die Absatzchancen der österreichischen
Rüstungsindustrie?
10. Halten Sie die durch einen NATO-Beitritt herbeigeführte Integration Österreichs in
einem gemeinsamen Rüstungsmarkt, der sich innerhalb der NATO-Mitglieder
konstituiert hat, für wirtschaftlich bedeutsam ?