2469/J XX.GP
der Abgeordneten Doris Pollet-Kammerlander, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten
betreffend der österreichisch-türkischen Beziehungen
Die ständig steigenden Spannungen zwischen der türkischen Regierung, der Armee und
islamischen Gruppen lassen für die ungelösten politischen Fragen in der Region kaum
Hoffnung aufkommen. Um so dringender scheinen die gute Dienste der Staatengemeinschaft
zur Vermittlung im griechisch-türkischen Konflikt, in der Zypernfrage, aber auch zur
Lösung des Kurdenproblems. Auch die militärischen Angriffe auf den Nordirak im Mai
1997 machen klar, daß die Türkei nach wie vor im Spannungsfeld von demokratischer
Entwicklung und Militärdiktatur steht. Die Armee führt sowohl im eigenen Land einen
Bürgerkrieg mit den Kurden und schreckt auch vor Kriegshandlungen gegen andere Staaten
nicht zurück. Um so deutlicher sollte der politische Druck der EU auf die Durchsetzung und
Einhaltung der Menschenrechte in der Türkei ausfallen.
Amnsty international hat in seinem Bericht "Unsicher Zukunft ohne Menschenrechte"
(Bonn, 1996) festgestellt: "Die Menschenrechte in der Türkei fallen nicht allein in den
Zuständigkeitsbereich der dortigen Regierungen. Auch die internationale
Staatengemeinschaft ist für sie verantwortlich und hat die legitime Befugnis, die Einhaltung
der Menschenrechte zu überwachen und anzumahnen." (s.S. 143)
Die guten Dienste, aber auch der diplonmatische Druck der Internationalen Politik sind zur
Lösung der Konflikte so notwendig wie in der Vergangenheit.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
1 . Wie bewerten Sie die jüngsten Konflikte, die im Zusammenhang mit dem
Unterrichtswesen in der Türkei zwischen der Regierung Erbakan , islamischen Gruppen
und der Armee entbrannt sind?
2. Erachten Sie die Involvierung der Partei von Außenministerin Ciller im internationalen
Drogen- und Waffenhandel, die im vergangenen Jahr nach einem Verkehrsunfall und
jetzt nach einem Gerichtsurteil in Deutschland ans Licht gekommen ist, als Problem im
Hinblick auf die bilateralen Beziehungen zur Türkei?
3. Wie schätzen sie die Menschenrechtsentwicklung im vergangenen Jahr ein, auch
angesichts dessen, daß Amnesty international in einer weltweiten Kampagne die
Öffentlichkeit darüber
aufgeklärt hat?
4. Hat die österreichische Bundesregierung im vergangenen Jahr konkrete Initiativen in der
EU ergriffen, um die Einhaltung der Menschenrechte in der Türkei einzufordern?
5. Welche Aktivitäten haben Sie Herr Außenminister bisher gesetzt, um die
Menschenrechtspolitik der Türkei bilateral oder in anderen internationalen
Organisationen zu thematisieren? Hat die Bundesregierung weitere Schritte des Protestes
gesetzt?
6. Hat der österreichische Botschafter in Ankara konkrete Aufträge erhalten, in Fragen der
Menschenrechtspolitik, der Zypernpolitik und des Umganges mit der Kurdistanfrage
Aktivitäten zu setzen und welche?
7. Nachdem Sie zuletzt festgestellt haben, "daß die Kurdenfrage nicht mit militärischen
Mitteln gelöst werden kann" (AB 61 1/XX.GP), haben Sie gegen die Luftangriffe der
türkischen Armee im Nordirak, die am 12.Mlai 1997 erneut begonnen haben,
diplomatischen Protest eingelegt?
8. Hat das Außenministerium im Lichte Ihrer Aussagen, daß nur ein "möglichst
umfassender politischer Dialog", die "Voraussetzung für eine politische Lösung" (AB
61 1/XX.GP) des Kurdenkonfliktes darstellt. diplomatische Bemühungen unternommen,
einen politischen Dialog der Konfliktparteien in Gang zu setzen?
9. Welche Schritte gegen den Bürgerkrieg in Kurdistan hat die österreichische
Bundesregierung im vergangenen Jahr unternomnmen?
10. Werden Sie die Empfehlungen, die amnesty international im Zusammenhang mit der
Menschenrechtssituation in der Türkei an die internationale Staatengemeinschaft
gerichtet hat, in Zukunft verstärkt berücksichtigen? Wenn ja, in welcher Form wollen
sie diese Empfehlungen umsetzen?
11 . Wie entwickeln sich die österreichischen Handelsbeziehungen mit der Türkei?
12. Wieviele Bewilligungsanträge für welche Mengen von Waffentypen hat es 1996 auf
Ausfuhr oder Durchfuhr von Kriegsmaterialien in die Türkei gegeben, zu denen das
Außenamt eine Stellungnahnme abzugeben hatte?