265/J

 

 

 

der Abgeordneten Wabl, Langthaler, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft

 

betreffend Verbilligung von Pflanzenschutzmitteln

 

 

Nach einem Artikel in den Landwirtschaftlichen Mitteilungen vom l5. Jänner 1996 (S.4)

sollen die Pflanzenschutzmittel um bis zu 40 % billiger werden. Angekündigt wird, daß die

steirische Lagerhausgruppe im Jänner eine Verkaufsaktion für verschiedene

Pflanzenschutzmittel starte, beispielsweise sollen Maisherbizide (Stomp, Titus, Dual) um 17

bis 40% billiger, Obst- und Weinbauspritzmittel zwischen 5 und 26 % billiger werden.

Es werden folgende Preisreduktionen angekündigt:

 

Spritzmittelpreise der Lagerhäuser

Verkaufspreis Aktion 3 1. Jänner 1996

Preis je kg/lt

 

veränderung %

Produkt excl. MwSt. inkl. MwSt z. Frühjahr 1995

 

Dimilin 1 kg 1008,30 1210,- -26 %

 

Dithane M-45

(Obst/Wein) 25 kg 63,30 76,- -17 %

 

Miltoxan

(80% Monoceb) 20 kg 49,20 59,- -36 %

 

Captan (Obst/Wein) 10lt 79,20 95,- -34%

 

Ridomil combi 50 WP 2 kg 190,80 229,- -1 1 %

 

.Topas 100 EC 1 lt 655,80 787,- -10%

 

Harmony 30g 580,10 696.10 -57 %

 

Dual 720 EC 10lt 199,20 239,- -38 %

 

stomp SC 10lt 140,- 168,- -40 %

 

Titus + Neowett 600 ml 1081,60 1298,- -17 %

 

Decis 1lt 468,10 561,70 -20%

 

Ronilan flüssig 1lt 599,20 719,- -15 %

 

Quelle: Grenzlandlagerhaus Mureck

 

lm Tierexperiment zeigten die angeführten, verbilligten Pestizide lt. tierexperimentellen

Befunden (Fachbuch ''Wirkstoffe in Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel:

physikalisch- chemische und toxikologische Daten" , Hg. lndustrieverband Agrar) folgende

Wirkung (wobei die Langzeit-Toxizität nicht angeführt ist) :

 

Dimilin (Wirkstoff Diflubenzuron) : unspezifische Symptome, bei sehr hohen Dosen

Erhöhung der Met- und Sulfhämoglobinwerte

 

Dithane (Wirkstoff Mancozeb): Übelkeit, Brechreiz, Durchfall, bei extrem hohen Dosen

Apathie und Kreislaufinsuffizienz, Gewichtsverlust bei Daueraufnahme, Übelkeit,

Erbrechen

 

Captan : unspezifische Symptome; Humankasuistik: Haut- und Schleimhautreizungen sowie

Allergien möglich

 

Ridomil combi (Wirkstoff Metalaxyl): Sedation, Dyspnoe, Exophthalmus, Bauchlage,

tonisch-klonische Krämpfe, struppiges Fell

 

Topas (Wirkstoff Penconazol) : Erschöpfung, unregelmäßige Atmung, Diarhöe, Sedation

 

Dual (Wirkstoff Metolachlor) : Sedation, Dyspnoe, tonisch-klonische Muskelkrämpfe,

Exophthalmus, Trismus

 

Stomp (Wirkstoff Pendimethalin): Bewegungsstörungen , herabgesetzte Muskeltonus

 

Decis (Wirkstoff Deltamethrin) : Reizbarkeit, allgemeine Überempfindlichkeit,

beschleunigte Atmung, Erbrechen (Hund) , allgemeine Krämpfe und Perioden

vorübergehender Paralyse

 

Ronilan (Vinclozolin) : unspezifische Vergiftungssymptome

 

Abgesehen von den unvorstellbaren Qualen, denen die Tiere im Versuch ausgesetzt sind,

sind auch die Auswirkungen auf den menschlichen Organismus noch weitgehend

unerforscht. Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

1. Inwiefern werden die Anwender - neben Hinweisen auf der Verpackung - auf mögliche

Gefahren bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln hingewiesen?

 

2. Der Chemiekonzern BASF warnte vor einem unvorsichtigen Umgang mit Vinclozolin

und macht in der Verpackung darauf aufmerksam , daß ein unsachgemäßer Umgang mit

dem Pilzbekämpfungsmittel die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen und das Kind im

Mutterleib schädigen kann. Inwiefern wurden die Bauern von Ihnen als

Landwirtschaftsminister über mögliche Gefahren dieses Pflanzenschutzmittels informiert?

 

3. Das TransMed-Institut (Primar Dr. Gunter Schultes) hat eine Studie über den Einfluß

von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln auf die Zeugungskraft von

Bauern, die diese Mittel regelmäßig anwenden, veröffentlicht. Nach Abschluß dieser

Untersuchung sind Schultes und sein Team davon überzeugt, daß die spezifische

Exposition der Obst- und Weinbauern gegenüber Pflanzenschutz- und

Schädlingsbekämpfungsmitteln eine Einschränkung der Fertilität zur Folge haben kann.

Schultes zusammenfassend: " Egal, wie oft wir die Ergebnisse kontrollierten und

analysierten: die für die Zeugung unerläßliche Beweglichkeit der Samenfäden in der

Gruppe der 164 Probanden war und blieb deutlich reduziert. '' Inwiefern werden die

Bauern und Bäuerinnen auf diese Gefahren beim Umgang mit Pflanzenschutz- und

Schädlingsbekämpfungsmitteln hingewiesen?

 

4. Miltoxan scheint im amtlichen Pflanzenschutzmittelverzeichnis l995 nicht auf. Wie

erklären Sie, daß es dennoch angeboten wird?

 

5. Der Pflanzenschutzmittel-Gesetzesentwurf vom 18.7. 1995 ist auf massive Kritik der

Umweltorganisationen sowie des Umwelt- und Gesundheitsministeriums aus folgenden

Gründen gestoßen. Hauptkritikpunkte:

- die 500 ältesten und z.T. kaum geprüften Pestizide sollen wieder erlaubt werden

- bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln wird sowohl dem BMU als auch dem

BMG sämtliche Mitentscheidungsmöglichkeit entzogen

- die Einfuhr von in Österreich verbotenen Pflanzenschutzmitteln wird erlaubt.

Stimmt es, daß das Landwirtschaftsministerium diesen Entwurf überarbeitet? Inwiefern

werden die in der Begutachtungsphase gebrachten Einwendungen berücksichtigt?

 

6. Dänemark will den Verbrauch an Pflanzenschutzmitteln in den nächsten Jahren halbieren

durch eine Steuer auf Pflanzenschutzmittel (bis zu 37 % auf einzelne Produkte). Diese

Steuer dürfte dem dänischen Budget umgerechnet rund 360 Mill. S einbringen und wird

für finanzielle Unterstützungen im Landwirtschaftsbereich wie Forschung, Marketing,

Produktentwicklung gebunden. Auch die EU-Kommission hat dieses Vorhaben

genehmigt und ist offensichtlich bereit, eine Ökosteuer mit Beihilfenelement im

Landwirtschaftsbereich zu genehmigen. Wären Sie, um einen Fortschritt in der

Ökologisierung zu ereichen , zu einer solchen Maßnahme auch in Österreich bereit?

Wenn ja, welche Maßnahmen werden Sie setzen , wenn nein, warum nicht?

 

7. Im Wassergütebericht 1994, S. 27 steht zu lesen: Besonders im Flußgebiet der Raab und

Rabnitz waren z.T. hohe Werte von Metolachlor nachweisbar. Metolachlor wurde im

Burgenland an nur 4 Stellen erhoben. Vereinzelt wurden auch im Unterlauf des Inn und

in der Donau erhöhte Konzentrationen festgestellt. Welche Maßnahmen werden Sie

angesichts der erhöhten Werte von Metolachlor treffen?

 

8. In den letzten Monaten wurde vor allem im Zusammenhang mit der Finanzierung des

ÖPUL viel über die ökologische Funktion der Landwirtschaft und über notwendige

Anreize zur Ökologisierung gesprochen. Anderseits wurde 1994 die Düngemittelsteuer

abgeschafft und nun sollen auch die Pflanzenschutzmittel billiger und deren Zulassung

erleichtert werden, wodurch wiederum ein Anreiz zur Intensivierung gegeben wird. Wie

sind diese Maßnahmen mit dem propagierten ökologischen Weg vereinbar?