2720/J XX.GP

 

der Abgeordneten Dr. Graf, DI Schöggl

an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

betreffend Kündigungswelle im Forschungszentrum Seibersdorf

Laut Kurier vom 9. Juli 1997 haben der TU-Professor Arnold Schmidt und der

Aufsichtsratsvorsitzende des Forschungszentrum Seibersdorf (FZS) einl Konzept erarbeitet,

demnach das FZS stark abschlacken muß. Der Aufsichtsrat und die Geschäftsleitung will im

ersten Schritt 80 Mitarbeiter aus der Verwaltung entlassen bzw. auslagern. Diesem

Personalabbau haben Sie lt. Kurier bereits zugestimmt. Zusätzlich will der Aufsichtsrat und die

Geschäftsleitung 38 Mitarbeiter (es wird sogar schon von 45 Mitarbeitern gesprochen) aus

dem wissenschaftlich-operativen Bereich kündigen, obwohl es von ihnen eine Weisung gibt,

die eine Entlassung von Mitarbeitern aus dem operativen Bereich untersagt.

Diese Kündigungswelle wird eingeleitet, obwohl bei den Feierlichkeiten zum 40-jährigen

Bestandjubiläum des FZS, dieses von höchsten Stellen als erfolgreiches prosperierendes

Unternehmen dargestellt wurde.

Diese Kündigungswelle ist auch unter dem Gesichtspunkt zu sehen, daß der Vorsitzende des

FZS-Aufsichtsrates Dipl. Ing. Hochleitner auch Vorstandsdirektor von Siemens ist, also jenem

Unternehmen, das bei zahlreichen Projekten bzw Auftragsvergaben sowie bei

Forschungssubventionen als Konkurrent auftritt.

Daher richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Bundesminister für Wissenschaft und

Verkehr nachstehende

Anfrage

1.) Ist es richtig, daß die geplanten Kündigungen von Mitarbeitern aus dem wissenschaftlich-

operativen Bereich unter Mißachtung der Ministerweisung dennoch erfolgen'

Wenn ja, wieviele Mitarbeiter werden tatsächlich gekündigt?

Wenn ja, welche Konsequenzen werden Sie daraus ziehen, daß Ihre Weisung mißachtet

wurde?

Wenn nein, wie lange wird es keine Kündigungen im wissenschaftlich-operativen

Bereich geben?

2.) Welche Kündigungen sind im laufenden Jahr darüber hinaus vorgesehen?

3.) Wie viele qualifizierte Wissenschafter wurden seit 1996 m den vorzeitigen Ruhestand

gepreßt?

4.) Wie viele Mitarbeiter aus dem wissenschaftlich-operativ Bereich werden bis zum Ende des

Jahres in den Ruhestand geschickt?

5.) Wie ist es zu erklären, daß das Forschungszentrum Seibersdorf im vorigen Herbst zum

Sanierungsfall erklärt wurde?

6.) Hat der Aufsichtsrat seine diesbezüglichen Verptlichtungen nicht wahrgenommen?

7 ) Ist der Posten des FZS-Aufsichtsrates mit dem eines Vorstandsdirektors einer

konkurrierenden Firma vereinbar?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum ist der Siemens-Vorstandsdirektor Hochleitner Vorsitzender des

FZS-Aufsichtsrates

8.) Der 3.) Wie viele qualifizierte Wissenschafter wurden seit 1.9.97 in den vorzeitigen

Ruhestand gepreßt? Vorsitzende des FZ 5-Aufsichtsrates schlägt in der Hochleitner/Schmidt-

Studie vor, das FZS (ebenso wie das Arsenal) in, eine Gruppe von dezentralen

Kompetenzzentren zu zerschlagen. Ist eine derartige Haltung mit Hochleitners FZS-

Aufsichtsratfunktion kompatibel?

9.) Sind Sie der Meinung, daß jede strategische Forschung, die nicht innerhalb von zwei Jahren

zu Gewinnen führt, aufzugeben ist?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum nicht?

10.) Wird das FZS seine bisherige Aktivitäten in der gemeinnützigen Forschung, in der

Aufrechterhaltung von Expertise in nationalem Interesse und in der Beratung der Behörden

fortgesetzten?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum nicht?

1.) Wird die Teilnahme an EU-Projekten, die im nationalen und europäische Interesse liegen

und eine Rückholung von einbezahlten öffentlichen Mittel erlauben, Iin Zukunft weiter möglich

sein, auch wenn diese nicht zu kurzfristigen kommerziellen Gewinnen führen?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum nicht?

12.) Können Sie sich mit der bedingten Vernichtung von unersetzbarer Expertise identifizieren?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum nicht?

13) Welche wissenschaftlichen Impulse hat die seit ersten September96 installierte

Geschäftsführung in FSZ eingebracht?

14.) Hat die neue Geschäftsführung ein Forschungskonzept das über die Neuformulierung des

Stipendienwesens die Einführung einer neuen Kostenkontrolle (SAP) und die Zerschlagung

organisatorischer Strukturen hinausgeht, erarbeitet?

Wenn ja, wie lautet das Konzept?

Wenn nein, warum nicht?

15.) Seit 1980 konnte das FZS seine Auftragserlöse sowohl absolut als auch prozentuell

eindrucksvoll steigern. Wie sehen die Trends für 1997, insbesondere für die zweite Jahreshälfte

aus?

16.) Ist es dem Ministerium bekannt, daß Forschung und Akquisition am FZS nicht nur durch

andduernde Verunsicherung als auch durch eine ausufernde Bürokratie gelähmt wird?

17.) Hält es das Forschungsministerium vertretbar, daß allein für die zweite Jahreshälfie 97

zehntausende Arbeitsstunden für Managementschulungen, Geschäftsfeldplanungen und andere

forschungsfremden Tätigkeiten vorgesehen sind und daß diese Zeiten durch Streichung der

gesamten strategischen Forschung aufgebracht werden sollen?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum nicht?

18.) Ende 1996 wurden die Mitarbeiter des FZS ohne Beschäftigungsgarantie zu Opfern in

dreistelliger Millionenhöhe gezwungen. Durch Nichtbezahlung des Pensionsabschlages wurde

dieser Vertrag von der Geschäftsleitung gebrochen. Wird das Ministerium eine derartige

Vorgangsweise hinnehmen?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum nicht?

19.) Das CAORSO-Projekt gehört, vom wirtschafilichen Standpunkt. zu den ertögreichsten

Projekten des FSZ. Dieses Projekt ist nun abgelaufen und bedarf zur Fortsetzung eine

Zustimmung des Aufsichtsrates. Es würde über 5 Jahre jährliche Einnahmen von ca 60 Mio

Schilling bringen. Da es widersprüchlich erscheint, dem FZS einerseits Subventionen zu

entziehen, andererseits die Akquisition zu behindern, stellt sich die Frage wer ist dafür

verantwortlich, daß die Fortsetzung des CAORSO-Projektes noch immer nicht unterzeichnet

ja sogar gefährdet ist?