2798/J XX.GP
der Abgeordneten Morak
und Kollegen
an den Bundeskanzler
betreffend die Vorwürfe der Korruption, Bestechlichkeit und Vetternwirtschaft
gegenüber der österreichischen Bürokratie seitens des Burgtheater-Direktors
Claus Peymann
Im Rahmen einer Pressekonferenz zum Abschluß der Spielsaison 1996/97 erhob
der Direktor des Burgtheaters Claus Peymann schwere Vorwürfe gegenüber dem
Bundestheaterverband und dem Wirtschaftsministerium im Zusammenhang mit
dem Bau der 1993 fertiggestellten Probebühnen auf dem Gelände des Arsenals
in Wien. Wörtlich sprach Direktor Peymann davon, daß „Korruption“,
„Bestechlichkeit“ und ‚Vetternwirtschaft“ von vornherein „ganz selbstverständlich
für alle“ seien.
Diese Behauptungen stellen einen der schwerwiegendsten Vorwürfe dar, die in
den letzten Jahren gegenüber Dienststellen des Bundes erhoben worden sind.
Burgtheater-Direktor Peymann brachte damit zum Ausdruck, daß Korruption ein
systemimmanentes Element der österreichischen Bundesverwaltung sei. Seine
Äußerungen sind deshalb umso problematischer zu sehen, als sie im Originalton
im Mittagsjournal des ORF wiedergegeben wurden und durch eine darüber
hinausgehende Berichterstattung in den österreichischen Medien einer breiten
Öffentlichkeit bekannt wurden.
Erstaunlicherweise wurde von seiten des Bundeskanzleramtes zu den schweren
Vorwürfen von Burgtheater—Direktor Peymann bisher nicht Stellung bezogen. Die
einzige Stellungnahme stammt vom zuständigen Sektionschef im Wirtschafts-
ministerium, Wilhelm Kranzelmayer, in einem persönlichen Schreiben an die
Zeitung „Die Presse“, das am 1 Juli 1997 abgedruckt wurde, und der die von
Burgtheater-Direktor Peymann erhobenen Anschuldigungen entschieden zurück
weist.
Der anerkannte Journalist und frühere Chefredakteur der Austria Presse Agentur,
Josef A. Nowak, bemerkte in einem viel beachteten Kommentar in der Tages-
zeitung „Die Presse“ vom 7.Juli
1997 zu dem Vorfall, daß
„selbst der minimalste Anstand es verbietet, Verdächtigungen auszu-
sprechen, ohne Beweise vorzulegen, sondern auch weil das Gesetz Kon-
sequenzen verlangt, denn dort heißt es: ‚Wird einer Behörde oder öffent-
lichen Dienststelle der Verdacht einer von Amts wegen zu verfolgenden
strafbaren Handlung bekannt, die ihren gesetzesmäßigen Wirkungsbereich
betrifft, so ist sie zur Anzeige an eine Staatsanwaltschaft oder Sicherheits-
behörde verpflichtet.‘ Um es klar zu sagen: Wenn Peymann die Wahrheit
gesagt hat und keine Anzeige erstattet, so macht er sich strafbar . . Im
übrigen: Wo sind eigentlich der Generalsekretär des Bundestheaterver-
bandes, Georg Springer, und der für Kunst zuständige Staatssekretär, Peter
Wittmann, das weithin unbekannte Wesen? Springer hat sich bisher gewiß
nicht mit dem Ruhm besonderer Leistungen bekleckert. Vielleicht könnte er
jetzt einmal aktiv werden?“
Da es um Transparenz und vor allem auch um eine Klarstellung der schwer-
wiegenden Vorwürfe gegenüber dem pauschal diskreditierten österreichischen
Berufsbeamtentum geht, stellen die unterzeichneten Abgeordneten an den
Bundeskanzler folgende
Anfrage:
1. Wann sind Ihnen bzw. den zuständigen Beamten der Kunstsektion des Bun-
deskanzleramtes und/oder des Bundestheaterverbandes von Burgtheater-
Direktor Peymann die von ihm erhobenen Vorwürfe im Dienstwege mitgeteilt
worden?
2. Welche amtswegigen Veranlassungen wurden seitens des Bundestheaterver-
bandes und/oder von Ihrer Seite in dieser Angelegenheit getroffen?
3. Sollten die Anschuldigungen von Burgtheater-Direktor Peymann im Zusam-
menhang mit dem Bau der Probebühnen im Arsenal nicht auf amtswegige und
sonstige Weise Ihnen oder der Staatsanwaltschaft gegenüber dokumentiert
worden sein, stellt sich die Frage, weshalb die Behauptungen nicht von Ihrer
Seite oder von seiten des für Kunstangelegenheiten zuständigen Staats-
sekretärs im Sinne der Ehrenrettung des guten Rufes der österreichischen
Beamtenschaft zurückgewiesen wurden?
4. Wurde von Burgtheater-Direktor Peymann oder von sonstiger Seite in dieser
Angelegenheit Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet?
Wenn ja, mit welcher Begründung?
Wenn nein, warum nicht?
5. Wie beurteilen Sie die Tatsache, daß Burgtheater-Direktor Peymann Ihre
Beamten der ,, Korruption“, ,,Bestechlichkeit‘ und ,,Vetternwirtschaftszeit“
beschuldigt?
6. Wie beurteilen Sie weiters die Tatsache, daß der Burgtheater-Direktor
Peymann nach langjähriger Zusammenarbeit mit dem Ihnen unterstellten
Generalsekretariat des österreichischen Bundestheaterverbandes dieses als
„Unsinn“ bezeichnet?
7. In welcher Form hat sich der Generalsekretär des Bundestheaterverbandes zu
den ihm gegenüber erhobenen schweren Vorwürfen gerechtfertigt?
8. Haben Sie Indizien dafür1 daß die von Burgtheater-Direktor Peymann auch im
Hinblick auf den Bundestheaterverband erhobenen schweren Korruptionsvor
würfe zutreffend sind und haben Sie eine Untersuchung derselben beispiels-
weise durch die Beantragung einer Auftragsprüfung durch den Rechnungshof
veranlaßt?
9. Wie beabsichtigen Sie auf die Äußerungen Claus Peymanns zu reagieren,
sollten die von ihm erhobenen Vorwürfe sich als haltlos erweisen?
10.Welche Maßnahmen beabsichtigen Sie zur Wiederherstellung des guten
Rufes der österreichischen Beamtenschaft zu setzen, die durch die
pauschalierenden Vorwürfe des Burgtheater-Direktors Claus Peymann
jedenfalls in ein schiefes Licht gerückt worden ist?