2831/J XX.GP
der Abgeordneten Mag. Schreiner, Böhacker, Mag. Trattner
und Kollegen
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Verbesserung des Schuldenmanagements
In der Anfragebeantwortung 619/AB vom 15.7.1996 rechtfertigt der Bundesminister für
Finanzen das Schuldenmanagement des Bundes u.a. mit folgenden Worten:
Die Kriterien des Zins - und Risikomanagements - auf Basis objektiver Parameter mit den
gesellschaftsrechtlichen Aufsichtsorganen erarbeitet - werden laufend in Zusammenarbeit mit
Bankanalytikern geprüft und, wenn erforderlich, unter Wahrung risikoaverser Grundsätze
verbessert ...Eine ausschließliche Orientierung an der internationalen Zinsentwicklung ist
als nicht zielführend zu betrachten.
Trotzdem kritisiert der oberösterreichische Finanzlandesrat Leitl im Report vom 10.6.97 dieses
Schuldenmanagement wie folgt:
„Der Bund verzinst seine Schulden mit über 6 %. Länder und Gemeinden gibt‘s, die zahlen, ja,
ein gutes Stück weniger. Wenn ich das auf den Bund umrechne, kommen hier viele Milliarden
Schilling heraus, die wir locker einsparen könnten, ohne einen Bürger zu belasten, die aber
doch einen Gutteil dieses Loches, das derzeit im Budget klafft, ausgleichen könnten.“
Auch Schweizer Finanzexperten üben Kritik im Wirtschaftsblatt vom 5.2.1997, daß die
Bundesverschuldung von Hartwährungen belastet ist und daß mit hohem Engagement in
Franken und Yen bei der Finanzierung der österreichischen Staatsschulden viel Geld verloren
wurde. In ihrer Studie kommen Univ. Prof. Andreas Grünbichler und Dozent Markus Rudolf zu
dem Ergebnis, daß bei einer effizienteren Verschuldungspolitik bei gleichem, durchschnitt-
lichem Nominalzins von 6 % das jährliche
Tilgungsrisiko von 1,9 Mrd. öS auf 372 Mio. öS
sinken könnte und daß bei gleichem, Tilgungsrisiko andererseits durch ein Abgehen von der
Franken - und Yen -Lastigkeit der jährliche Schuldendienst um 5 Mrd. öS reduziert werden
könnte. Weiters könnte die Effizienz deutlich gesteigert werden, wenn sich das Schulden -
management nicht nur von Überlegungen der absoluten Zinsunterschiede leiten ließe, sondern
auch von Wechselkursüberlegungen. Durch die hohen Engagements in Franken und Yen
wurden auf der Währungsseite bisher zuviel Geld verloren.
Angesprochen auf zu hohe Kursverluste, antwortete der Geschäftsführer der österreichischen
Bundesfinanzierungs - Agentur (ÖBFA) Helmut Eder, daß die Kursverluste nur rein buch-
mäßige Bewertungsverluste sind, die keinesfalls schlagend werden ... was zählt, sind die
günstigen Zinsen. Unterstützung erhält Eder voll ÖBFA Aufsichtsratsvorsitzenden Anton
Stanzl: Als Dauerschuldner, der seine Kredite nie wirklich zurückzahlt, sondern immer nur
umschuldet, alte Anleihen tilgt, indem er neue begibt, sind solche Wechselkursverluste nur
Buchverluste. Sie müssen nicht realisiert werdet, solange sie in derselben Währung
refinanziert werden können (Profil, 8. 7 .96).
Dieser Ansicht widerspricht das Profil vom 8. Juli 1996 wie folgt:
Erstens besteht die Gefahr, daß bei der Refinanzierierung der Zinsvorteil verlorengeht. Zweitens
macht bei einer Laufzeit von 10 Jahren der Anteil der Zinsen an den Gesamtrückzahlungen
bereits um die 45 % aus. Da schlagen Kursverluste aber sofort durch. Drittens müssen bei
quasi ewiger Refinanzierung in derselben Währung die Volumina stetig erhöht werden.
Daher stellen die unterzeichneten Abgeordneten an den Bundesminister für Finanzen folgende
Anfrage:
1. Ist Ihnen die Studie der Schweizer Finanzexperten Grünbichler und Rudolf bekannt?
Wenn ja, welche Erkenntnisse daraus werden zu einem geänderten Verhalten bei der
Finanzierung der österreichischen
Staatsschulden in Fremdwährungen führen?
2. Decken sich die Aussagen der Schweizer Studie mit jener Studie über den Erfolg der
Finanzierung der Bundesschuld in Fremdwährung, die im Auftrag des Vorsitzenden des
Staatsschuldenausschusses Univ.Prof. Frisch vom WIFO erstellt wurde?
3. Werden Sie diese Studie, die laut Profil vom 8.7.96 streng unter Verschluß gehalten werden
soll, dem Nationalrat übermitteln?
Wenn ja, bis wann?
Wenn nein, warum nicht?
4. Wie entwickelten sich seit 1990 die Finanzschulden in fremder Währung (getrennt nach
Jahr und Währungen, insbesondere bei DM, Sfr, Yen und holl. Gulden)?
5. Auf welche Höhe beliefen sich die jährlichen Zinszahlungen (getrennt nach Jahr und
Währung)?
6. Wie verhielt sich der Wechselkurs oben angeführter Währungen zum österreichischen
Schilling seit 1990?
7. In welcher Höhe erfolgten seit 1996 Refinanzierungen bei Finanzschulden in fremder
Währung?
8. Wie verhält sich der durchschnittlich gewichtete Zinssatz bei diesen Refinanzierungen zu
dem durchschnittlichen gewichteten Zinssatz bei neuen Auslandsschulden?
9. Ist Ihnen das oberösterreichische Modell des Schuldenmanagements bekannt?
10.Inwiefern unterscheidet sich dieses von dem des Bundes‘?
11.Welche Auswirkungen hätte eine Auf— bzw. Abwertung des Euro gegenüber jenen
Währungen, in denen die
österreichische Finanzschuld denominiert ist im Zusammenhang
mit der Bedienung der Staatsschulden ?
12.Welche Zusatzkosten entstehen durch diese Auf— bzw. Abwertungen; welche Vorteile
würden dadurch entstehen?