2979/J XX.GP
der Abg. Koller, Dr. Salzl, Wenitsch
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft
betreffend AMA irreführende und konsumentenverdummende Rindfleischwerbung
Die Werbebeilage der AMA zur „Kronen-Zeitung“ vom 14.9.1997 ist geeignet,
trotz Farbenpracht als Musterbeispiel für irreführende und konsumenten-
verdummende Werbung in die Annalen einzugehen.
Über der Bezeichnung „Ihr Glücksrind“ befindet sich die Abbildung eines
säugetierähnlichen Lebewesens mit schematisierter Körpereinteilung; die
Ähnlichkeit zu einem Rhinozeros mit Ärmelschonern ist nicht von der Hand
zu weisen. Die Beschriftung der einzelnen Körperteile trägt vollends zur
Verwirrung bei: während die „Ärmelschoner“ als Gulaschfleisch bezeichnet
werden, sieht das „Hintere“ wie ein kräftiger Schulterpanzer im oberen
Vorderteil des Tieres aus. Brust und Bauch des vermeintlichen Rindes
befinden sich wie bei jedem Vierbeiner richtigerweise auf der Unterseite
des Körpers, werden aber als „Vorderes“ betitelt.
Diese Einteilung steht unter dem Motto: „jedes Stück ein Gustostück“,
eine Irreführung, die sich keine Hausfrau seitens ihres Fleischhauers
gefallen lassen wurde.
Für den Fall, daß das typische Aussehen eines Rindes bzw. dessen schlacht-
und zubereitungsorientierte Körpereinteilung entweder im Bundesministerium
für Land- und Forstwirtschaft oder in der AMA inzwischen in Vergessenheit
geraten sein sollte, liegt dieser Anfrage neben der inkriminierten Darstellung
des sogenannten „Glücksrindes“ auch ein Auszug aus „Mein erstes Kochbuch“ von
Anna Müller und Olga Walser aus dem Jahre 1948 bei, ein Standardwerk, das zum
Unterschied von zweifelhaften AMA-Publikationen einen erfolgreichen Einstieg
in die österreichische Küche ermöglicht.
Anstatt Millionen aus Bauerngeldern für sinnlose und verdummende AMA-Werbung
auszugeben, wäre sowohl bäuerlichen Direktvermarktern als auch Konsumenten
mit einer Neuauflage dieses praktischen und informativen Büchleins mehr gedient.
Daher richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Herrn Bundesminister
für Land- und Forstwirtschaft die nachstehende
Anfrage:
1. Wer in der AMA ist für diese irreführende Werbeaktion mit dem „Glücksrind"
verantwortlich ?
2. Welche Werbeagentur wurde mit der Gestaltung der diesbezüglichen Beilage
zur Kronen-zeitung vom 14.9.1997 beauftragt ?
3. Welcher Unglücksrabe schuf das an ein Rhinozeros mit Ärmelschonern
gemahnende Glücksrind ?
4. Wie hoch sind die Kosten für
a) die Werbeidee und Projektierung,
b) die Gestaltung und Ausführung,
c) die Inserate,
d) die Druckauflage des
„AMA-Rindfleisch-Kochbuchs“ ?
5. Ist nach Ihrer Auffassung die Aussage "jedes Stück ein Gustostück“
im Zusammenhang mit der Darstellung des „Glücksrindes“ haltbar oder
eine grobe Irreführung des Konsumenten ?
6. Ist nach Ihrer Auffassung die Körpereinteilung des „Glücksrindes“ in
Hinteres, Vorderes, Rücken, Gusto und Gulaschfleisch schlacht- und
zubereitungstechnisch adäquat oder eine grob vereinfachende Irreführung
des Konsumenten, dem dadurch wichtige Informationen über die unterschied-
liche Fleischqualität und Verwendungsart innerhalb der einzelnen Körper-
einteilungen unterschlagen wird ?
7. Werden Sie die AMA-Verantwortlichen zu einer strikten Rückbesinnung
auf das tatsächliche Aussehen von Rindern und deren in Österreich
seit Jahrhunderten üblichen schlacht- und zubereitungsorientierten
Körpereinteilung veranlassen ?
8. Werden Sie den zuständigen AMA-Verantwortlichen zu diesem Zweck anstelle
teurer Weiterbildungsseminare die äußerst informative Publikation
„Mein erstes Kochbuch“ von Anna Müller und Olga Walser aus dem Jahr
1948 überreichen, das die für eine Rindfleischkampagne erforderlichen
Einteilungs- und Zubereitungsinformationen übersichtlich und leicht
faßlich enthält ?