2988/J XX.GP

 

der Abg. Dl Schöggl, DI Prinzhorn, Haigermoser, Hofmann, Mentil

an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten

betreffend Projekt Wärmeversorgung des Truppenübungsplatzes Allentsteig

Der Truppenübungsplatz (TÜPL) Allentsteig ist der größte Übungsplatz des Österreichischen

Bundesheeres und enthält zwei Gebäudekomplexe, die Liechtensteinkaserne und das Lager

Kaufholz. Bei beiden Gebäudekomplexen sind derzeit Ölheizungsanlagen mit

Fernwärmeanschluß der einzelnen Zusatzgebäude in Betrieb, wobei die jährlichen

Betriebskosten ca. 4,5 Mio, Schilling betragen.

Der TÜPL Allentsteig ist von einem weitläufigen Waldgebiet umgeben, welches von der

Heeres Forst- und Liegenschaftsverwaltung verwaltet wird. Der Holz des Forstbestand ist

aufgrund des Übungsgeschehens - Geschoß- Splittereinwirkung etc. für den Holzverkauf nur

bedingt geeignet. Der Forstbestand muß aber ohnehin gepflegt werden, sodaß sich die Frage

der Verwendbarkeit stellt.

Ausgehend von diesen Überlegungen wurden in den letzten 15 Jahren umfangreiche Studien

in Auftrag gegeben, die sich alle für die Errichtung einer Biomasseanlage am TÜPL-

Allentsteig aussprachen. In das Projekt involviert sind die Bundesgebäudeverwaltung (BGV),

die Bundes-Bau-Direktion für Wien und Niederösterreich (BBD), das Bundesministerium für

wirtschaftliche Angelegenheiten sowie das Bundesministerium für Landesverteidigung. Mit

den Vorarbeiten des Projekts wurde die Bundes-Baudirektion beauftragt, die daraufhin einen

Planungswettbewerb durchführte und einen Sieger ermittelte.

Die Gesamtkosten der projektierten Biomasseanlage werden auf 42,5 Mio. Schilling

geschätzt. Abgesehen von den ökologischen Vorteilen liegt die Rentabilität der Anlage

gegenüber der bestehenden Ölheizanlage bei Verbrennung von zugekauften Hackschnitzeln

bei maximal 16 Jahren und verringert sich jedoch bei Verwertung der verfügbaren Ressourcen

Hackschnitzel der Heeresforstverwaltung auf 6 Jahre. Der Vorentwurf für eine

Biomasseanlage beim Lager Kaufholz wurde freigegeben, jedoch unmittelbar vor

Vertragsunterzeichnung für die weitere Planung - obwohl das nötige Budget vorhanden war -

erfolgte die Mitteilung, daß die Entscheidung über die Auftragsvergabe über Planung des

Projektes zwecks Evaluierung eines zwischenzeitlich eingetroffenen Offerts für die

Wärmelieferung von einer nichtgenannten Privatfirma um 1 bis 2 Monate zurückgestellt wird.

Es wurde bekannt, daß die Partnerschaftsfirma des Bundesheeres, die halbstaatliche Firma

,,Energie-Versorgung-Niederösterreich“, die auch an dem Planungswettbewerb teilnahm und

von der Jury auf die vorletzte Stelle gereiht wurde, mit der Durchführung des Auftrages

beauftragt wurde.

In diesem Modell wird von einer Fernwärmeanlage in der Stadt Allentsteig ausgegangen,

wobei der Energiebedarf durch Fernwärmelieferungen der EVN gedeckt werden soll. Die

Länge der Fernwärmeleitung vom Heizwerk bis zum Anschluß der TÜPL- Objekte wird 3,2 -

5 km betragen, was sowohl überwachungstechnisch als auch wirtschaftlich äußerst

problematisch ist. Ebenso haben sich der Bürgermeister und die Bürger von

Allentsteig - wegen zu befürchtender Staub-, Verkehrs- und Emissionsbelästigungen - gegen

die Errichtung des Fernheizwerkes im Stadtgebiet ausgesprochen.

Um den Auftrag für die EVN an Land zu ziehen, soll gemäß interner EVN-Aussagen ein

Netzwerk von Beziehungen und Systemen instrumentalisiert worden sein, wie das

- Einschalten von Repräsentanten der Wirtschaftskammer in das Projekt

und massive Interventionen für die Wärmelieferung durch die EVN

- Ausnützen des Partnerschaftsvertrags der EVN mit dem Bundesheer, wobei der

Nutzen dieser Partnerschaft in erster Linie auf Seiten der EVN liegen dürfte

- Ausnützen von bestehenden Naheverhältnissen zwischen den Bundes-

ministerien für wirtschaftliche Angelegenheiten und Landesverteidigung

- Vorfinanzieren des Projektes durch die EVN und Bezahlung über die

Energielieferung, sodaß derzeit keine Budgetmittel in Anspruch genommen werden

müssen, wodurch allerdings die Wärmeversorgung für das Bundesheer mittelfristig

wesentlich teurer kommen wird

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für wirtschaftliche

Angelegenheiten folgende

ANFRAGE

1 Welche Entscheidungsgrundlagen waren für die Vergabe dieses Auftrages an

die EVN ausschlaggebend?

2. Welcher Anbieter konnte unter Zugrundelegung der Gebote der Verwaltung wie

Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Effizienz, das beste Anbot stellen?

3. Warum wurde das von der Jury am besten bewertete Projekt nicht

angenommen?

4. Entspricht die geschilderte Vorgangsweise dem Bundesvergabegesetz?

5. Wurde das Projekt „Fernwärme Allentsteig bereits ausgeschrieben?

6. Gibt es außer der EVN andere Interessenten für den Betrieb eines

Fernheizwerkes in Allentsteig ?

7. Ist die Wirtschaftlichkeit des Fernheizwerks Allentsteig vom Großabnehmer

"TÜPL" Allentsteig abhängig bzw. mit welchen anderen Wärmeabnehmern gibt

es noch Wärmelieferungsverträge?