305/J

 

 

 

der Abgeordneten Rosenstingl und Kollegen

 

an den Bundesminister für öffentliche Wirtschaft und Verkehr

betreffend: Einschränkung bzw. Einstellung des Betriebs von Postämtern

 

 

ln letzter Zeit häufen sich die Fälle, da die Schalterstunden von Postämtern drastisch

eingeschränkt werden.

 

Ein besonders unverständlicher Fall ist das Bahnhofspostamt 6020 von Innsbruck, wo die

Schalter in Hinkunft Samstags bereits um 18.00 Uhr geschlossen, an Sonn- und Feiertagen

überhaupt nicht mehr geöffnet werden sollen. Gerade von Bahnhofspostämtern - noch dazu

auf Bahnhöfen, die rund um die Uhr internationalem Verkehr aufweisen - erwarten die

Kunden aber zu recht lange Öffnungszeiten.

 

Besonders bemerkenswert ist angesichts dieser unverständlichcn Restriktionen, daß parallel zu

der Anweisung über die Anderung der Schalterstunden durch die Postgeneraldirektion auch

eine Anweisung erfolgt, diese Restriktionen möglichst geheim zu halten, wörtlich liest man:

'.Auch sonstige, nicht unbedingt notwendige Verlautbarungen in Ihrem Bereich hätten zu

unterbleiben. Mit Ausnahme der allf. gesonderten Verständigung der umliegenden Postämter

hätte sich somit die betriebsinterne Verlautbarung auf die erforderliche Berichtigung des

'Verzeichnisses der Post - und Telegraphendienststellen in Österreich ' zu beschränken. ' und

weiter, wie zum Hohn: 'Auf die erforderliche Änderung des von der PSK aufgelegten

Informationsblattes 'Postämter haben lange Öffnungszeiten ' wird hingewiesen. '

 

Gleichzeitig wurde mit großem Aufwand die Einrichtung einer Poststelle in einer Wiener

Tankstelle gefeiert. Doch was zunächst als durchaus kundenfreundliche Neuerung erscheint,

entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Auftakt zu einer - nach der zeitlichen

Einschränkung - weiteren Stufe des Abbaues der Postamtinfrastruktur, denn es bestehen

bereits sehr konkrete Pläne, ländliche Postämter durch derartige ' Poststellen' , oder, wie man

sie neuerdings nennt, ' Postservice' zu ersetzen, wie dies im Ausland häufig auch schon

geschehen ist. So schreibt etwa die Hauspostille der Post, die POSTRUNDSCHAU, in der

Ausgabe 1/96: '.Auch die Dienste der Post sind Bestandteil einer Infrastruktur, die im

ländlichen Raum nur dann ohne wesentliche Einschränkungen aufrechterhalten werden kann,

wenn Umsatzrückgänge in traditionellen Geschäftsbereichen durch neue, innovative

Unsatträger kompensiert werden können Das Problem ist aber, daß derartige Poststellen

gegenüber echten Postämtern sehr wohl eine wesentliche Einschränkung darstellen, weil eben

nur ein geringer Teil der üblichen Dienstleistungen angeboten wird.

 

Nun ist unbestritten, daß es sinnvoll und notwendig ist, die Post durch Rationalisierungen in

allen Bereichen wettbewerbsfähiger und wirtschaftlicher zu machen.

 

Das Problem dabei ist aber, daß einmal mehr der Einsparung an der Dienstleistung im Postamt

erfolgt, während die Umstrukturierungen in der Zentrale mit der Schaffung neuer Posten in

dcr Tintenburg verbunden sind : so stieg die Zahl der Referate in dcr Gencraldirektion von

1990 bis 1995 um ein Viertel, der Personalstand um ein Drittel und die Zahl der Abteilungen

gar um knapp die Hälfte, wobei aber sogar der (kleine) hohcitliche Bereich des

Fernmldesektors an das Verkehrsministerium abgegeben wurde - wo im übrigen der

Personalstand 1995 gegenüber 1994 auch um rund 5% (!) gestiegen ist. Gleichzeitig werden

aber Einsparungspläne entwickelt, denenzufolge in den nächsten Jahren 7500 Mitarbeiter

abgebaut werden sollen (2000 davon allcin 1996) - offensichtlich immer im produktiven,

nicht im Verwaltungsbereich.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für öffentliche

Wirtschaft und Verkehr nachstehende

 

Anfrage:

 

1. Ist es richtig, daß mit Anfang März die Schalterstunden beim Bahnhofspostamt Innsbruck

drastisch (Samstag nur mehr bis 18.00, Sonn- und Feiertags gar nicht) eingeschränkt

werden sollen?

 

2. HaIten Sie es für vertretbar, daß ausgerechnet Bahnhofspostämter auf rund um die Uhr

frequentierten Bahnhöfen am Wochenende nicht oder nur eingeschränkt offenhalten?

 

3. Bei welchen Postämtern wurden im einzelnen im vergangcnen Jahr Schalterstunden

gekürzt, bei welchen sind derartige Maßnahmen für das laufende Jahr geplant?

 

4. Welche Postämter wurden im einzelnen im vergangenen Jahr gänzlich geschlossen bzw.

durch Poststellen ersetzt und wo ist dies für das laufende Jahr vorgesehen?

 

5. Halten Sie es für akzeptabel, daß derartige Leistungsreduktionen auf Weisung der

Generaldirektion generell praktisch geheimgehalten werden ('nicht unbedingt notwendige

Verlautbarungen in Ihrem Bereich hätten zu unterbleiben '), zumal die Kenntnis der

Öffnungszeiten und deren Veränderungen doch zweifellos von entscheidender Bedeutung

für die Postkunden ist: wenn ja, warum, wenn nein, was werden Sie unternehmen, um die

Post in Hinkunft zu einer kundenfreundlicheren Informationspolitik zu veranlassen?

 

6. Halten Sie es im Sinne der gebotenen Sparsamkeit für sinnvoll, eine Organisationsreform

der GeneraIdirektion durchzuführen, die zu einer drastischen Vermehrung des

Personalstandes, der Abteilungen und Referate in der Generaldirektion führt, während die

Einsparungen bei den einzelnen Dienststellen, die direkten Kundenkontakt haben,

erfolgen?

 

7. Halten Sie es für sinnvoIl und im Sinne des als Regierungsziel definierten Vorhabens, die

Busdienste von Post und Bahn zusammenzuführen, daß zur Zeit die Postautodienste eine

völlig neue, wesentlich größere Verwaltungsstruktur erhalten, während es keinerlei

konkrete Schritte hinsichtlich einer Ausgliederung aus dem Post- oder ÖBB-Verbandes

gibt?

 

8. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um die drohende Verschlechterung der

Postdienstleistungen durch Einsparungen im Dienstleistungsbereich zugunsten der

Tintenburgen zu verhindern?