3062/J XX.GP
der Abgeordneten Mag. Firlinger und Kollegen
an den Bundesminister für Finanzen, betreffend
Veräußerung von gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften, die im Eigentum
bzw. mehrheitlich im Eigentum des Bundes stehen
Der Antrag der Abgeordneten Eder (SPÖ) und Dr. Stummvoll (ÖVP) betreffend ein
Bundesgesetz, mit dem die Ermächtigung zur Veräußerung von Anteilsrechten an
der „Gemeinnützige Eisenbahnsiedlungsgesellschaft Linz, GesmbH“, an der
„Gemeinnützige Eisenbahnsiedlungsgesellschaft GesmbH in Villach“ und der
„Wohnbaugesellschaft der ÖBB gemeinnützige GesmbH“ erteilt werden soll, sowie
jüngste Medienberichte legen den Verdacht nahe, daß demnächst mehrere
gemeinnützige Wohnbaugesellschaften des Bundes zu Niedrigstpreisen an
Gesellschaften verkauft werden sollen, deren Eigentümer im politischen
„Nahverhältnis“ zu den Regierungsparteien stehen. Der Verdacht der „Proporz- und
Freunderlwirtschaft“, sowie der parteipolitischen Einflußnahme ist daher nicht von
der Hand zu weisen.
Da derartiges sowie ein parteipolitisch motivierter Ausverkauf von Bundesvermögen
weder im Interesse der Steuerzahler noch der Mieter dieser Gesellschaften liegen
kann, stellen die unterzeichnenden Abgeordneten an den Bundesminister für
Finanzen folgende
ANFRAGE
1. Welche gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften befinden sich derzeit ganz oder
mehrheitlich im Eigentum des Bundes (aufgeschlüsselt nach Anteil des Bundes,
Anzahl der Wohnungen, Wohnfläche, Grundfläche, Verkehrswert)?
2. Welche Schachtelbeteiligungen (mehrheitlich im Eigentum des Bundes stehende
Gesellschaften, die ihrereseits wiederum an gemeinnützigen Wohnbau-
gesellschaften beteiligt sind) existieren?
3. In welchen der unter Punkt 1 und 2 angeführten gemeinnützigen
Wohnbaugesellschaften sind politische Funktionäre (Nationalräte, Bundesräte,
Landesräte, Landtagsabgeordnete, Gemeinderäte, Betriebsräte) als
Geschäftsführer, Prokuristen oder Aufsichtsräte tätig oder verfügen über einen
Sitz in einem sonstigen Kontrollorgan?
4. Sind Ihnen Pläne bekannt, daß auch andere außer den o.a. Gesellschaften ganz
oder mehrheitlich im Eigentum des Bundes stehende gemeinnützige
Wohnbaugesellschaften verkauft werden sollen?
Wenn ja, um welche Gesellschaften handelt es sich dabei und welche konkreten
Vorstellungen haben sie bezüglich möglicher Käufer?
5. Sind Ihnen Absprachen zwischen Vertretern von SPÖ und ÖVP bekannt, deren
Inhalt die Maximierung des politischen Einflußes innerhalb von gemeinnützigen
Wohnbaugesellschaften in ÖVP und SPÖ dominierte Gesellschaften zum Ziel
hatte?
Wenn ja, über den Verkauf welcher Gesellschaften wurde dabei konkret
verhandelt?
6. Wurden seitens des Finanzministeriums Maßnahmen überlegt, die es
ermöglichen, im Fall des Verkaufs von gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften
parteipolitische Interessen und Einflußnahmen zu evaluieren?
7. Halten Sie es sowohl im Interesse der Steuerzahler als auch der Mieter für
angebracht, gemeinnützige Wohnbaugesellschaften überhastet und zu
Ausverkaufspreisen abzustoßen, bzw. wäre es nicht vorteilhafter auf den Verkauf
der Gesellschaften vorübergehend zu verzichten und nach einer Regelung zu
suchen, die ungeachtet des § 10a WGG einen fairen Interessenausgleich
zwischen den Mietern einerseits und den Steuerzahlern andererseits ermöglicht?
8. Wie stehen Sie zu dem Vorschlag, an bestehende Mieter einzelne Wohnungen zu
günstigen Konditionen und unter Berücksichtigung der bisher geleisteten
Mietenzahlungen zu veräußern?
9. In der Anfragebeantwortung 2504/AB zu Frage 8 vom 28-07-1997 nennen Sie als
Verkaufsargument für die drei eingangs genannten Gesellschaften die nach §10
Abs. 1 WGG beschränkte Gewinnabfuhr an den Bund. Ausgehend von einer
Einnahmensdifferenz von weniger als 4 Mio. öS. jährlich (durchschnittliche SMR
von 7%) und einer Gesamteinnahme im Fall eines Verkaufes von 180 Mio. öS. für
einen Gegenwert von 12,2 Mrd. öS. stellt sich die Frage:
Gibt es budgetäre Gründe, die einen Ausverkauf dieser drei Gesellschaften sowie
auch anderer in absehbarer Zeit unbedingt
erforderlich machen?
Wenn ja, sind die Erlöse aus diesen Verkäufen bereits im Budget für die Jahre
1998 und 1999 eingeplant?
10. Kurzum Herr Finanzminister, wollen Sie am Ermächtigungsgesetz zur
Veräußerung der drei Eisenbahngesellschaften in der bisherigen Fassung
festhalten?