3178/J XX.GP

 

der Abgeordneten Pollet-Kammerlander, Freundinnen und Freunde

an den Bundeskanzler

betreffend EU-Ratspräsidentschaft Österreichs im Jahr 1998

Im zweiten Halbjahr 1998 wird die Republik Österreich erstmals die EU-Ratspräsidentschaft

übernehmen. Die österreichische Ratspräsidentschaft fällt in eine Periode großer

Herausforderungen: Die EU-Osterweiterung (Agenda 2000), die Strukturfondsreform, die

Verlängerung des EU-Finanzplans, das Auslaufen des WEU-Vertrages, das Lomé-

Abkommen, die Institutionenreform.

Die Bundesregierung hat die Chance, die vor dem EU-Beitritt versprochene aktive

Europapolitik wahrzunehmen und Vorstöße in den für Österreich besonders wichtigen

Politikbereichen zu unternehmen, insbesonders in der Beschäftigungs- und Sozialpolitik, der

Demokratisierung der Union und der Hebung der Umweltstandards. In diesem Sinn hat u.

a. Vizekanzler Wolfgang Schüssel vor dem Nationalrat erklärt, Österreich werde auf den

Gebieten Bildung, Sicherheit und Menschenrechte Akzente setzen (PROHL Nr.39, S.

38).

Dies bedarf nicht zuletzt der Zusammenarbeit bzw. Koordination mit den Ländern der sog.

"Troika“, Großbritannien und Deutschland, die vor bzw. nach Österreich die EU-

Ratspräsidentschaft innehaben.

Da damit zu rechnen ist, daß anläßlich des Ratsvorsitzes Österreichs mehr als 2000

internationale Journalist/innen zeitweise nach Österreich und besonders nach Wien kommen

werden, werden Österreich und die Bundeshauptstadt zweifellos durch die internationale

Berichterstattung viel Beachtung finden. Die Ratspräsidentschaft bietet daher über die

bereits erwähnten inhaltlichen Vorstöße in politischen Sachfragen hinaus auch die einmalige

Chance, Österreich als internationales, offenes und zukunftsgerichtetes Land zu

positionieren. Über traditionelle Tourismusangebote hinaus könnte Österreich als Land der

Zukunft mit vielfältigen innovativen Ansätzen in Architektur, Ökologie und Kultur

präsentiert werden, und damit nicht zuletzt auch den Qualitätstourismus der Zukunft

stärken.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1 a) Welche organisatorischen Vorbereitungen wurden bereits für die österreichische EU-

Ratspräsidentschaft getroffen?

1 b) Welche organisatorischen Vorbereitungen werden noch für die österreichische EU-

Ratspräsidentschaft getroffen? Wann erfolgen diese?

1 c) Welche zusätzlichen Budgetmittel werden für die Zeit der österreichischen

Ratspräsidentschaft zur Verfügung stehen (zB für den Einsatz zusätzlicher Beamter)?

2 a) In welcher Form erfolgte bereits eine Kooperation mit den Ländern der sog. „Troika‘,

Großbritannien und Deutschland (in organisatorischer Hinsicht, in inhaltlicher Hinsicht)?

2 b) In welcher Form ist eine solche Kooperation geplant (in organisatorischer Hinsicht, in

inhaltlicher Hinsicht)?

3) Liegt seitens Österreichs ein Gesamtkonzept für die organisatorische und inhaltliche

Durchführung der EU-Ratspräsidentschaft vor?

4) Welche inhaltlichen Schwerpunkte wird Österreich im Rahmen der Ratspräsidentschaft

setzen?

4a) In welcher Form erfolgte eine Abstimmung der inhaltlichen Schwerpunkte mit den

anderen EU-Ländern, insbesondere mit den Ländern der sog. „Troika“, Großbritannien und

Deutschland?

5) Welche konkreten inhaltlichen Vorstöße wird Österreich im EU-Rat während seiner

Ratspräsidentschaft unternehmen?

5a) In welcher Form erfolgte eine Abstimmung der inhaltlichen Vorstöße mit den anderen

EU-Ländern, insbesondere mit den Ländern der sog. "Troika", Großbritannien und

Deutschland?

5 b) Welche konkreten inhaltlichen Vorstöße Österreichs im EU-Rat sind, insbesonders

während der österreichischen Ratspräsidentschaft, zu Beschäftigungsfragen geplant?

5 c) Welche konkreten inhaltlichen Vorstöße Österreichs im EU-Rat sind, insbesonders

während der österreichischen Ratspräsidentschaft, zu Sozialfragen (zB Einführung sozialer

Mindeststandards) geplant?

5 d) Welche konkreten inhaltlichen Vorstöße Österreichs im EU-Rat sind, insbesonders

während der österreichischen Ratspräsidentschaft, im Bereich der Strukturfondsreform

geplant?

5 e) Welche konkreten inhaltlichen Vorstöße Österreichs im EU-Rat sind, insbesonders

während der österreichischen Ratspräsidentschaft, zu Fragen der Steuerhamionisierung

geplant?

5 f) Welche konkreten inhaltlichen Vorstöße Österreichs im EU-Rat sind, insbesonders

während der österreichischen Ratspräsidentschaft, im Bereich der EU-Finanzierung

geplant?

5 g) Welche konkreten inhaltlichen Vorstöße Österreichs im EU-Rat sind, insbesonders

während der österreichischen Ratspräsidentschaft, zur EU-Osterweiterung bzw. Agenda

2000 geplant?

5 h) Welche konkreten inhaltlichen Vorstöße Österreichs im EU-Rat sind, insbesonders

während der österreichischen Ratspräsidentschaft, im Bereich der EU-Entwicklungspolitik

und der Lomé-Abkommen geplant?

5 i) Welche konkreten inhaltlichen Vorstöße Österreichs im EU-Rat sind, insbesonders

während der österreichischen Ratspräsidentschaft, zu Fragen der Unionsbürgerschaft bzw.

der Demokratisierung der EU geplant?

5 j) Welche konkreten inhaltlichen Vorstöße Österreichs im EU-Rat sind, insbesonders

während der österreichischen Ratspräsidentschaft, zur Einleitung eines verfassungsgebenden

Prozesses der EU geplant?

5 k) Welche konkreten inhaltlichen Vorstöße Österreichs im EU-Rat sind, insbesonders

während der österreichischen Ratspräsidentschaft, zur Hebung der EU-Umweltstandards

geplant?

5 i) Welche konkreten inhaltlichen Vorstöße Österreichs im EU-Rat sind, den Aussagen des

Vizekanzlers zufolge insbesonders während der österreichischen Ratspräsidentschaft, im

Bereich der Sicherheit geplant (innere und äußere Sicherheit)?

6) In welcher Form wird die „Machtstellung“, die ein EU-Land während der

Ratspräsidentschaft innehat, seitens Österreichs genutzt werden (zB Beeinflussung der

Tagesordnung der Ratssitzungen o. ä.) und für welche inhaltlichen Vorstöße (siehe oben) ist

dies vorgesehen?

7) Zur Präsentation nach außen: Nach welchen inhaltlichen Leitbildern soll sich Österreich

während der österreichischen EU-Präsidentschaft im zweiten Halbjahr 1998 präsentieren?

7 a) Welche konkreten Projekte sind dafür geplant?

7 b) Wer ist für Konzeption und Koordination verantwortlich?

7 c) Welche finanziellen Mittel sind dafür vorgesehen?

8) Die Stadt Wien nimmt für sich in offiziellen Publikationen immer wieder für sich in

Anspruch, „Umweltmusterstadt“ zu sein. Gerade in bezug auf die vielfach gewünschte

ökologische Vorreiterrolle Österreichs in der Europäischen Gemeinschaft wäre es

notwendig, in Wien ökologische Akzente in der Präsentation der Stadt zu zeigen. Welche

konkreten Veranstaltungen und Projekte sollen den ökologischen Charakter der Stadt Wien

dabei besonders hervorheben?

8 a) Wer ist für Konzeption und Koordination dieser Projekte verantwortlich?

8 b) Welche Finanzmittel sind dafür vorgesehen?

9) Wer ist für die Koordination zwischen den betroffenen Geschäftsgruppen, zwischen der

Stadt Wien, den Ländern und den Dienststellen des Bundes (Außenamt, BKA)

verantwortlich?

10) Wie würden Sie aufgrund der bisherigen Erfahrungen die Qualität der bisherigen

Kooperation mit den Länderdienststellen beurteilen?

11) Welche Universitäten, bzw. Universitätsinstitute wurden bisher von seiten des Bundes

kontaktiert, um Projekte, bzw. Veranstaltungen vorzubereiten, die Österreich als

Universitäts- und Forschungsland präsentieren?

11 a) Welche konkreten Veranstaltungen, bzw. Projekte wird es dazu geben?

11 b) Wer ist dafür verantwortlich?

11 c) Welche Finanzmittel sind dafür vorgesehen?

12) Der Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Univ. Prof. Dr.

Welzig hat vor einiger Zeit umfangreiche und detaillierte Vorschläge präsentiert, die dazu

angetan sind, Österreich und insbesondere Wien als Standort für Forschung, Entwicklung

und Technologie international zu positionieren. Haben von seiten des Bundes bereits

Vorarbeiten in diese Richtung stattgefunden? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?

12 a) Wer trägt die Verantwortung für Koordination mit den zuständigen Dienststellen der

Länder und der Stadt Wien?

13) Ein innovativer Wirtschaftsstandort vermag am besten durch Taten zu überzeugen:

Inwiefern wird sichergestellt, daß in jenen Hotels, in denen die ca. 2000 ausländischen

JournalistInnen untergebracht sein werden, in ausreichendem Ausmaß und auf dem letzten

Stand der Technik leistungsfähige Internet-Zugänge vorhanden sind, bzw. dafür Vorsorge

getroffen wird?

14) Österreich rühmt sich oftmals seiner kulturellen Vergangenheit. Die EU-Präsidenschaft

Österreichs bietet aber auch eine einzigartige Gelegenheit, Österreich Ort der

zeitgenössischen Kultur zu präsentieren. Wurde diesbezüglich für besondere kulturelle

Veranstaltungen (Ausstellungen, Veranstaltungen) bereits Vorkehrungen getroffen? Wenn

ja, welche?

14 a) Wer trägt für die Konzeption und Koordination die Verantwortung?

14 b) Welche finanziellen Mittel sind dafür bereitgestellt?

14 c) Wie ist die Koordination mit den zuständigen Dienststellen des Um der sichergestellt?

15) Welche Aktivitäten (Publikationen, Einladungen, Führungen, etc.) sind insbesondere im

publizistischen Bereich Österreichs geplant, um ausländischen Gästen, JournalistInnen etc.

Österreich in obiger Hinsicht nahezubringen?

15 a) Wer trägt dafür die konzeptionelle Verantwortung?

15 b) Welche finanziellen Mittel sind dafür vorgesehen?

16) Das niederländische Beispiel (EU-Gipfel im Amsterdam vom 16. und 17. Juni 1997)

hat gezeigt, daß insbesondere in Zusammenhang mit Kundgebungen EU-kritischer

Gruppierungen mit starken Sicherheitsmaßnahmen zu rechnen sein wird. Welche

Vorbereitungen werden in diesem Zusammenhang von seiten der Bundes getroffen, um

einerseits verkehrspolitische, und andererseits sicherheitspolitische Maßnahmen zu

gewährleisten, ohne daß insbesondere Wien dem negativen Beispiel Amsterdam (Stichwort:

Stacheldraht vor den Tagungsorten) folgen muß?

16 a) Wer trägt hier die Verantwortung?

16 b) Wer koordiniert zwischen den Bundesdienststellen und den Ländern?

16 c) Welche budgetären Mittel sind von seiten des Bundes für sicherheitspolitische

Maßnahmen vorgesehen?