3360/J XX.GP
der Abgeordneten Dr. Khol, Kiss, Platter
und Kollegen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend den Situationsbericht über Linksextremismus in Österreich
Der vom Innenministerium am 10. Oktober 1997 vorgelegte Situationsbericht betreffend
Linksextremismus in Österreich beinhaltet eine Aufstellung der linksextremistisch motivierten
Anschläge in Österreich im Zeitraum von 1986 bis August 1997.
Neben eindeutig zurechenbaren Attentaten ist auch eine Liste jener Anschläge beigefügt, die
vermutlich dem linksextremen Spektrum zuzurechnen sind.
Die terroristischen Aktivitäten der unterschiedlichen Gruppen, deren Anschlagserklärungen
teilweise in einschlägigen Publikationen wie dem TATblatt abgedruckt worden sind, haben in
vielen Fällen zu erheblichem Sachschaden geführt und auch Menschenleben gefährdet.
Eingangs wird im gegenständlichen Bericht vermerkt, daß dem Linksextremismus wie allen
extremistischen Erscheinungen von den Sicherheitsbehörden besondere Aufmerksamkeit
zugewendet wird.
Es besteht jedoch die Vermutung, daß die Auflistung der angeführten Anschläge, die einer
linksextremen Täterschaft zugeordnet werden, unvollständig ist.
Die in der Folge angeführten Anschläge, die alle im Berichtszeitraum liegen, lassen sich
einerseits durch ihre politischen Zielrichtungen und andererseits durch im TATblatt
abgedruckte Bekennerschreiben der linksextremen Szene zuordnen:
• Anschlag auf ein Bunkersystem des Bundesheeres, welches gesprengt bzw. abgefackelt
wurde.
Bekennung der RAAF (Radikal Agierende AntiFaschistInnen) im TATblatt vom
30.9.1992
• Anschlag auf die Baufirma PORR in Nußdorf, wo mehrere Baucontainer und ein
Kleinbus durch Superkleber und Reifenaufschlitzen „unbrauchbar“ gemacht wurden.
Bekennung durch fantomas und ronja im TATblatt vom 30.1.1997
• Anschlag auf den Dichterstein in Wels, wo die Gedenktafeln von „arischen Dichterlingen“
mit schwarzer Farbe übermalt wurden.
Bekennung durch Die Flintstones im TATbiatt vom 24.4.1997
• Zerstörung einer Glasfront der Peruanischen Botschaft mit Ziegelsteinen als Reaktion
auf das blutige Ende der Geiselbefreiung.
Bekennung durch Kommando Tupak Amaru im
TATblatt vom 7.5.1997.
• Anbringung eines Transparentes an der peruanischen Botschaft mit der Parole ,,Fujimori -
Clinton - Hashimoto = Mörderbande, Free all Prisoners“ und Verunreinigung des
peruanischen Staatswappens mit „Blut“.
ohne namentliche Bekennung im TATblatt vom 22.5.1997
Da diese Anschläge nicht im Bericht enthalten sind, jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit
stattgefunden haben, stellen die unterzeichneten Abgeordneten an den Bundesminister für
Inneres folgende
ANFRAGE:
1. Haben die oben angeführten Anschläge tatsächlich stattgefunden?
2. Wenn ja, warum sind diese Anschläge in dem von Ihnen herausgegebenen Bericht
betreffend Linksextremismus in Österreich nicht enthalten?
3. Wenn ja, (zu Frage 1) warum sind den Sicherheitsbehörden, die laut Ihrer Auskunft in der
Anfragebeantwortung 2730/AB zu 2676/J eine laufende Überprüfung von einschlägigen
Druckwerken vornehmen, die im TATblatt veröffentlichten Bekennungen entgangen?
4. Gab es in den oben angeführten Fällen Ermittlungen durch die Sicherheitsbehörden?
5. Wenn ja, was war das Ergebnis dieser Untersuchungen?
6. Welcher Sachschaden ist bei den einzelnen der oben angeführten Anschlägen entstanden?
7. Verftigen Sie über weiterreichende Kenntnisse in bezug auf die Täterschaft bei den
einzelnen Anschlägen, und wenn ja, welche?
8. Auf welche Gesamt - Schadenssumme belaufen sich die Auswirkungen der
linksextremistisch motivierten Anschläge in Österreich im Berichtszeitraum von 1986 bis
1997?
9. Worauf führen Sie die lückenhafte Darstellung in Ihrem Bericht über linksextreme
Anschläge in Österreich zuruck?
10.Warum wird von Ihrem Ressort, worauf auch die Eingangspassage des gegenständlichen
Berichtes hindeutet, dem Linksextremismus eher geringere Bedeutung zugemessen?
11. Halten Sie eine solche Bewertung der linksextremen Szene auch noch nach dem
(mißlungenen) Bombenanschlag von Ebergassing für gerechtfertigt?
12.Werden Sie die Überwachung des linksextremen Spektrums in Zukunft verstärken?
13.Wenn nein, warum nicht?